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Ausgabe Nr. 144 - Deutscher Aikido-Bund eV PDF

34 Pages·2011·11.12 MB·German
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„aikido aktuell“ – Informationsschrift für Aikido in Deutschland Inhaltsverzeichnis Leitartikel G.U.T.-Do zeigt auch fortgeschrittenen Aikidoka Präventionsmöglichkeiten auf ............. 3 Magazin Ein Sonntag im Park ........................................................................................................ 3 Internationaler Aikido-Lehrgang in La Bourboule ............................................................. 5 Unser Eckhard ist 70? ..................................................................................................... 6 „... zu Land, zu Wasser und in der Luft“ – Lillsved 2011 .................................................. 7 Stürme und Ruhe ............................................................................................................ 9 35 Jahre Aikido in Polen .................................................................................................. 10 Auch das muss mal sein: das große Mattenputzen ......................................................... 11 Das Schüler-Lehrer-Verhältnis: anwendbar in der westlichen Welt bis in die heutige Zeit? ...................................... 12 Informationen aus der 19. Bundesversammlung des DAB .............................................. 15 Technik-Serie Ude-garami; von Dr. Thomas Oettinger, 6. Dan .............................................................. 17 Aikido-Kids Landesjugendlehrgang in Werl......................................................................................... 22 Bundesjugendlehrgang in Bamberg ................................................................................ 23 15. Aikido-/Judo-Trainingscamp mit Hartmut Voigt .......................................................... 25 Konzentration und leuchtende Augen .............................................................................. 26 Die Reise ins Samurai-Camp .......................................................................................... 27 Daten und Fakten Aikido-Telegramm ............................................................................................................ 28 Wichtige Termine ............................................................................................................. 29 Einl. zum BL am 21./22. Januar 2012 in Gaißach ........................................................... 30 Einl. zum Aikido-Skilanglauf-Lehrgang im LZ Herzogenhorn vom 28.01.–04.02.2012 .... 30 Einl. zum BL vom 10. bis 12. Februar 2012 in Nürnberg ................................................. 32 Einl. zum BL am 3./4. März 2012 in Berlin ....................................................................... 33 Einl. zum BL am 21./22. April 2012 in Hamburg .............................................................. 34 Einl. zum BL vom 11. bis 13. Mai 2012 in Herten ............................................................ 34 Lehrgangsplan des DAB 2012 – Terminänderung .......................................................... 35 Titelbild: So fröhlich kann Fallschule sein, wenn man sie gemeinsam übt! Impression vom Kinder- und Jugendlehrgang in Gaißach am 04.06.2011 (s. Bericht S. 26). 2 aikido aktuell 4/2011 www.aikido-bund.de Leitartikel G.U.T.-Do zeigt auch fortgeschrittenen Aikidoka Präventionsmöglichkeiten auf Liebe Aikidoka, gerade liegt wieder ein G.U.T.-Do-Ein- Den G.U.T.-Do-Übungsleitern wünsche führungskurs hinter uns. Für das Präven- ich, dass viele an euren Kursen teilneh- tionsprogramm G.U.T.-Do (G.U.T. = ge- men. sund und trainiert) darf der Deutsche Ai- Wenn jemand nach dem Lesen meines kido-Bund (DAB) das Qualitätssiegel Leitartikels auch Interesse hat, mal einen SPORT PRO GESUNDHEIT vergeben. Einführungskurs mitzumachen und solche Voraussetzung ist außer der Teilnahme am Einheiten anzubieten, könnt Ihr gerne Einführungskurs, dass die anbietenden jederzeit auf mich zukommen. Übungsleiter/innen mindestens die Aikido- Ich bin immer für euch ansprechbar! Trainer-C-Lizenz und außerdem die Eure Übungsleiter-Lizenz „Sport in der Präven- tion“ besitzen. Parallel lief ein Landeswochenlehrgang des Aikido-Verbandes Baden-Württemberg (AVBW) und die G.U.T.-Do-Einführungs- Dr. Barbara Oettinger, kurs-Teilnehmer konnten ihre Erkenntnisse DAB-Präsidentin mit den Lehrgangsbesuchern austauschen. Es war für alle interessant zu beobach- ten, wie viele G.U.T.-Do-Anregungen in das „normale“ Aikidotraining und das All- Ein Sonntag im Park tagsverhalten übernommen werden kön- nen, sei es nur beim rückengerechten und damit -schonenden Auf- und Abbau der Matten. Wie achtsam man doch mit seinem Zur Sicherheit haben wir dann doch die Körper umgehen kann, wenn man für wasserfesten roten Matten mitgenommen. schädigende Bewegungen sensibilisiert ist Denn ob das Wetter sich halten sollte, an und um Präventionsmöglichkeiten weiß. diesem 10. Juli, schien alles andere als Mein Dank gilt den hochmotivierten klar. Aber die Deutsch-Japanische-Gesell- G.U.T.-Do-Teilnehmern, den Lehrkräften, schaft Hannover richtet ihr traditionelles dem AVBW für die Möglichkeit, diese DAB- Sommerfest nun mal im Freien aus – Maßnahme parallel durchführen zu kön- genauer gesagt im Stadtpark von Hanno- nen, und den AVBW-Wochenlehrgangs- ver, der sich mit seinem Hiroshima-Hain, besuchern für die wunderschöne gemein- dem kleinen Teegarten und den Karpfen- same Trainingswoche auf dem Herzogen- teichen als Kulisse für so einen kulturellen horn im Schwarzwald. Ich hoffe, ihr alle Austausch ganz wunderbar eignet. bleibt weiter so engagiert und mit Freude Neben den traditionellen Kulturtechniken auf eurem Do! wie der Kalligraphie, japanischer Tusche- www.aikido-bund.de aikido aktuell 4/2011 3 „aikido aktuell“ – Informationsschrift für Aikido in Deutschland danach wird – in wechselnden Beset- zungen – die Technik je zweimal von allen anderen ausgeführt: Fünf Techniken ohne Waffen und vier mit Stab konnten wir im ersten Block un- terbringen, vier Tech- niken gegen das Mes- ser und drei gegen das Holzschwert im zweiten Block. Klingt eigentlich nicht so schwierig, aber zehn Minuten, haben wir Meister Norbert Knoll bei der Vorführung am Sommerfest der gemerkt, können Deutsch-Japanischen Gesellschaft Hannover ganz schön lang wer- den. malerei, einer Ausstellung von in langjähri- Für den ersten Block konnte der ger Arbeit kunstvoll miniaturisierten Bonsai- Internetwart, Lutz Günther, als Conferen- Bäumen, Manga-Comics und natürlich di- cier von der nebenan aufgebauten Bühne versen Kostproben der japanischen Küche über die Lautsprecheranlage noch ein paar sollte anlässlich dieses Ereignisses auch Erläuterungen zum Geschehen geben – ein ganzes Spektrum traditioneller japani- allerdings unter erschwerten Bedingungen, scher Kampfsportarten gezeigt werden: da ihm die direkte Sicht auf die Matte Iaido, Kyudo, Karate, Judo, Kendo und versperrt war. Ob die Zuschauer ihm und auch Aikido – das war unser Part. uns aber wirklich den defensiven und Tatsächlich schoben sich zwar immer friedlichen Charakter unseres Sports wieder dunkle Wolken vor die Sonne, aber abgenommen haben? Der Szenenapplaus, es blieb bei der Regen-Drohung, die nicht den es immer wieder gab, orientierte sich in die Tat umgesetzt wurde. Und das war jedenfalls mehr an akrobatischen Fall- auch sehr gut so, denn anlässlich des 150- Einlagen der jeweiligen Ukes – und weil der jährigen Jubiläums der deutsch-japani- Rasen unter den Matten so schön weich schen Freundschaft fanden sich im Stadt- war, gab es eine ganze Reihe mehr spek- park nicht nur Hannovers Oberbürger- takulärer freier Fälle zu bewundern, als es meister Stephan Weil und der japanische sonst im Training üblich wäre. Konsul ein, sondern auch hunderte von Als direkte Werbeaktion für unseren Neugierigen und Japan-Fans. Verein schien die Geschichte zwar nicht so Zwei Vorführungen von zehn Minuten erfolgreich – den größten Teil der mitge- Länge durfte der Aikido-Verein Hannover brachten Flyer haben wir wieder einge- (AVH) bestreiten – die erste ziemlich zu packt. Dass Aikido eine schöne Sache ist, Anfang aller Vorführungen, die zweite fast konnten wir aber wohl doch vermitteln. ganz zum Schluss. Was zeigt man in zehn „Euch hat man wenigstens angesehen, Minuten, um Interessierten, aber dem dass es Spaß macht“, sagte mir ein Kampfsport völlig Fremden einen Eindruck Zuschauer hinterher. „Das war nicht so vom Aikido zu geben? Unser Lehrer Nor- verbissen.“ Das ist doch was, oder? bert Knoll schlug als Antwort auf diese Frage eine Art komprimiertes Mini-Training Wolfgang Stieler, vor: Der Meister zeigt die Technik zweimal, AV Hannover e. V. 4 aikido aktuell 4/2011 www.aikido-bund.de Magazin Nach der anstrengenden ersten Trai- ningseinheit bereiteten uns die Franzosen Internationaler in der Mittagspause ein ausgiebiges Essen Aikido-Lehrgang vor. Als Überraschung und zum besseren Ausgleich des Flüssigkeitshaushalts steu- in La Bourboule erten wir einige Kisten Bier bei, die wir aus Deutschland im Bus mitgenommen hatten. Nach zwei Jahren Wartezeit machte sich Auch hier kamen uns die niedrigen Tempe- der KSV Herne wieder auf den Weg nach raturen bei der Bierkühlung sehr entgegen. La Bourboule, um der Einladung zum nun- Gut ausgeruht und gestärkt fand um mehr siebten Freundschaftstreffen mit dem 15.30 Uhr dann die zweite Trainingseinheit Cercle d'Aïkido traditionnel nachzu- statt. Maître Horst zeigte ausschließlich kommen. Meister bei diesem Treffen war Techniken mit dem Jo. Zuerst wurden Horst Glowinski oder besser: Maître Horst Schlagkombinationen Jo gegen Jo und (7. Dan Aikido) vom KSV. Kataformen mit dem Jo trainiert. Danach Pünktlich um 20 Uhr am Dienstagabend ging Horst Glowinski zu Angriffen mit dem ging es von den Flottmannhallen in Herne Jo und Fassangriffen auf das Jo über. Bei aus los. Nach einer Nachtfahrt kamen wir der einen oder anderen Technik wurde die am nächsten Morgen bei 4 °C in La Bour- Matte nun doch zu eng und so musste in boule an. Dort wurden wir bereits von un- zwei Gruppen trainiert werden. Die zweite seren französischen Freunden erwartet Trainingseinheit ging im Eifer des Trainings und herzlich in Empfang genommen. Zu- dann doch schneller als gedacht vorüber. sammen ging es dann zum Frühstück bei Kaffee und Baguette. Nach dem Frühstück hatte jeder den Rest des Tages frei, um den Ort La Bourboule zu erkunden und noch ein paar Einkäufe für den darauf- folgenden Feiertag (Christi Himmelfahrt) zu erledigen. Am Donnerstag ging es dann richtig los. Um 9.30 Uhr startete die erste Trainings- einheit mit der Begrüßung durch Jacques Valère, welcher uns bei seinem Besuch 2009 in Herne nach La Bourboule eingeladen hatte. Unsere französischen Freunde waren mit über 100 Teilnehmern aus ganz Frankreich vertreten. Der KSV Herne und der TC Gelsenkirchen waren zusammen mit weiteren 25 Teilnehmern angereist. Damit war der Lehrgang, könnte man sagen, ausgebucht. Die erste Trai- ningseinheit beinhaltete Techniken ohne Waffen. Der Schwerpunkt bei der Ausfüh- rung lag auf dem Einsatz des Zentrums und der Atemkraft. So steigerte Horst Glo- winski durch Zentrumsarbeit nach und nach die Dynamik der Techniken, was die Teilnehmer auf der Matte ganz schön ins „Maître“ Horst Glowinski, 7. Dan Aikido, beim Schwitzen brachte. Hier kam es uns zu- deutsch-französischen Freundschaftslehrgang gute, dass die Außentemperaturen kaum in La Bourboule (Zentralfrankreich) gestiegen waren. www.aikido-bund.de aikido aktuell 4/2011 5 „aikido aktuell“ – Informationsschrift für Aikido in Deutschland Am darauffolgenden Freitagmorgen Dann kam es wieder, wie es kommen übernahm dann Maître Jacques Valère musste: Plötzlich war der Lehrgang vorbei, (7. Dan Aikido) das Training. Gezeigt wur- trotz des Mammutprogramms von fünf Trai- den Techniken mit dem Katana. Beginnend ningseinheiten à zwei Stunden, die zu Be- mit Formen des Schwertziehens wurden ginn endlos erschienen. Alle Teilnehmer diese in Techniken Katana gegen Katana des Lehrgangs waren von den drei Tagen überführt. Das Training mit dem Katana restlos begeistert. Die Dankesrede von war den Danträgern vorbehalten und so Jacques Valère brachte dies sehr schön hatten alle Kyugrade eine Stunde Pause. zum Ausdruck. Wir bedankten uns für die Die Kyugrade konnten wieder ins Training exzellente Ausrichtung des Lehrgangs und einsteigen, als Jean-Yves Le Marcou sprachen die Einladung für den 09.05.2013 (7. Dan Aikido) Techniken mit dem Tambo in Herne aus. (Kurzstab, ca. 30 cm lang) meisterlich de- monstrierte. Carsten Rosengarth, Nach einer kurzen Mittagspause ging es KSV Herne 1920 e. V. dann hoch zum Mont Dore, einem belieb- ten Ausflugs- und Skigebiet in der Region. Dort angekommen, fuhren wir mit der Seil- bahn zum Gipfel weiter. Leider war es oben Unser Eckhard ist 70? so nebelig, dass man gerade noch die Hand vor Augen sehen konnte. Also ging es direkt wieder runter vom Berg. Nach der Bergfahrt wurde von der am Mont Dore In der Tat feierten wir am 3. Juni den 70. ansässigen Bergwacht eine Vorführung mit Geburtstag von Eckhard Reschke. Wer ihn Rettungshunden organisiert. Dazu wurden Woche um Woche montags und mittwochs einige Sportkameraden unter Schutt auf der Matte am Flughafen Frankfurt sieht, begraben und etwas später dann erst von der ist überzeugt, dass die Feier mehrere den Hunden aufgespürt und anschließend Jahre zu früh stattfand. „gerettet“. Eckhard betreibt seit 38 Jahren Aikido – Die Feier am Abend fand in einem Hotel er ist Gründungsmitglied unserer Aikido- unterhalb des Berges statt. In einem ge- Gruppe, die viele Jahre von Ivan Antonietti mütlichen Speisesaal ließ es sich gut fei- trainiert worden war. Als dessen erster ern. Animiert von einer volkstümlich kostü- Meisterschüler übernahm er später das mierten Bardin, sangen die Franzosen kräf- Training von Ivan und leitet dies nun schon tig mit. Leider verhinderte die Sprachbar- über 25 Jahre. In dieser Zeit hat er acht riere das Verstehen des Textes. Je später Aikidoka erfolgreich auf ihre Dan-Prüfun- der Abend wurde, um so kleiner wurde je- gen vorbereitet. Außerdem hat Eckhard die doch letztendlich die Sprachbarriere. Zu- Geschicke des Vereins über 10 Jahre als sammen ging es nach der Feier in eine am Vorsitzender und viele Jahre als stellver- Ort ansässige Karaoke-Bar. Dort sangen tretender Vorsitzender maßgeblich mitbe- dann alle, ob mit Französischkenntnissen stimmt. Dabei organisierte er neben unver- oder ohne, lauthals französische Schlager. gesslichen Aikido-Reisen zu Lehrgängen in Die Bar hatten wir dann schnell für uns al- Frankreich auch ungezählte eigene Lehr- leine. gänge. Viele Aikido-Meister folgten seinen „Wer feiern kann, kann auch trainieren“, Einladungen zum Dojo am Flughafen. Zu- hieß es dann am letzten Morgen. Es folg- dem ist er ein gefragter Lehrer (auch in ten zwei Trainingseinheiten ohne Waffen. anderen Verbänden). Nach dem Tod von Diese bestanden zum Teil aus Vertiefun- Udo Granderath sprang er über mehrere gen des ersten Trainingstages, weitgehend Jahre auch als Trainer in Nauheim ein. Au- aber aus neuen Formen und Techniken ßerdem unterstützte er den Aufbau des gegen Schlag- und vor allem Fassangriffe. Vereins in Elsenfeld mit seinem Training 6 aikido aktuell 4/2011 www.aikido-bund.de Magazin und die bayerischen Kollegen kommen immer noch jede Woche nach Frankfurt. Im Jahre 1995 erhielt Eckhard vom Ai- „... zu Land, zu Wasser kido-Verband Hessen die Ehrenmedaille für besondere Verdienste. Er meisterte bis und in der Luft“ – 2009 insgesamt 13 Jahre lang als 2. Vorsit- Lillsved 2011 zender des AVHe all die anfallenden Aufgaben und vertrat den Verband souve- rän beim Landessportbund und beim Sportkreis Frankfurt. Im Jahre 2005 verlieh Die Urlaubszeit ist begrenzt und es gilt, die ihm die Technische Kommission des Deut- wenigen freien Tage im Jahr gut zu vertei- schen Aikido-Bundes den 2. Dan. len ... für die vielen reizvollen Aikido-Lehr- Er hätte sich schon lange auf all diesen gänge im In- und Ausland. Nachdem wir im Ehrungen ausruhen können. Doch weder Laufe des vergangenen Jahres drei hervor- diese Ehrungen noch sein schwerer ge- ragende Meister kennen lernen durften, sundheitlicher Rückschlag haben ihn davon entschieden Piet und ich uns für diesen abgehalten, weiterzumachen und sich Sommer, vom 17. bis 23. Juli „Lillsved“ bei überaus aktiv für das Aikido einzusetzen. Stockholm zu besuchen. Vor zwei Jahren Aufhören stand damals und steht auch jetzt war unser Aikido-Freund Rolf schon dort außer Frage und so wird Eckhard die 40 und hat uns seitdem von diesem Lehrgang Jahre Aikido vollmachen. nur Gutes berichtet. Ihn und eine Reihe Allerdings möchte er nun das Training in weiterer DAB-Freunde sollten wir dann jüngere Hände geben. Schade! Doch dann auch im hohen Norden wieder treffen. Für hat er endlich Zeit, sich auf den nächsten mich hieß es nach vielen Jahren „Horn“- Dan vorzubereiten. Diese Beharrlichkeit Urlaub, nun also knapp 1000 km in den und Entschlossenheit sind uns ein Vorbild Norden zu fahren und nicht die vertraute und so wird es jedem eine Ehre sein, den Route in den Süden. er als Uke auswählt. Was zog uns nun nach Lillsved, in die wunderschöne Schärenlandschaft an Gudrun Moede, Schwedens Ostseeküste? Die besagten Aikido Flughafen Frankfurt e. V. drei Aikidomeister Frank Ostoff (5. Dan Aikikai), Jan Nevelius (6. Dan Aikikai) und Jorma Lyly (5. Dan Aikikai) luden in diesem Jahr bereits zum 11. Som- merlehrgang in Lillsved ein. Dieser Einladung folgten über 100 Teilnehmer aus ins- gesamt 17 Nationen (USA, Japan, Israel, England, Ös- terreich, Schweiz, Norwegen, Finnland ...). Darunter viele, die schon seit vielen Jahren diesen „Aikido-Urlaub” bu- chen, und auch nicht wenige, die wie Piet und ich zum ersten Mal dabei waren. Man muss schon ein wenig „Aikiholic” sein, wie sich die Meister Eckhard Reschke, 2. Dan Aikido Mitwirkenden der Theater- gruppe beim Abschlussfest www.aikido-bund.de aikido aktuell 4/2011 7 „aikido aktuell“ – Informationsschrift für Aikido in Deutschland selbst bezeichneten, um diesen schweiß- dem Schüler viele (verwirrende) Details, ein treibenden Lehrgang als Urlaub zu be- ‚Meister’ nimmt dem Schüler diese zeichnen. Doch wo kann man den Alltag (überflüssigen) Details und bringt ihn zum besser vergessen als beim intensiven Ai- Kern der Technik.“ kido-Training in einer schönen Landschaft? So konnten wir Teilnehmer alle unsere Die Tage vergingen schnell im „Lillsved- Eigenheiten mit in den Topf werfen und Rhythmus“: Essen – Training – Essen – lernen, wie viel wir davon letztendlich weg- Training – Baden und Feiern – Schlafen – lassen können. Um etwas weglassen zu Essen – Training … können, muss man spüren, welche Bewe- Konkret gab es täglich zwei Trainings- gung beim Partner eine Auswirkung hat einheiten Aikido plus eine Einheit Bokken, und welche nicht. Dies ist durch alleiniges eine weitere Einheit „Ukemi“ und, wer Demonstrieren der Technik nicht erfahrbar, mochte, auch noch Qi-Gong am frühen deshalb waren alle drei Meister, nachdem Morgen mit Frank und am späten Abend sie häufig mit einer ganzen Reihe an unter- Shiatsu mit Jan. Die Bokken-Einheiten schiedlichen Ukes die Technik oder Übung wurden von Jorma für die Fortgeschritte- gezeigt hatten, auch stets während der nen und von Jan für die Anfänger geleitet. langen Übungsphasen in der Gruppe un- Die Anfängergruppe wurde zusätzlich noch terwegs und übten mit uns: angreifen – von Mouliko Halén begleitet, den sicher fühlen – ausführen – Feedback. einige DAB-Aikidoka noch vom vergange- Ich habe selten einen Lehrgang besucht, nen Pfingstlehrgang in Heidenheim in Erin- bei dem jeder Schüler wirklich ausgiebig nerung haben. Mouliko gehört ebenfalls zu mit dem Meister üben konnte. Es ist über- den langjährigen Teilnehmern in Lillsved. flüssig zu erwähnen, dass auch die Teil- Als sehr angenehm und abwechslungs- nehmer untereinander eine große Freude reich empfand ich es, dass die Aikido- daran hatten, die Übungspartner ständig zu Stunden abwechselnd von Frank, Jan und wechseln, obwohl einige am Sonntag nach Jorma geleitet wurden. So zog sich ein ro- dem Lehrgang im Vanadis-Dojo in Stock- ter Faden in Form der Techniken und holm noch Dan-Prüfungen ablegen wollten. Grundübungen durch die Woche, der aber von allen drei Meistern gesponnen wurde. Wer sie kennt, der weiß, dass die drei Leh- rer ihre ganz eigenen Schwerpunkte im Aikido haben und auch ihre Art des Unter- richtens von verschiedenen Herangehens- weisen geprägt ist. Und gerade dies machte für mich den Lehrgang so beson- ders. Die drei verstehen es, sich aufeinan- der zu beziehen, die Aspekte der anderen in ihrem Konzept zu integrieren und zu ak- zeptieren. Das spiegelte sich auch darin wieder, dass es trotz der bunten Zusam- mensetzung der Gruppe nie (!) zu einer Diskussion kam, ob eine Technik so richtig oder falsch sei. Im Vordergrund standen der Kontakt in der Technik, das Ausprobieren und ge- „Gi-Baum“ meinsame Erfahren. Und dennoch kam es nicht zum „Wildwuchs“ in den Ausfüh- Die Woche endete mit einem schönen rungen. Jan brachte es während einer Fest, auf dem gemeinsam gesungen, ge- Bokken-Einheit sehr trefflich auf den Punkt: tanzt und gelacht wurde. Besonders die „Ein ‚Lehrer’ in den Kampfkünsten zeigt „Aikiholic“-Showtruppe, die eine phantasti- 8 aikido aktuell 4/2011 www.aikido-bund.de Magazin sche Parodie auf die drei Meister vorführte, brach- te das Dojo zum Kochen. Und al- les trotz einer überraschenden und für viele auch traurigen Mitteilung. Frank feierte mit die- sem Lehrgang sein 30-jähriges Aikidojubiläum und teilte uns allen am Abend mit, dass er von nun an sein Die Teilnehmer am Bundeswochenlehrgang II auf dem HZH Aikido auf der Matte beenden würde. Seine Entscheidung scheint überdacht und hat sicher viel mit seiner Stürme und Ruhe jetzigen Lebenssituation zu tun. Er ist Vater zweier Söhne, der jüngste ist gerade drei Monate alt und zog uns alle zwischen den Trainings in seinen Bann. Frank Nach einigen Anreiseschwierigkeiten und bezeichnete sich in seiner berührenden An- einer langen Fahrt brachten wir doch noch sprache als ein Mensch, der Veränderun- die Strecke aus dem hohen Norden zum gen braucht und nun diese Veränderung in Herzogenhorn hinter uns. Wir freuten uns seinem Leben vornimmt. Es bleibt uns nur, über ein kleines, zurückgestelltes Abend- ihm und seiner Familie alles Gute zu brot und fielen müde in die Betten. wünschen, und die Hoffnung, die Jan für Insgesamt waren 22 Danträger und alle formulierte, dass Frank irgendwann sechs Braungurte angereist, um an Alfred wieder auf die Matte zurückkehrt. Somit Heymanns Training teilzunehmen. Die Trai- war dieser Lillsved-Lehrgang ein letzter in ningsschwerpunkte waren in dieser Woche dieser Besetzung. Kata (1., 3. und 4.) und Führung. Durch Warum nun der Titel „zu Land, zu Was- seine anschauliche Art, die Dinge zu ser und in der Luft“? Die An- und Abreise erklären, konnte man sehr gut Alfreds nach und von Lillsved ist allein schon die Anweisungen folgen. „Macht es so, wie der Reise wert. Piet und ich wählten den Weg Opa es euch zeigt, dann funktioniert es mit dem Auto über Dänemark nach auch.“ Schweden. Dabei hat man dann noch zwei Alfred gab in dieser Woche nicht alleine Fährüberfahrten. Den Rückweg trat Piet mit Training, er hatte dabei Unterstützung von dem Flugzeug an, da ich noch etwas Zeit in Heike, Ralf und Werner. Heike ging auf Schweden verbringen wollte. Wie wir spä- den Gesundheitsaspekt des Aikido ein und ter erfuhren, war das Wetter in der Woche zeigte uns neue Dehnübungen. Durch die in Deutschland kalt und regnerisch … in „Traumreisen“ sorgte sie für die nötige Ent- Schweden nicht ☺ spannung. Ralf nutzte seine Zeit, um mit uns Bokken-Grundlagen zu üben. Werner Dr. Andreas Dalski, legte sein Augenmerk auf die kraftlose Uni-Dojo Zanshin Lübeck e. V. Führung und das Fühlen des eigenen Kör- www.aikido-bund.de aikido aktuell 4/2011 9 „aikido aktuell“ – Informationsschrift für Aikido in Deutschland pers und des Partners. Die ersten Tage Ich bekam mit Marian Kontakt über eine vergingen durch den abwechslungsreichen Verbandszeitung der ACEA, der Vorläufer- Trainingsaufbau wie im Fluge. organisation der Europäischen Aikido- Dann war auch schon der Mittwoch da, Föderation. Er war Schiffselektriker auf der hier hieß es nur eine Trainingseinheit, dann Stettiner Werft und unterrichtete im Club freie Einteilung des Tages. Unsere Gruppe „SOMA Szczecin“. aus Lübeck floh vor dem schlechten Wetter Bei einer Polenfahrt zu den Städten mei- und nutzte die freie Zeit, um nach Frank- ner vor über 100 Jahren von dort emigrier- reich zu fahren, einzukaufen und alte ten Vorfahren machte ich einen Abstecher Freunde zu besuchen. So stellt man sich nach Stettin (Szczecin), wo er damals einen freien Nachmittag vor. Leider machte wohnte. Der Besuch blieb nicht der einzige, für die „daheim“ Gebliebenen das Wetter auch nachdem er nach Gollnow-Marsdorf nicht mit; schon am Vorabend dachten wir, (heute Goleniów Marszewo) umgezogen die Welt ginge unter. Es schüttete wie aus war. Die Werft wurde geschlossen und die Eimern und es gab ein Gewitter, wie ich es wirtschaftlichen Verhältnisse verschlech- noch nie erlebt habe. Es war aber auch terten sich. Er lehnte es aber weiterhin ab, spannend, so ein Unwetter in den Bergen Aikido zu seinem Beruf zu machen und einmal zu erleben. damit Geld zu verdienen. Die Abende verlebten wir in gemütlichen Runden, es gab sogar eine kleine Geburtstagsfeier am Dienstag. Für einige von uns, die selbst kurz vor der eigenen Danprüfung stehen, war es toll zu erleben, wie so eine Prüfung abläuft. Der Abend nach der Prüfung wurde durch die neue Danträgerin abgerundet. Mein Wochenfazit lautet: Ich habe durch die Ruhe auf dem Horn die Einheiten erle- ben und sehr genießen können. Alexander Warninck, Uni-Dojo Zanshin Lübeck e. V. 35 Jahre Aikido in Polen Stettin 1985: (zum Artikel im letzten aa, S. 3) Meister Marian Osinski mit seiner Frau Emilia Die damalige polnische Aikido-Gruppe wur- Ich habe mich sehr gefreut, in diesem de vom Aikido-Hombu-Dojo Tokio offiziell Artikel den Namen von Marian Osinski zu anerkannt und Marian Osinski war der finden, mit dem ich seit Jahren freund- technische Direktor. Stolz zeigte er mir ein- schaftlich verbunden und von dessen mal die Anerkennungsurkunde aus Japan. Tochter Sawa ich Pate bin. Als sein Wagen nach einem Unfall nur Vielleicht sind da noch einige Informatio- noch Schrott war, legten wir von der Aikido- nen meinerseits für die Leser von Interes- Abteilung des TV 08 Lohmar – ich war se, die nicht nur nach Westen orientiert Gründer der Abteilung und Trainer – zu- sind. Zumal es zwischen Polen und sammen und stifteten einen gebrauchs- Deutschland viele Gemeinsamkeiten gibt. tüchtigen PKW. 10 aikido aktuell 4/2011 www.aikido-bund.de Magazin Zusammen mit Bogdan Strachowski und shin, um sich ihrer Matten anzunehmen. Zenek (Zenon) Kokowski, der heute in der Diese bestand aus 20 bereitwilligen Nähe von Frankfurt lebt, hatten wir einiges Personen, sowohl großen als auch ganz erlebt und ich erinnere mich gern an die kleinen, die sich gleich in die Arbeit stürz- Zeit. ten. Wie bei uns bildeten sich nach und nach Nachdem die Matten fachgerecht aus- verschiedene Gruppierungen aus der ur- gelegt worden waren, tauschten alle Betei- sprünglichen Aikido-Gemeinde. Warschau ligten Bokken, Jo und Tanto gegen Wasch- beanspruchte eine Vorrangstellung, Ama- lappen, Eimer und Bürsten, die im Vorfeld teure trennten sich von den Professionellen mitgebracht worden waren, und der Spaß usw. Beruf und Familie führten schließlich begann. Der Plan sah wie folgt aus: dazu, dass er sich vom Aikido zurückzog. Desinfizieren, Seifenwasser, klares Was- Wer weiß, wie die Aikido-Geschichte in ser, Trockenwischen und in die Sonne Polen ohne ihn verlaufen wäre. Ich hoffe, stellen. er hatte eine Einladung zu den Feierlich- Schnell bildeten sich Arbeitsgruppen, keiten bekommen. wobei gleich Techniken ausgetauscht Ich werde ihm aa Nr. 3/2011 schicken. wurden, die so mancher auch aus dem Training kannte („Du musst dein Zentrum Manfred Putzka, benutzen!“). Nach ca. einer Stunde blickten Aikido-Club Siegburg e. V. wir auf blitzblank polierte Matten, woraufhin wir zur Belohnung den Kalorienhaushalt in Form von Eis wieder auffüllen gingen. Alles in allem war es ein schöner und erfolgreicher Nachmittag, an dem wir Auch das muss mal sein: unseren Matten mal zur Abwechslung das große Mattenputzen etwas Gutes taten, anstatt nur mit den Füßen auf ihnen herumzutrampeln. Am Samstag, dem 20.08.2011, traf sich die Suzanna Wrzeszcz, Aikido-Putzkolonne aus dem Uni-Dojo Zan- Uni-Dojo Zanshin Lübeck e.V. www.aikido-bund.de aikido aktuell 4/2011 11

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G.U.T.-Do zeigt auch fortgeschrittenen Aikidoka Präventionsmöglichkeiten auf . Aikido-Club Siegburg e. V. Uchi-deshi von Sokaku Takeda zu bezeich-.
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