Kasseler Semesterbücher Studia Cassellana Band 13 = = ^ìëÉáå~åÇÉêëÉíòìåÖÉå=ãáí=ÇÉã=òÉêëí∏êíÉå= àΩÇáëÅÜÉå=bêÄÉ= Franz-Rosenzweig-Gastvorlesungen (1999 – 2005) Hg. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik Albert H. Friedlander Kurt Rudolf Fischer Gerda Elata-Alster Feliks Tych Ze’ev Levy Chaim Schatzker Mihály Vajda Michael Löwy Harry Maor Walter Grab Chaim Seeligmann Yaacov Ben-Chanan = Kasseler Semesterbücher Studia Cassellana Band 13 Bildnachweise Albert H. Friedlander privat Kurt Rudolf Fischer privat Gerda Elata-Alster privat Feliks Tych Schulz-Jander, Kassel Ze’ev Levy privat Chaim Schatzker Schwerdtle, Kassel Mihály Vajda privat Michael Löwy privat Harry Maor Carl Levinson Walter Grab privat Chaim Seeligmann Messner, Kassel Yaacov Ben-Chanan Zickendraht, Kassel Die Kasseler Semesterbücher werden vom Präsidenten der Universität Kassel in zwei Reihen herausgegeben: In der Reihe „Pretiosa Cassellana” erscheinen wertvolle Publikationen der Uni- versitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel, ins- besondere Faksimiles kostbarer historischer Drucke und Handschriften. In der Reihe „Studia Cassellana“ werden besondere wissenschaftliche und künstlerische Projekte aus den verschie- denen Bereichen der Kasseler Universität aufgegriffen. Die Herausgabe der Kasseler Semesterbücher wird durch die Kasseler Sparkasse großzügig unterstützt. Die Universität Kassel dankt der Kasseler Sparkasse für ihren beispielhaften Beitrag zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar ISBN 3-89958-044-3 © 2004, kassel university press GmbH, Kassel www.upress.uni-kassel.de Umschlaggestaltung: 5 Büro für Gestaltung, Kassel Druck und Verarbeitung: Dieter Paegelow, Fototechnik, Kassel Printed in Germany Inhalt Vorwort ................................................................................................................................ 7 ALBERT H. FRIEDLANDER Autobiographische Gedanken ............................................................................................ 21 Das Ende der Nacht ............................................................................................................ 26 KURT RUDOLF FISCHER Jugendjahre und Flucht nach Shanghai .............................................................................. 43 Der Faschismus und die Verführung durch Nietzsche ....................................................... 52 GERDA ELATA-ALSTER Wanderungen ..................................................................................................................... 63 Schaue nicht zurück (nicht einmal im Zorn) – Sodom als Transzendenz ........................... 75 FELIKS TYCH Lebensskizze ...................................................................................................................... 97 Die Beziehungen im Dreieck Polen – Juden – Deutsche 1939–1945 und ihre Spätfolgen .......................................................................................................... 105 ZE’EV LEVY Von Dresden in den Kibbuz ............................................................................................ 119 Emmanuel Lévinas’ Verhältnis zu Hermann Cohen, Martin Buber und Franz Rosenzweig ..................................................................................................... 126 CHAIM SCHATZKER Autobiographie ................................................................................................................. 147 Die ‚Kameraden‘ – Geschichte einer jüdischen Jugendbewegung in Deutschland .......... 154 MIHÁLY VAJDA Im Spiegel ........................................................................................................................ 171 „Das ist keine Krankheit, eher Gesundheit“ ..................................................................... 177 6 Inhalt MICHAEL LÖWY Biographische Skizze ....................................................................................................... 191 Hannah Arendt und Walter Benjamin .............................................................................. 200 HARRY MAOR Die jüdische Wanderschaft des Harry Maor (von Julian Levinson) ................................. 211 Jüdisches in Freuds Brautbriefen ..................................................................................... 219 WALTER GRAB Von Wien nach Tel Aviv .................................................................................................. 231 Heinrich Heine und die Revolution von 1848 .................................................................. 241 CHAIM SEELIGMANN Curriculum vitae ............................................................................................................... 261 Der Kibbuz und seine Entwicklung .................................................................................. 266 YAACOV BEN-CHANAN Was erbte ich? Was habe ich zu vererben? Autobiographische Skizzen .............................................................................................. 277 Die Innenseite des Außenseiters Franz Kafka und andere als deutsch-jüdische Schriftsteller ............................................. 285 Vorwort In Nachfolge des Bandes Vergegenwärtigungen des zerstörten jüdischen Erbes (Kassel 1997), der die ersten zwölf Franz-Rosenzweig-Gastprofessoren vorstellte, die von 1987 bis 1998 an der Universität Kassel lehrten, kommen nun im vorliegenden zweiten Band Aus- einandersetzungen mit dem zerstörten jüdischen Erbe die acht Franz-Rosenzweig-Gastpro- fessoren zu Wort, die von 1999 bis 2005 zu Vorlesungen an die Universität Kassel ein- geladen wurden, sowie vier weitere Professoren – selbst durch den Nationalsozialismus Verfolgte und ins Exil Getriebene –, die bereits vor Einrichtung der Franz-Rosenzweig- Gastprofessur in Kassel lehrten und die damit indirekt zur Gründung dieser Einrichtung beigetragen haben. Da die Franz-Rosenzweig-Gastprofessur eine in der deutschen Univer- sitätslandschaft einmalige Einrichtung ist, soll sie – wie schon im ersten Band – auch hier kurz vorgestellt werden: Zunächst und zuerst erinnert diese Gastprofessur an das religionsphilosophische Werk und die Bildungsarbeit von Franz Rosenzweig, des großen jüdischen Sohns der Stadt Kassel. Franz Rosenzweig, 1886 in Kassel geboren, hatte sich bereits mit seiner historisch-philo- sophischen Dissertation Hegel und der Staat (1912, erschienen 1920)1 als herausragender Denker ausgewiesen, und eine wissenschaftliche Karriere stand ihm offen, sofern er sich zu dem damals üblichen und notwendigen Ritual der Konversion entschlossen hätte. Er aber entschied sich anders und schrieb 1913 seinen christlichen Freunden: „Ich bleibe also Jude.“ Nach intensiven jüdischen Studien verfaßte Franz Rosenzweig während des Ersten Welt- kriegs – als Soldat an der Balkanfront – sein philosophisches Hauptwerk Der Stern der Erlösung (1918, erschienen 1921),2 das ohne Zweifel zu den bedeutendsten Werken der Religionsphilosophie des 20. Jahrhunderts gehört. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ihm auch ohne Konversion eine Universitätskarriere angeboten, doch er schlug sie aus, um sich allein der jüdischen Kulturarbeit und Erwachsenenbildung widmen zu können. Nach ersten Ansätzen hierzu in Kassel wurde er 1920 nach Frankfurt a.M. geholt, wo er das Freie Jüdische Lehrhaus aufbaute, um so durch seine Bildungsarbeit den Juden im christlich dominierten Europa und in der areligiösen Moderne Orientierungen zu einem bewußten Judesein zu bieten.3 Doch bereits nach zwei Jahren intensiver Aufbauarbeit und Lehrtätigkeit befiel ihn als Spätfolge einer Malariainfektion eine zum Tode führende Lähmungserkran- kung, die ihn für die letzten sieben Jahre seines Lebens nicht nur völlig bewegungsunfähig machte, sondern ihn auch der Sprechfähigkeit beraubte. Mit ungeheurer geistiger Energie 1 Franz Rosenzweig, Hegel und der Staat, 2 Bde., München/Berlin 1920, Nachdruck in einem Band, Aalen 1962. 2 Franz Rosenzweig, Der Stern der Erlösung (1921), Frankfurt a.M. 1988. 3 Franz Rosenzweig, Der Mensch und sein Werk. Gesammelte Schriften, Bd. I: Briefe und Tagebücher (2 Teilbände durchpaginiert), Bd. II: Der Stern der Erlösung, Bd. III: Zweistromland. Kleinere Schrif- ten zu Glauben und Denken, Bd. IV: Sprachdenken im Übersetzen (2 Teilbände), Den Haag 1976– 1984. 8 Wolfdietrich Schmied-Kowarzik und durch die aufopfernde Hilfe seiner Frau und seiner Freunde gelang es ihm trotzdem noch, seine umfangreiche wissenschaftliche Korrespondenz weiterzuführen sowie einige Veröffentlichungen und Übersetzungen abzuschließen – die bekannteste ist die mit Martin Buber gemeinsam begonnene Arbeit an der Verdeutschung der Schrift.4 Rosenzweig starb 1929 und mußte so nicht mehr die unvorstellbar entmenschlichende Verfolgung und Aus- rottung der europäischen Juden und die systematische Zerstörung des europäischen Juden- tums durch den Nationalsozialismus miterleben. Franz Rosenzweig wird von der Judenheit in der abendländischen Diaspora, in den meist christlich dominierten Staaten Europas und Amerikas, als ihr großer Lehrer geehrt. Zugleich ist er ihnen auch durch seine Bewährung im Leid seiner Krankheit zu einem Symbol des Standhaltens geworden. Doch Rosenzweig ist nicht nur ein großer Lehrer der Judenheit; seine existentielle Glaubensphilosophie ist auch eines der großen Werke der Philosophie- geschichte, das – ganz aus der Selbstkritik der klassischen deutschen Philosophie erwach- sen – maßgeblich die fundamentalphilosophische Diskussion des 20. Jahrhunderts eröffnet und beeinflußt hat.5 Darüber hinaus ist das in Rosenzweigs Stern der Erlösung entwickelte souveräne Angebot zu einem jüdisch-christlichen Dialog, gerade auch weil dieser in den zwanziger Jahren von den christlichen Konfessionen noch nicht angenommen werden konnte und weil er durch die nachfolgenden grauenhaften Verbrechen der Deutschen an den euro- päischen Juden im Keime erstickt wurde, zu einer desto dringlicher und schwerwiegender gewordenen unerfüllten Hoffnung und Herausforderung geworden. Dies alles schwingt in dem Namen mit, an den die Franz-Rosenzweig-Gastprofessur er- innert. Die Idee zur Einrichtung dieser Gastprofessur erwuchs aus Anregungen, die während einer Podiumsdiskussion auf dem anläßlich des 100. Geburtstags von Franz Rosenzweig 1986 an der Universität Kassel durchgeführten Internationalen Franz-Rosenzweig-Kongreß vorgetragen wurden.6 Mit Recht wurde bei dieser Podiumsdiskussion bedauernd darauf hingewiesen, daß bisher keine Regierung der Bundesrepublik Deutschland die durch den Nationalsozialismus verfolgten und ins Exil getriebenen jüdischen Mitbürger offiziell zur Rückkehr in ihr Geburts- und Heimatland eingeladen und kaum eine deutsche Universität in Verbindung mit der hierfür zuständigen Landesregierung ihre seit 1933 zwangsentlassenen und ausgebürgerten jüdischen Professoren und Mitarbeiter die Wiedereinsetzung in ihre ehemaligen oder entsprechende Stellen angeboten hat. Weiterhin wurde festgestellt, daß es – abgesehen von den in einigen Theologischen Fakultäten integrierten Instituten für Judaistik – noch an keiner deutschen Universität eine Professur für Jüdische Studien gebe, durch die den Studenten der Philosophie, Geschichts-, Literatur- und Religionswissenschaft etwas von dem 4 Die Schrift, verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig, 4 Bde., Heidelberg 1954. 5 Siehe Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, Franz Rosenzweig. Existentielles Denken und gelebte Bewäh- rung, Freiburg/München 1991. 6 Anläßlich von Franz Rosenzweigs 100. Geburtstag veranstaltete die Universität Kassel vom 7. bis 12. Dezember 1986 unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten, Dr. Richard von Weizsäcker, einen großen Internationalen Franz-Rosenzweig-Kongreß, zu dem über 70 Referenten und mehr als 380 Teilnehmer aus aller Welt angereist waren. Die Kongreßbeiträge wurden in zwei Bänden publi- ziert: Der Philosoph Franz Rosenzweig (1986-1929), Bd. I: Die Herausforderung jüdischen Lernens, Bd. II: Das neue Denken und seine Dimensionen, hrsg. v. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, Frei- burg/München 1988. Vorwort 9 durch den Nationalsozialismus zerstörten Erbe des europäischen Judentums vermittelt wer- den könne.7 Die 1971 gegründete Gesamthochschule Kassel war 1986 eine erst fünfzehn Jahre junge, noch im Aufbau befindliche Universität. Weder hatten wir die Mittel und das hierfür er- forderliche disziplinäre Umfeld, eine eigene Professur für Jüdische Studien aufbauen zu können, noch wollten wir uns anmaßen, stellvertretend für andere deutsche Universitäten das von ihnen Versäumte wettzumachen. Und doch wollten wir im Andenken an Franz Rosen- zweig und aus der Verpflichtung seinem Denken gegenüber ein Zeichen setzen, das den oben genannten Anregungen entsprechen sollte. So wurde die Idee einer von der Universität Kassel gestifteten Franz-Rosenzweig-Gastprofessur geboren – zunächst bis 1995 befristet, dann bis zum Jahr 2005 verlängert –, die jährlich jeweils in einem Sommersemester an Philo- sophen, Geschichts-, Literatur- oder Religionswissenschaftler vergeben wird, die aus antise- mitischen Gründen durch den Nationalsozialismus verfolgt und aus ihrer Heimat vertrieben worden sind und daher ihre wissenschaftliche Laufbahn im nicht-deutschsprachigen Ausland fortsetzten bzw. beginnen mußten, sich jedoch in ihren Forschungen speziell auch mit Fragen der europäisch-jüdischen Geschichte, Kultur und Bildung auseinandergesetzt haben und deshalb in ihren Lehrveranstaltungen an der Kasseler Universität etwas von dem durch den Nationalsozialismus zerstörten jüdischen Erbe wieder bewußt zu machen vermögen. An die auf die Franz-Rosenzweig-Gastprofessur Berufenen wurden inhaltlich keine weitergehenden Bedingungen gestellt als die, daß eine ihrer Veranstaltungen einen Bezug zum jüdischen Erbe in der europäischen Geistesgeschichte bzw. zum Problem und zu den Folgen der Zerstörung des europäischen Judentums habe sollte. In der Auswahl der Themen ihrer weiteren Lehrveranstaltungen stand es ihnen völlig frei, aus ihren Lehr- und For- schungszusammenhängen die Themen auszusuchen, die sie gerne vor deutschen Studenten vortragen und mit ihnen diskutieren wollten. Ursprünglich war beabsichtigt, die Franz-Rosenzweig-Gastprofessur durch die einzelnen geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Fachbereiche und Fachgebiete rotieren zu las- sen. Dies konnte so aber nicht realisiert werden, da sich herausstellte, daß die Einladungen sehr langfristig vorausgeplant, gleichzeitig jedoch bei unvorhergesehenen Veränderungen auch ganz kurzfristig modifiziert werden mußten. Daher übernahm die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe für philosophische Grundlagenprobleme in Absprache mit den jeweils einla- denden Fachbereichen die Koordination der Franz-Rosenzweig-Gastprofessuren. Wie schon der erste Band stellt auch der nun vorliegende zweite Band Auseinander- setzungen mit dem zerstörten jüdischen Erbe die Franz-Rosenzweig-Gastprofessoren – nach einer kurzen Vorstellung ihrer Tätigkeit – jeweils mit einem thematischen Beitrag, einer autobiographischen Skizze sowie dem Verzeichnis ihrer wichtigsten Veröffentlichungen vor. Die Beiträge sind nicht mit den ursprünglich vorgetragenen Franz-Rosenzweig-Gastvor- lesungen identisch, sondern gehen entweder auf in Kassel gehaltene Einzelvorträge zurück oder wurden eigens für diesen Band ausgewählt. Von den ursprünglich vorgetragenen Franz- Rosenzweig-Gastvorlesungen aus den ersten Jahren liegen inzwischen einige in überarbei- teter Form als eigenständige Publikationen vor.8 7 Diese Situation hat sich erfreulicherweise im letzten Jahrzehnt positiv verändert. Es gibt inzwi- schen Universitäten, die Jüdische Studien anbieten. 8 Leonard H. Ehrlich, Fraglichkeit der jüdischen Existenz. Philosophische Untersuchungen zum mo- dernen Schicksal der Juden, Freiburg/München 1993; Joachim Israel, Martin Buber. Dialogfilosof och sionist, Stockholm 1992 – überarbeitete deutsche Fassung: Martin Buber – Dialogphilosophie 10 Wolfdietrich Schmied-Kowarzik Auch bei diesem Band haben wir die Beiträge chronologisch nach der Wahrnehmung der Gastprofessuren von 1999 bis 2005 gereiht, dadurch treten die Verfolgungsschicksale und Lebenswege der Franz-Rosenzweig-Gastprofessoren in den Vordergrund, die – wiewohl meist nur knapp angedeutet – großteils erschütternde Zeugnisse der Entrechtung, der Flucht, der Rettung und der mühevollen Wiedergewinnung einer neuen Lebensidentität darstellen. Ausdrücklich sind auch jene vier Professoren und Gastprofessoren hier mit einbezogen worden, die bereits vor der Stiftung der Franz-Rosenzweig-Gastprofessur an der Universität Kassel lehrten und mit ihrem Wirken diese Institution vorbereiteten und förderten. Nur der letzte der Franz-Rosenzweig-Gastprofessoren, Michael Löwy, der für 2005 an die Uni- versität Kassel berufen wurde, hat ein solches Verfolgungsschickal nicht zu erzählen, da seine aus Wien stammenden Eltern bereits Mitte der 30er Jahre nach Brasilien auswanderten, wo er 1938 in São Paulo geboren wurde. Bewußt durchbrachen wir bei dieser letzten Be- setzung die bisherige Regel, gerade jene zu berufen, die selbst noch als Verfolgte in die Emigration getrieben wurden, weil wir meinen, daß diese Regel zukünftig nicht mehr bin- dend aufrechterhalten werden kann und sollte. Wir haben dem Präsidium der Universität Kassel den Vorschlag unterbreitet, die Institution der Franz-Rosenzweig-Gastprofessur in Zukunft in modifizierter Form fortzuführen, so daß auch jüngere Wissenschaftler, deren Forschungen sich auf das Themenfeld des zerstörten jüdischen Erbes in der europäischen Geistesgeschichte beziehen, diese Gastprofessur wahrnehmen können. Durch das Voranstellen der autobiographischen Skizzen geraten die inhaltlichen Bezüge der Beiträge zwangsläufig in die Zufälligkeit der chronologischen Reihung. Um dieser Zufäl- ligkeit etwas entgegenzuwirken, sei im folgenden das thematische Band, das die Auseinan- dersetzungen mit dem zerstörten jüdischen Erbe durchzieht und umschlingt, stichpunkthaft umrissen. Der vorangehende Band gliederte die Beiträge in drei Themenbereiche: „Judesein nach Auschwitz“, „Jüdische Emanzipation und Verfolgung“ und „Erneuerndes Denken jüdi- scher Philosophen“, betonte aber bereits, daß damit nur erste Aspekte zu einem unermeßlich weiten Feld noch offener Fragen aufgegriffen werden können, denen weitere Problembe- arbeitungen folgen müssen. Leicht variiert, jedoch in umgekehrter Reihenfolge wurden diese Themenfelder erneut aufgegriffen und durch ergänzende Problemstellungen erweitert und fortgeführt: I. Jüdische Denker Ein halbes Jahr vor seinem Tod im Dezember 2000 übergab mir Walter Grab bei meinem Besuch bei ihm in Tel Aviv neben seiner autobiographischen Skizze auch den Text Heinrich Heine und die Revolution von 1848. Den allerersten Vortrag an der neu gegründeten Ge- in Theorie und Praxis, Berlin 1995; Eveline Goodman-Thau, Zeitbruch. Zur messianischen Grund- erfahrung in der jüdischen Tradition, Berlin 1995; William W. Hallo, Origins: The Ancient Near Eastern Background of Some Modern Western Institutions, Leiden/New York/Köln 1996; Zvi Rosen, Max Horkheimer, München 1995; Hans Keilson, Wohin die Sprache nicht reicht, Gießen 1998; Rafael N. Rosenzweig, Das Streben nach Sicherheit, Marburg 1998; Emil Fackenheim, Epitaph on German Judaism (in Vorbereitung); Rivka Horwitz, Multiple Faceted Judaism, Beer- Sheva, 2002; Gerda Elata-Alster, Talk of the Town: Jewish Attitudes to Civic Discourse (in Vor- bereitung).