Auf Adlers Flügeln getragen Tiere der Bibel im Spiegel des Handelns Gottes Dr. Hansjörg Bräumer, Celle Inhaltsverzeichnis Vorwort ....................................................................................................................... 3 I. Der Unterschied zwischen Tier und Mensch .................................................... 5 1) Allein der Mensch ist Gottes Ebenbild ............................................................ 6 2) Allein die Frau ist das dem Manne fehlende und zu ihm passende Gegenstück von wesentlicher Gleichheit ........................................................ 6 3) Der Mensch ist das einzige zum ewigen Leben bestimmte Geschöpf ........... 8 II. Die Schlange – eine Kreatur im Zwielicht ....................................................... 10 1) Die Rolle der Schlange ................................................................................. 10 2) Die Freiheit des Menschen ........................................................................... 12 I. Die Entscheidung der Frau ........................................................................... 12 II. Die freie Entscheidung des Mannes ......................................................... 13 III. Taube und Schlange als Vorbild ..................................................................... 15 1) Die Symbolik der Taube ............................................................................... 15 (1) Tauben als Boten des Neuanfangs ........................................................... 15 (2) Die Taube als Sinnbild der Liebe und des Glücks ..................................... 16 (3) Die Taube als Bote des Friedens .............................................................. 16 2) Die Taube versinnbildlicht den Neuanfang als Reich des Friedens ............. 16 IV. Der Löwe – der König der Tiere ....................................................................... 20 1. Der brüllende Löwe ...................................................................................... 21 2. Der Löwe als Wächter .................................................................................. 22 3. Der Löwe aus Juda ...................................................................................... 23 V. Das Schaf als Nutz- und Opfertier ................................................................... 26 1. Das Schaf als Nutztier .................................................................................. 26 2. Das junge Schaf, das Lamm als Opfertier .................................................... 27 3. Das Lamm als Zeichen der Versöhnung mit Gott ......................................... 28 VI. Der Wolf und das Lamm ................................................................................... 32 1. Der Wolf im Schafskleid ............................................................................... 32 2. Der Wolf als Wappentier .............................................................................. 34 VII. Der Hund: Treuer Wächter und dennoch verachtet ....................................... 37 1. Der Hund als treuer Wächter ........................................................................ 37 2. Streunende Hunde ....................................................................................... 38 3. Der Hund in Israel und im Neuen Testament ............................................... 41 VIII. Der Fuchs – der Verwüster .............................................................................. 43 1. Die Füchse als Bild für falsche Propheten .................................................... 43 2. Der Fuchs als Symbol für das Verhalten des Landesherrn Jesu .................. 44 IX. Das Schwein – ein fruchtbarer Allesfresser und ein beliebtes Opfertier ..... 47 X. Esel: Lastträger, Reittier und Symbol des Friedens ...................................... 52 1. Die sprechende Eselin des Bileam (4. Mose 22-24). ................................... 53 2. Der Esel als Symbol des Friedens ............................................................... 55 3. Der Esel als Reittier des Messias ................................................................. 56 XI. Der Hahn – Wächter und Mahner .................................................................... 59 1 1. Der Hahn als Stellvertreter im Judentum ...................................................... 60 2. Der Hahn als Mahner und Wächter .............................................................. 62 XII. Hornisse – ein Symbol der Niedergeschlagenheit und Entmutigung .......... 65 1. Josaphat hat sein Volk aufgerufen, mit ihm zu beten ................................... 67 2. Josaphat wartete auf Gottes wegweisendes Wort ....................................... 67 3. Josaphat dankte Gott, noch bevor er etwas von Gottes Eingreifen sehen konnte .................................................................................................................... 68 XIII. Heuschrecke ..................................................................................................... 70 1. Die Heuschrecken als Symbol des Gerichts ................................................ 70 2. Die Heuschrecke als Überlebenschance ...................................................... 73 XIV. Der Skorpion und das Ei ............................................................................ 74 XV. Der Adler ..................................................................................................... 78 XVI. Der Frosch ................................................................................................... 83 XVII. Der Fisch ..................................................................................................... 88 XVIII. Der Hirsch und die Hinde ........................................................................... 93 XIX. Die Eule ....................................................................................................... 97 XX. Die Biene ................................................................................................... 101 XXI. Die Schwalbe ............................................................................................ 104 Epilog………………………………………………………………………………………108 Literaturverzeichnis .............................................................................................. 111 2 Vorwort Die Bibel spricht sehr viel von Tieren. Tiere in ihrer Vielfalt begleiten den Menschen vom Paradies bis zur Vollendung der Zeiten. In den menschlichen Dienst genommen, sind Tiere Freunde. Aus dem Bereich des Menschen vertrieben, treten sie als Feinde auf. Tiere sind einmal die schwächeren, oft ausgebeuteten Gefährten des Menschen, unter Umständen aber auch die überlegenen Feinde. Auf die tatsächlichen oder gewünschten Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier weisen die rund 40 Tierbezeichnungen hin, die im Alten und Neuen Testament als Personennamen erscheinen. Die Tierwelt hat sich seit den Tagen der Bibel sehr verändert. Ausgesprochen stark unterscheidet sich die heutige Einstellung zur Welt der Tiere und die heutige Situation von der biblischen Zeit. Um der ursprünglichen Bedeutung der Tiere gerecht zu wer- den, gilt es die Tierwelt des Heiligen Landes unter den Gesichtspunkten der Bibel zu verstehen. Für das biblische und jüdische Denken sind Tiere ein Symbol des Handelns Gottes. Ein sprechendes Beispiel ist das Gleichnis vom Adler. Es sagt „etwas Grundwichtiges über die geschichtliche Beziehung Jahwes zu Israel aus“1. „Ihr habt selbst gesehen, was ich Ägypten tat, und wie ich euch getragen habe auf Adlersflügeln und euch zu mir gebracht“ (2.Mose 19,4) Der Gleichnischarakter der Tiere wird allein dem verständlich, der die biblischen Texte, in denen Tiere genannt werden, in ihre erste Situation zurückgibt. Die zum Teil knappen Bilder erschließen sich am ehesten dem, der sie im Umfeld des Heiligen Landes sieht, und ihrem Sinn mit den Ohren der frühen Hörer nachspürt. Dazu braucht es eine Einführung in das hebräische und jüdische Denken. Beides verdanken meine Frau Rosemarie und ich in besonderer Weise drei bereits verstorbenen jüdischen Freunden: Wir widmen die folgenden Ausführungen in memoriam Aharon Bier ( + 1987) Rose Warmer (+ 1986) und Daniel Rufeisen (+ 1998)2 Bis heute verbunden sind wir mit Frau Revka Bier. Wir lernten uns bereits 1974 ken- nen. Jeder aus unseren Reisegruppen erinnert sich an ihre Beiträge an einem unserer Tage in Jerusalem. Auf Vermittlung von Frau Bier ist seit 2007 die in der Schweiz geborene orthodoxe Jüdin Esther Janes unsere Reisebegleiterin. Esther Janes ist studierte Orientalistin. Mit ihrer Hilfe war es möglich, neben den bekannten Touristikzielen entlegene Plätze 1 Buber, M.: Moses, 3.Auflage, Heidelberg 1966, S. 121; zum Adler vergleiche unten die Betrachtung XV 2 zu den Begegnungen mit unseren Freunden siehe unten Nachwort. 3 im Heiligen Land aufzusuchen. Den Sabbat hat sie auch auf Reisen streng eingehal- ten. Mit Stolz nennt meine Frau Esther Janes ihre jüdische Schwester. Bearbeitet wurden die biblischen Betrachtungen zu Tieren der Bibel für die täglich stattfindende abendliche Besinnung in Schüle‘s Gesundheitsresort und Spa in Oberst- dorf vom 28.Juni bis 18. Juli 2017. Danken möchte ich für die Fertigstellung des Manuskriptes Frau Ute van der Heyden für das Layout und Herrn Erich Schüttendiebel für die Bildbearbeitung. Die Briefmarken mit den Tierabbildungen verdanke ich unserem Freund Daniel Rufeisen. Mein besonderer Dank für die Beratung und Begleitung bei der Textbearbeitung gilt meiner Frau Rosemarie. Jedem, der das vorliegende Manuskript in die Hand bekommt, wünsche ich viel Freude beim Lesen. Celle, im März 2018 Hansjörg Bräumer 4 I. Der Unterschied zwischen Tier und Mensch Eines ist Tieren und Menschen gemeinsam. Beide, Mensch und Tier, gehören zur guten Schöpfung Gottes. Für den Ablauf der Schöpfung der Welt und allen Lebens gestaltete ein israelischer Philatelist 6 Briefmarken. Jede der Marken steht für je einen Schöpfungstag, d.h. für eine Schöpfungsperiode. Die Serie erschien zum jüdischen Neujahrsfest am 7.9.1965: ➢ Die erste Periode ist eingeleitet durch das Gotteswort: „Es werde Licht“ (1. Mose 1,3). Ein Bündel von Lichtstrahlen erleuchtete die Erde. ➢ In der zweiten Periode entstand durch Gottes Wort „eine Feste zwischen den Wassern“ (1. Mose 1,6). Herausgehoben aus dem chaotischen Dunkel erscheint die Erde. ➢ Die dritte Periode ist bestimmt von dem Gotteswort: „Es werde sichtbar das Trockene“ (1. Mose 1,9). Die Erde war bewohnbar und vollständig mit Pflanzen und Bäumen bedeckt. ➢ In der vierten Periode sind Sonne, Mond und Sterne zu Lichtträgern bestimmt (1. Mose 1,14-16). ➢ In der fünften Periode sind „Fische und Vögel“ geschaffen (1. Mose 1,20-23). ➢ Am Beginn der sechsten Periode hießt es: „Gott ließ die Erde lebendiges Leben (hebr. näpäs hajjah) hervorbringen; er machte (hebr. casah) die Tiere, jedes nach seiner Art (1. Mose 1,25). Der Bericht der Bibel von der Erschaffung des Menschen lautet: „Gott schuf den Men- schen nach seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und als Frau“ (1. Mose 1,27). Weiter heißt es: „Gott, der Herr, machte den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens ein“ (1. Mose 2,7). Im Bericht der Schöpfung werden folgende Tiere aufgezählt: ➢ die Vögel, die auf Erden und unter der Feste des Himmels fliegen ➢ die Tiere, davon das Wasser wimmelt ➢ Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes. Von den Tieren heißt es: „Gott machte jedes nach seiner Art.“ Jedes Tier in seiner besonderen Art „führte Gott dem Menschen zu, dass er sähe, wie er sie nennte, denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen. Und der Mensch gab jedem Tier seinen Namen“ (1. Mose 2,19+20). Zählt man die Namen der Tiere, die in der Bibel genannt werden, so kommt man auf die Zahl 90.3 In der vorliegenden Andachtsreihe werden nur 20 genauer beschrieben. Es geht um ihr Aussehen, ihr Verhalten, ihre Lebensweise und ihren Lebensraum. Von Fall zu Fall wird dabei die besondere Bedeutung, die jeder Tierart im Blick auf den Menschen zukommt, aufgezeigt. Bei allen Berührungspunkten zwischen Mensch und 3 Vgl. Schouten van der Velden, A., Tierwelt der Bibel, Stuttgart 1992, S. 7. 5 Tier hat Gott bei der Schöpfung dem Menschen in drei Wesensunterschieden den Vor- zug gegeben. 1) Allein der Mensch ist Gottes Ebenbild Bei der Schöpfung des Menschen sprach Gott die Worte: „Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei“ (1. Mose 1,26). Und dann heißt es: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn“ (1. Mose 1,27, Luther- bibel 2017). In seinem Entschluss, Menschen zu schaffen, legt Gott in zwei Begriffen die Bestim- mung des Menschen fest: • Der Begriff Bild (hebr. säläm) heißt wörtlich übersetzt: Abbild der Urform, Stand- bild in der Schöpfung. Der Mensch ist dazu bestimmt, Gott in der Welt zu reprä- sentieren; anders ausgedrückt: Am Leben des Menschen soll Gottes Herrsein ablesbar sein.4 • In der Wendung „uns ähnlich“ (hebr. kidmutenu) beschreibt Gott den Menschen als Persönlichkeit, die dazu fähig ist, in Beziehung zu seinem Schöpfer zu stehen. Der Mensch ist die Persönlichkeit, die auf Gott hören kann, die Gott fragt und die ihm antworten darf. Der Mensch kann Gott verstehen und ihm antworten.5 Als Abbild der Urform und als verantwortliches Ich vor Gott steht der Mensch im vis-a- vis zu Gott.6 Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde. Ihm ähnlich heißt, der Mensch ist geschaffen als Gottes Gegenüber, als Persönlichkeit mit einem freien Willen. Er kann auf Gott hören, ihm antworten und zu ihm beten. Das ist die Würde des Menschen, die ihn vom Tier unterscheidet. Der Mensch kann aber auch seine Ohren gegenüber Gott verschließen und statt zu Gott zu beten, kann er sich von Gott abwenden. Gebe Gott, dass wir die uns von Gott verliehene Würde nicht mit Füßen treten. 2) Allein die Frau ist das dem Manne fehlende und zu ihm passende Gegenstück von wesentlicher Gleichheit Es war am 6.Tag, der 6. Periode der Schöpfung, dass Gott die Tiere der Erde und den Menschen erschuf (1. Mose 1,24+25). In der israelischen Briefmarkenserie der Schöpfung ist jedoch auf der 6. Marke keine Spur von einem Tier abgebildet. Das Gesicht des Menschen füllt die ganze Marke aus. Damit bringt der jüdische Philatelist zum Ausdruck: Kein einziges Tier konnte der Einsamkeit und dem Alleinsein des Menschen ein Ende setzen. 4 Belege zur Übersetzung säläm, vgl. Bräumer, Hj., 1. Mose 1-11, S. 55+56. 5 Zur Erklärung von kidmut: Der Mensch als Gottes Gegenüber, Westermann, C., Genesis 1-11, Neukirchen-Vlyn 1974, S. 208+209. 6 Leibowitz, N., Studies in Bereshit, 2. Aufl., Jerusalem 1974, S. 2. 6 Nach der Feststellung Gottes „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“ (1. Mose 2,18), führte Gott dem Menschen die gesamte Tierwelt vor Augen. Vom Menschen aber heißt es: „Er fand kein Gegenüber, das ihn stark machte“ (1. Mose 2,20). Als Gott jedoch dem Mann die Frau zuführte, sprach dieser: „Das ist endlich Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch“ (1. Mose 2,23). Gottes Entschluss lautete: „Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht“ (1. Mose 2,18). Die beiden Worte Hilfe und Entsprechung haben im Hebräischen eine spezifische und umfassende Bedeutung: • Hilfe (hebr. cezär) kann abgeleitet werden von einer Wurzel, die so viel heißt wie „stark sein“. Die Hilfe liegt in der Stärke des gemeinsamen Handelns. Die maskuline Form des hebräischen Wortes Hilfe ist kein Hinweis auf die Frau als „Gehilfin“ des Mannes. Hilfe bedeutet viel mehr, der Mann braucht bei der Erfüllung seiner Aufgaben ein Gegenüber, das ihn stark macht, stark zum Leben und zum Handeln.7 • Das Wort „entsprechend“ (hebr. kenägeddo) kennzeichnet die Frau als das dem Mann entsprechende Gegenstück. Die Frau ist das dem Mann fehlende Seitenstück. Sie ist bei aller Verschiedenheit die passende Ergänzung von wesentlicher Gleichheit. Als Gott dem Mann die Frau zuführte, empfängt der Mann die Frau mit einer „jauch- zenden Bewillkommnung“ (J. G. Herder). Er stimmt das erste Liebeslied an und sagt damit: Ich bin nicht mehr allein. Ich habe ein Gegenüber, eine Wieder-spiegelung mei- ner selbst. In der Frau kenne ich mich wieder. Nach der Schöpfungsgeschichte der Bibel sind Mann und Frau bei unterschiedlichem Geschlecht gleichwertig und gleich- rangig.8 Wann immer es kulturgeschichtlich und in manchen Frömmigkeitsbewegungen zur Unterordnung der Frau unter den Mann kam, gilt es den Grundsatz des Paulus zu bedenken und diesem den Vorrang zu geben. Die von Paulus vorgegebene Richt- schnur lautet: „Seid einander untertan in der Furcht Christi“ (Eph 5,21). Die ersten beiden Wesensunterschiede zwischen Mensch und Tier sind: • Allein der Mensch ist Gottes Ebenbild. • Allein die Frau ist das dem Manne fehlende und zu ihm passende Gegenstück von wesentlicher Gleichheit. Dazu kommt der dritte Wesensunterschied: • Der Mensch ist das einzige zum ewigen Leben bestimmte Geschöpf. 7 Belege zur Übersetzung von ezär vgl. Bräumer, Hj., 1. Mose 1-11, S. 76. 8 Zu den Belegen ebd. S. 76-80. 7 3) Der Mensch ist das einzige zum ewigen Leben bestimmte Geschöpf So heißt es im Buch des Predigers: „Wer kennt des Menschen Atem, der nach oben steigt, und den Atem des Viehs, das zur Erde hinunterfährt?“ (Pred 3,21). Nach dieser wörtlichen Übersetzung besteht der dritte Wesensunterschied zwischen Mensch und Tier aus Folgendem: Der Lebensatem von Mensch und Tier entschwindet nach dem Tod in entgegengesetzte Richtungen.9 Allein der Mensch ist das einzige zur Gottesgemeinschaft und zum ewigen Leben bestimmte Geschöpf Gottes. Diese, von manchen Auslegern bezweifelte Aussage10 wird im Buch des Predigers an zwei Stellen bestätigt und näher ausgeführt: • In Pred 3,11 heißt es: „Auch die Ewigkeit (hebr. olam) hat er (Gott) ihnen, den Menschen, ins Herz gelegt.“ • Und auch am Ende der Weisheitssprüche im Buch des Predigers heißt es: „Der Mensch geht in sein Ewigkeitshaus.“ „Der Staub kehrt zurück zur Erde, wie er gewesen, und der von Gott verliehene Lebensatem (hebr. ruah) kehrt zurück zu Gott, der ihn gegeben hat“ (Pred 12,5+7).11 Für den Menschen gibt es kein Aufhören der Persönlichkeit.12 In dieser Deutlichkeit wird dies an keiner Stelle vom Tier ausgesagt. Für die Annahme, dass auch Tiere einen Platz im „Ewigkeitshaus Gottes“ haben, verweisen manche Ausleger auf fol- gende Aussagen der Bibel: • In der Arche werden Mensch und Tier in gleicher Weise gerettet (1. Mose 6,5- 9,17). • In der zu Ende gehenden Zeit werden Mensch und Tierwelt ohne Feindschaft zusammen sein: Das Lamm wird beim Wolf zu Gast sein (Jes 11,4-9; 65,25).13 • Und in seinem Brief an die Römer schreibt Paulus in Bezug auf die Kreatur: „Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und der Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes, denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tage seufzt und in Geburtswehen liegt“ (Röm 8,21+22). Alle diese Stellen rufen den Menschen auf zum verantwortlichen Umgang mit der Tier- welt, ohne jedoch explizit, ausdrücklich, darauf einzugehen, ob die Tiere im Ewigkeits- haus Gottes einen Platz haben. Auch wenn man, wie Martin Luther, darauf hofft, seinen Hund in der Ewigkeit wiederzusehen, sollte man die Entscheidung darüber getrost Gott überlassen. Die entscheidenden Fragen lauten: Wo werden wir, Sie und ich, in der Ewigkeit sein? Für ewig gerettet oder für ewig verloren? Gerettet ist der, der 9 Nur bei willkürlicher Veränderung des Wortlautes können Ausleger zu der Feststellung kommen: Der Mensch hat im Tod keinen Vorrang vor den Tieren. Zur Diskussion vgl. Lanka, A., Kohelet, Neukirchen-Vlyn 1978, S. 77 und Zimmerli, W., Das Buch des Predigers Salomo, ATD 16, Göttingen 1962, S. 15-17. 10 Vgl. Lanka, A., Kohelet, S. 68 und Keel/Küchler/Uehlinger, Bd. I, S. 100 und Schroer, S. 13. 11 Zur Übersetzung vgl. Zimmerli, Prediger, S. 243. 12 Gegen Lanka, S. 215. 13 Vgl. Keel/Küchler/Uehlinger, Bd. I, S. 100. 8 in diesem Leben kompromisslos auf Jesu Seite steht. Er ist um unserer Sünden willen gestorben, auf dass wir Frieden hätten. Mit ihm, unserem Erlöser, ewig vereint zu sein, ist unsere größte Hoffnung. In einem englischen Kirchenlied, das Hedwig von Redern (1866-1935) ins Deutsche übertragen hat, heißt es: Dort vor dem Throne im himmlischen Land treff‘ ich die Freunde, die hier ich gekannt: dennoch wird Jesus und Jesus allein Grund meiner Freude und Anbetung sein: Das wird allein Herrlichkeit sein, das wird allein Herrlichkeit sein, wenn frei von Weh ich sein Angesicht seh, wenn frei von Weh ich sein Angesicht seh. 9
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