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Auferstanden aus Ruinen - wie sich die historische Alkohol-Prohibition und der Kreuzzug gegen den Tabak gleichen PDF

52 Pages·2008·1.766 MB·German
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Auferstanden aus Ruinen Wie sich die historische Alkohol-Prohibition und der Kreuzzug gegen den Tabak gleichen Herausgegeben von Netzwerk Rauchen – Forces Germany e.V. März 2008 Quelle: Dio Lewis, Prohibition a Failure, Boston 1875 Widmung. Ich widme diesen Band den Prohibitionisten, in der Hoffnung, dass sie ihn bedächtig und geduldig lesen. Unter den vielen Bänden, die ich veröffentlicht habe, habe ich keinen auch nur mit halb so viel Interesse und Sorge begleitet, wie ich nun das Schicksal dieser kleinen Arbeit verfolgend werde. Liebe Freunde, die ihr an die Heilsamkeit von Gesetzgebung glaubt, ich flehe euch an: Lest und denkt. Mit ehrerbietigem Gruß, Der Autor. | 1 | Inhaltsverzeichnis Vorwort ......................................................................................................... 2 Die Neo-Prohibition ...................................................................................... 3 Die Wurzeln .................................................................................................. 6 Die Zwanziger Jahre ...................................................................................... 6 Propaganda .................................................................................................... 7 Die Stimmung ............................................................................................. 12 Ein Psychologe beobachtet ......................................................................... 15 Ein Krieg gegen die eigenen Bürger ........................................................... 17 Die Einführung der Gesetze ........................................................................ 20 Und morgen die ganze Welt ... .................................................................... 22 Was kommt nach dem Alkoholverbot? ....................................................... 24 Dürfen Mehrheiten alles? ............................................................................ 27 Die Pestilenz des Fanatismus ...................................................................... 30 Wirksamkeit und Freiheit ............................................................................ 32 Freiheit? Was ist das? .................................................................................. 33 Religiöse Intoleranz ..................................................................................... 36 Gutmenschen ............................................................................................... 39 Der objektive Nutzen .................................................................................. 41 Die Aufhebung ............................................................................................ 43 Die Spätfolgen ............................................................................................. 45 War on Drugs .............................................................................................. 46 Ausblick ....................................................................................................... 47 Netzwerk Rauchen: Auferstanden aus Ruinen, März 2008 | 2 | Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, zu Recht ist der Begriff „Prohibition“ in den Ohren vieler Men- schen negativ belegt. Er wird meist mit einem klassischen Fehl- griff der US-amerikanischen Geschichte, dem gescheiterten lan- desweiten Alkoholverbot, in Verbindung gebracht. Darum heißt die heutige Prohibition anders: „Nichtraucherschutz“ zum Beispiel, „Gesundheitsschutz“, manchmal auch „Jugendschutz“. Mit Prohibition habe man nichts zu tun. Der vorliegende, reich illustrierte Material- und Analyseband straft derlei Behauptungen Lügen. Sie werden feststellen, dass sich die amerikanische Alkohol-Prohibition aus dem Geschichts- buch und der „War on Tobacco“ noch stärker gleichen, als Sie vielleicht angenommen ha- ben: wie ein Ei dem anderen. In ihrem Fanatismus, ihren Methoden, ihren Argumenten, ihren Feindbildern, ihren Zielen, ihrem Anspruch, dass am genussfeindlichen Wesen die Welt genesen soll. Freuen Sie sich auf so manches Aha-Erlebnis in unserem vom Anfang bis zum Ende lehr- reichen und unterhaltsamen Werk. Ob Alkohol, ob Tabak, ob Ernährung: Prohibition hat viele Gesichter. Und nichts, was wir heute in dieser Hinsicht erleiden, ist historisch neu. Auch der Widerstand, den heute z. B. das Netzwerk Rauchen gegen die Tabak-Prohibition (neudeutsch: -Prävention) leistet, hat seine historischen Vorläufer. Die sich vielleicht zeitweise auf absolut verlorenem Posten wähnten, aber vor der Geschichte letztlich ihr verdientes Recht bekommen haben. Die gute Nachricht ist nämlich: Prohibition hat immer gegen den Menschen und seinen Drang nach Freiheit verloren. Kämpfen Sie mit uns, damit das auch in Zukunft so bleibt! In diesem Sinne: Prost! Christoph Lövenich M.A. Bundesgeschäftsführer Netzwerk Rauchen – Forces Germany e.V. Netzwerk Rauchen: Auferstanden aus Ruinen, März 2008 | 3 | Die Neo-Prohibition Am 16. Januar 1920 trat in den USA die Alkohol-Prohibition als Verfassungszusatz in Kraft. Brauereien, Schnapsbrennereien und Kneipen mussten schließen. Die Anti-Saloon Liga und die Woman‘s Christian Temperance Union hatten gesiegt, indem sie das Alko- holverbot mit einer Reihe von sozialen Proble- men verbanden. Frauenrechtlerinnen verspra- chen sich einen Rückgang der familiären Ge- walttaten und der Kindesmisshandlung. Industrielle wie Henry Ford machten sich Sor- gen um die Arbeitsausfälle durch Alkohol. Das Verbot sollte die Korruption vermindern, Ein- flussnahme durch Lobbyisten beenden und die Eingliederung von Immigranten verbessern. Amerikas Eintritt in den 1. Weltkrieg machte Prohibition patriotisch, denn die meisten Braue- reien gehörten deutschen Einwanderern. Doch viele Amerikaner sahen es weiterhin als ihr Recht an, Bier oder Wein zu trinken. Es war ein Teil ihrer Kultur, kein ‚Laster’. Das Gesetz verbot die Herstellung für den Verkauf und den Verkauf von Alkohol, nicht aber den Besitz oder den Konsum. Viele glaubten erst, Bier und Wein seien gar nicht be- troffen. Viele erhofften sich von dem Gesetz nur die Verminderung des Schnapskonsums und die Schließung der übelsten Bars. Doch der Volstedt Act, die Ausführungsbestimmung, brachte buchstäblich Ernüchterung. Alle Getränke mit mehr als 0,5 % Alkoholgehalt wurden mit eingeschlossen. Insofern sind die Parallelen zu den Rauchverboten weitaus direkter als allgemein geglaubt wird. Die Verbotsbefürworter argumentieren stets, Rauchverbote seien keine Prohibition, da das Rauchen ja erlaubt bleibe. Doch das Trinken war auch nicht verboten! Nur der Ver- kauf, sprich: das Trinken in Kneipen wurde untersagt! Wer dort Alkohol zu sich nehmen wollte, musste sich seinen Schluck in der Taschenflasche mitbringen und ihn heimlich zu sich nehmen. So, wie der Wirt nun in manchen Gegenden der Welt keine Aschenbecher auf den Tisch stellen darf, durfte er damals keine Biergläser austeilen. Konsumiert – und zwar legal! – wurde weiterhin. Gewiss, das Handelsverbot machte die Versorgung illegal, die Verbraucher waren auf Schmuggler und Schwarzbrenner angewiesen. Doch die (technisch sehr einfache) Selbst- herstellung für den Eigenbedarf wurde nie verfolgt, denn die Verbote galten nicht für Per- sonen, die vergorene Fruchtsäfte und Weine ausschließlich für den Eigengebrauch herstell- ten (Volstedt Act, Sektion 29 des Titels II) Aussage eines Yale-Studenten vor einem Senats-Komitee, 1926: F: Was sind denn die Fakten, in Bezug auf die Möglichkeiten, wie Studenten an Alko- hol gelangen können? A: Ach, der ist erhältlich, Sir; je größer die Anstrengungen der Verfolgung werden, desto größer wird die ablehnende Stimmung gegen die Prohibition. F: Hat irgendein Student von durchschnittlicher Intelligenz irgendein Problem damit, soviel Whisky zu kaufen, wie er will? A: Nein, Sir!1 1 Yale muss eine sehr ‚nasse’ Universität gewesen sein: Vor Beginn der Prohibition lagerte der Yale-Club ei- nen Vorrat für 14 Jahre ein (Das war legal, Altbestände waren von der Prohibition nicht betroffen). Er reichte genau bis zur Aufhebung der Verbote. Dies gab natürlich einigen Verschwörungstheorien Nahrung ... Netzwerk Rauchen: Auferstanden aus Ruinen, März 2008 | 4 | Und wenn man bedenkt, dass aufgrund der exorbitanten Tabaksteuern schon jetzt rund ein Viertel aller Zigaretten in Deutschland ebenfalls am offiziellen, versteuerten Handel vorbei gekauft werden, sind praktisch nur geringe Unterschiede zu erkennen. Das gilt umso mehr, als die derzeitigen Rauchverbote nur die erste Scheibe der Salami sind. Ein Blick nach Ka- lifornien und einige seiner Gemeinden lehrt, dass das Endziel die völlige Illegalisierung ist: Nach den Gaststätten folgten die Haltestellen, Strände und Parks, Bürgersteige, der eigene Garten und sogar schon Privatwohnungen in Mehrfamilienhäusern – Prohibition auf Raten! • Die Alkohol-Prohibition verdrängte den Alkohol lediglich aus der Öffentlichkeit. • Die Tabak-Prohibition hat das Ziel, den Tabak mehr und mehr aus der Öffentlich- keit zu verdrängen. • Das Endziel der Alkohol-Prohibition war die alkoholfreie Gesellschaft. • Das Endziel der Tabak-Prohibition ist die tabakfreie Gesellschaft. Es scheint, als würde das schmähliche Scheitern den Gedanken erneuter Prohibition nicht verhindern. Das sieht man nicht nur am gescheiterten ‚Krieg gegen illegale Drogen’, son- dern auch in anderen Lebensbereichen. Nicht nur der Alkohol ist in den USA wieder im Visier der Verbieter und Zwangserzieher, auch sonst wollen sie ihre Methoden anwenden: Abtreibungen werden mit größter Energie bekämpft, die öffentliche Prüderie nimmt zu. Kinder werden mit Ritalin gleichgeschaltet. Es kommt vor, dass vierjährige Kinder für ‚se- xuelle Übergriffe’ verfolgt werden und man sie als ‚schwer erziehbar’ einstuft, wenn sie es wagen, Söckchen mit einem ‚Winnie Puh’-Motiv in der Schule zu tragen. Dieser eher schleichende Ansatz zur Prohibition zeigt sich besonders deutlich beim Tabak: Zigaretten werden nicht einfach verboten; zu viele Wähler würden dagegen opponieren. Aber die Verbote nehmen zu. Sie dringen zunehmend in das Privatleben ein. Dabei geht es schon längst nicht mehr um die angebliche Gefährdung Dritter durch ‚Passivrauch’, da vie- le Verbote Außenbereiche betreffen. Drogen haben eine völlig unterschiedliche gesellschaftliche Akzeptanz. Der Konsum von Haschisch wird polizeilich verfolgt, doch Wein wird (noch) gelobt. Amphetamine (‚Ecsta- sy’) gelten als hochgefährlich, das genau gleich wirkende Ritalin hat dagegen den Ruf ei- nes wohltätigen Medikaments. Tabak und Alkohol sollen zunehmend negativ assoziiert werden. Man verbreitet gezielte Nachrichten, erhöht Steuern, schränkt die Konsummöglichkeiten ein. Sehr deutlich ist das an der zunehmenden Verschärfung der Alkoholgesetze für den Straßenverkehr zu erkennen. Sie haben weniger das Ziel, ernsthaft betrunkene Fahrer, die eine echte Gefahr darstellen, aus dem Verkehr zu ziehen – dafür waren die bestehenden Gesetze mehr als ausreichend! – als vielmehr das Trinken für Fahrer zu so einem großen Problem zu machen, dass sie es nur noch zuhause oder am besten gar nicht mehr tun. Diese Gesetze dienen nicht dem öffentlichen Gesundheitsschutz, sondern einer öffentli- chen Moral. Sie gefährden die Freiheit der Bürger mehr, als sie deren Gesundheit nützen. Es lohnt sich also, die Alkohol-Prohibition als Präzedenzfall anzusehen und ihr Scheitern zu analysieren. Zuerst glaubte man, die Durchsetzung des Gesetzes sei einfach. 5 Millionen US$ wurden jährlich dafür vorgesehen. Schon einige Jahre später waren die Kosten auf 300 Millionen US$ gestiegen. Netzwerk Rauchen: Auferstanden aus Ruinen, März 2008 | 5 | Dennoch konnte das Gesetz nicht greifen. Zu weit ver- breitet war die Ablehnung. In New York wurden Raz- zien abgesagt, nachdem in einem Club mehrere führende Bürger ertappt wurden. Bald hatten mehrere Länder, einschließlich New York, Gesetze, die es der lokalen Po- lizei untersagte, Verstöße zu verfolgen. In nicht wenigen Counties (Regierungsbezirken) wurde die Prohibition schlicht ignoriert, zum Beispiel in Miami, das durch die Nähe der karibischen Staaten keine Probleme der Be- schaffung hatte. Das Gesetz wurde, wie später noch ausführlicher ge- schildert wird, strategisch durchgesetzt: Wo es öffentli- che Unterstützung fand, wurde durchgegriffen, die länd- lichen Gebiete im Süden und Westen waren trocken. In den Großstädten wurde das Gesetz öffentlich missachtet Im Verlauf der Prohibition wurden und in kleineren Arbeiterstädten wurde es völlig igno- über 1.300 Menschen durch Poli- riert. zisten getötet Kurzfristig brachte die Prohibition Er- folge: 1921 sanken die Todesfälle durch Alkoholismus dramatisch. Aber bald wurde es schlimmer als je zuvor. 1927 schätze man die illegalen ‚speakeasies’ auf doppelt so viele wie es vorher legale gab. Zu Hause konnten die Menschen sowieso tun was sie wollten und viele machten Bier und Wein selbst. In Cleveland gab es vor der Prohibition 1.200 Bars. Drei Jahre nach dem Verbot gab es 3.000 speakeasies, 10.000 Schwarz- Die Karikatur aus der Zeit zeigt das amerikanische brenner, 30.000 illegale Alkoholverkäufer, Volk, das mit der Prohibition ‚behandelt’ wird, 100.000 Selbstversorger, die Bier und wozu Präsident Hoover sagt: „Ja, es ist ein edles Wein ansetzten. Experiment!“ Die Versorgung war also nie ein echtes Problem. Es ging im We- sentlichen nur darum, dass sich die Bürger vom Staat gegängelt und bevormundet fühlten. Sie wollten nach ihren eigenen Regeln ihre Freizeit genießen, nicht nach den Vorstellungen von Gesund- heits- und Wohlfahrtsaposteln. Die Korruption blühte. Gangster wurden populär. Auf dem Land waren Schwarzbrenner Volkshelden. Die Taschenflasche wurde zum Modeaccessoire. Die Nachfrage schuf sich ihr Angebot. Schnaps im Strumpf- band Netzwerk Rauchen: Auferstanden aus Ruinen, März 2008 | 6 | Die Wurzeln Durch die industrielle Revolution und Urbanisierung wurde Trunkenheit mehr und mehr zum gesellschaftlichen Pro- blem. Temperenz- (Mäßigungs-) Vereine wurden gegründet. Bald forderten sie statt Mäßigung Abstinenz. Diese Ver- schärfung war vor allem auf den zunehmenden Einfluss der puritanischen Protestanten zurückzuführen, die in der zwei- ten großen Erweckungsperiode das Streben nach persönli- cher Heiligkeit und perfekter Lebensführung predigten. Schließlich forderten sie die völlige Bannung des Alkohols. Er wurde zum Bösen schlechthin, also musste er sogar vom Abendmahl verbannt werden. Seither ist er in einigen Glie- dern des Protestantismus durch Traubensaft ersetzt worden. Solche Bestrebungen waren nicht neu. Prohibition gab es schon vorher. 1855 verboten dreizehn von den damals 31 Staaten die Herstellung und den Verkauf berauschender Ge- tränke. Doch auch andere Motive schwangen mit: Der Immigranten-Unterschicht wurde vorgeworfen, sie seien minderwertig, weil sie schon in früher Jugend Alkohol tränken. Nicht wenige Reformpolitiker sahen die Prohibition auch als Möglichkeit des Angriffs auf Meinungsgegner, da deren Versammlungen oft in Saloons stattfanden. Es dauerte jedoch Jahrzehnte, bis, unterstützt durch die entsagende und patriotische Stim- mung, die der Weltkrieg erzeugte, die zähe Propaganda schließlich die endgültigen Früchte trug. Die Zwanziger Jahre Die Jahre um und nach 1920 ähneln erstaunlich der heutigen Zeit. Es war eine Zeit des Umbruchs und der Konflikte. Ein großer Krieg war zu Ende. Die Wirtschaft stellte sich um. Auch wir sind nach dem Untergang des Warschauer Pakts vor neue Probleme und Aufgaben gestellt, die ersehnte Ruhe hat sich nicht einstellen wollen. Neue totalitäre Ideologien, neue Konkurrenten und neue Märkte bringen tiefe Umbrüche in der Gesellschaft. Freiheit in Kleidung, Benehmen und Sexualität kollidierten in den USA mit einem erstar- kenden Puritanismus. Die Unterschiede zwischen Land und Stadt verschärften sich. Die Urbanisierung brachte Globalisierung. Es gab Gewinner, die das Leben als Party sahen, Neureiche, und Verlierer, die den alten, besseren und sichereren Zeiten nachtrauerten. Da- durch gewann der religiöse Fundamentalismus an Einfluss. Große kulturelle Verschiebungen ereigneten sich, als die Einwanderer die Amerikaner in der Geburtenrate deutlich überflügelten. Auch in der Unterschicht waren die Geburtenraten deutlich höher als in der etablierten anglo-sächsischen Oberklasse. Die alteingesessenen Amerikaner bekamen Angst vor Überfremdung. Die Einwanderung wurde stark eingeschränkt. Antisemitismus wurde salonfähig, Henry Ford der prominenteste Antisemit. Der Ku Klux Klan gewann an Einfluss. Er kämpfte nicht nur gegen die Schwarzen, son- dern auch gegen Juden und Katholiken. Daneben war er einer der stärksten Befürworter der Prohibition. Netzwerk Rauchen: Auferstanden aus Ruinen, März 2008 | 7 | Heute werden die alten Parolen gegen die Raucher geschleudert – sie sind erstaunlich ein- fallslos, denn schon der klassische Antisemitismus benutze sie seit dem Mittelalter: Brunnenvergifter sind sie; statt des Wassers verpesten sie die Luft! Sie opfern ihrem Ritual unschuldige Kinder! Und ihr perfider Plan ist dokumentiert: Bei den Tabakkonzernen wurden die neuen Proto- kolle von Zion beschlagnahmt, in denen alles genau beschrieben2 ist! Propaganda Die Anti-Saloon Liga entwickelte moderne Lobbying-Techniken, die sehr erfolgreich war- en. Sie verbreitete Broschüren, suchte Unterstützung bei anderen Organisationen und bei den Kirchen, umwarb Politiker und Geschäftsleute. Daneben bedrohte und diffamierte sie alle, die sich ihr nicht beugten. Wie es so oft und gerade heute wieder in den USA geschah, versuchten die Führer von so- zialen Bewegungen ihre Ansichten mit ‚wissenschaftlichen Beweisen’ zu rechtfertigen. Schon nach dem Bürgerkrieg wurde ein ‚Wissenschaftliches Mäßigungs-Journal’ gegrün- det. Wissenschaftler sammelten Beweise für den schädigenden Einfluss des Alkohols auf den Körper. Dabei wurden zwar durchaus richtige Erkenntnisse gewonnen, doch viele ‚wissen- schaftliche Erkenntnisse’ überschritten, wie heute auch, weit die Grenze der Skurrilität: ‚Gewohnheitstrinker’ würden wegen des hohen Al- koholgehalts wegen gelegentlich spontan in Flam- men aufgehen. Kinder von trinkenden Eltern würden so alkohol- süchtig geboren, dass sie schon beim Anblick ei- ner Whiskyflasche nach einem Schluck schreien. Das Einatmen von Alkoholdämpfen könne zu Missbildungen in den folgenden drei Genera- tionen führen (‚Passivtrinken’!) Es war eine ‘wissenschaftliche Tatsache’, dass die Mehrheit der Biertrinker an Wassersucht sterben würde. Die Parallelen zur heutigen Propaganda sind unü- bersehbar: Raucher haben kleinere Hirne, sind impotent, bekommen aber trotzdem Kinder, die mit Untergewicht und Entzugssymptomen auf die Welt „Wissenschaftliche Studien haben bewiesen...“ kommen und überhaupt ist der Tabakrauch an allem und jedem schuld ... Einige Beispiele dafür, wie sich damals ‚wissenschaftliche Autoritäten’ willig und sicher- lich aus ehrlicher Überzeugung in den Dienst der Kampagne stellten und das Glaubens- dogma zementierten: 2 Gemeint sind die infolge des Master Settlement Agreement von 1998 veröffentlichten internen Dokumente der US-Tabakkonzerne. Netzwerk Rauchen: Auferstanden aus Ruinen, März 2008 | 8 | Sir Andrew Clark, M. D., F. R. C. P., London, Leibarzt der Königin, Oberarzt des London Hospital3: „Wenn ich mich heute in den Krankensälen umsehe, stelle ich fest, dass 7 von 10 Kranken ihre Leiden dem Alkohol verdanken. Kann ich stärkere Worte als diese fin- den, wenn ich die schrecklichen Effekte des Alkohols beschreiben will? Wenn ich dar- an denke, möchte ich meinen Beruf aufgeben und einen heiligen Kreuzzug gegen die- sen Feind der Menschheit beginnen!“ Sir William Gull, F. R. S. (Verstorbener Leibarzt ihrer Majestät): „Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass Alkohol der zerstörerischste Stoff überhaupt ist“ Aus dem 'World Book of Temperance’4: „Trinken führt schließlich immer zu Krankheiten, denn Alkohol erzeugt die verschie- densten Krankheiten wie Paralyse, mentale Störungen, Magenkrankheiten, Leberer- krankungen, Wassersucht. Er ist die häufigste Ursache für Tuberkulose und ver- schlimmert alle akuten Erkrankungen. Typhus, Lungenentzündung verlaufen bei Ab- stinenten mild, bringen den Trinker aber schnell ins Grab. Die Fehler der Eltern fallen auf ihre Kinder. Falls diese die ersten paar Monate überstehen, sind sie von Idiotie und Epilepsie bedroht oder werden kurze Zeit später von der Tuberkulose oder der Meningitis dahin gerafft“ Daneben wurde auch Literatur und Kultur ‚gereinigt’. Heute wird tatsächlich darüber dis- kutiert, ob Zuschauern das Rauchen in Filmen zugemutet werden kann. Damals geschahen solche Dinge: Im linken Bild, aus dem Jahr 1848, verabschiedet sich George Washington von seinen Of- fizieren mit einem Toast, eine Flasche Alkohol steht auf dem Tisch. Das rechte Bild wurde von den Prohibitionisten retuschiert: Gläser und Flasche sind verschwunden. Und heute? ‚Casablanca’ rauchfrei? Keine ganz abwegige Vorstellung, hat doch die amerikanische Post Briefmarkenmotive auf diese Weise von Tabakwaren ‚bereinigt‘. 3 Zitiert aus: ALCOHOL, A DANGEROUS AND UNNECESSARY MEDICINE BY MRS. MARTHA M. ALLEN, Superintendent of the Department of Medical Temperance for the National Woman's Christian Temperance Union, PUBLISHED BY THE DEPARTMENT OF MEDICAL TEMPERANCE OF THE NATIONAL WOMAN'S CHRISTIAN TEMPERANCE UNION 1900. 4 Zitat ebenda Netzwerk Rauchen: Auferstanden aus Ruinen, März 2008

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