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Argumentiert Paulus logisch? Eine Analyse vor dem Hintergrund antiker Logik PDF

316 Pages·2005·4.45 MB·German
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Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament Herausgeber / Editor Jörg Frey Mitherausgeber / Associate Editors Friedrich Avemarie • Judith Gundry-Volf Martin Hengel • Otfried Hofius • Hans-Josef Klauck 188 Moisés Mayordomo Argumentiert Paulus logisch? Eine Analyse auf dem Hintergrund antiker Logik Mohr Siebeck MOISÉS MAYORDOMO, geboren 1966; Studium der Ev. Theologie in Gießen, London, Heidelberg und Bern; 1997 Promotion; 2004 Habilitation; Oberassistent im Fachbereich Neues Testament der Christkatholischen und Evangelischen Theologischen Fakultät der Universität Bern. ISBN 3-16-148793-1 ISSN 0512-1604 (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament) Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http:dnb.ddb.de abrufbar. © 2005 Mohr Siebeck Tübingen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde von Gulde-Druck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier gedruckt und von der Buchbinderei Spinner in Ottersweier gebunden. Vorwort Argumentiert Paulus logisch? Diese Frage entstammt nicht direkt dem Binnenraum gegenwärtiger Fachexegese, sie erwächst vielmehr aus einem weit verbreiteten Rezeptionsdilemma: Manche paulinischen Gedankengänge sind selbst mit erheblichem Aufwand kaum zu ergründen. Sie konfrontieren uns mit Begründungen, die konstruiert wirken, und mit Schlüssen, an deren Folgerichtigkeit viele intuitiv Zweifel hegen. Der zum Verstehen unabdingba- re rationale Nachvollzug bleibt damit versagt. Solche hermeneutischen Sackgassen bilden den Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung. Sie wurde im Wintersemester 2003/2004 von der Christkatholischen und Evangelischen Theologischen Fakultät der Universität Bern als Habilitations- schrift angenommen und ist für den Druck vor allem im Hinblick auf logische Fragen überarbeitet worden1. Die jetzige Veröffentlichung betrachte ich mit einer gewissen Ambivalenz, denn das gewählte Thema hat zwischen meinen Interessen und meiner Neugierde einerseits und meinen Kompetenzen andererseits eine empfindli- che Lücke aufgerissen. Neben den eigenen Ansprüchen galt es nicht nur den Anforderungen der eigenen Disziplin gerecht zu werden, sondern v.a. auch denen der Logik. Logik jedoch ist eine Gefährtin, die keine Nebenbuhlerinnen duldet. Sie erfordert Strenge, viel Übung und kombinatorische Freude. Logik eignet sich daher nicht für ein interdisziplinäres Verfahren, das sich damit zufrieden gibt, dem fremden Gebiet einen Kurzbesuch abzustatten, ausge- suchte Andenken mitzunehmen und diese dem eigenen Systemgebäude einzugliedern. Ohne den äußeren Druck einer akademischen Habilitation hätte ich es wohl kaum gewagt, an irgendeiner Stelle einen Punkt zu setzen. Damit mute ich der an Paulus interessierten fachlichen Öffentlichkeit einen explorativen Versuch zu, der vieles offen lässt. Dies erscheint mir jedoch nur dann eine unverzeihliche Leichtfertigkeit zu sein, wenn jener hier vorgelegte Ausschnitt dessen, was die aufgeworfene Frage an eingehender Behandlung verdient hätte, nicht auch Anregendes, Zutreffendes und Weiterführendes enthielte. Von letzterem bin ich trotz aller Aporien überzeugt. Um es vorweg- 1 Die Einarbeitung inzwischen erschienener exegetischer Literatur konnte nur auswahl- weise vorgenommen werden. Umso wichtiger war es mir, inhaltlich auf möglichst viele der sachlichen Anregungen durch die Gutachter und weitere Gesprächspartnerinnen und -partner einzugehen. Zwei längere Exkurse – zur Bewertung des Paulus als Theologen und zum paulinischen Rationalitätsbegriff – hoffe ich, in Zukunft in überarbeiteter Form gesondert vorlegen zu könnnen. VI Vorwort zuschicken: Als Desiderat empfinde ich vor allem die Behandlung paulini- scher Argumentationen mit den Mitteln moderner Prädikatenlogik und die präzise logische Aufarbeitung rabbinischer Argumentationsweisen. Die Sekundärliteratur, über deren Umfang generell immer wieder Klagen angestimmt werden, hat mich leider auf diesen spezifischen Gebieten im Stich gelassen. Eine Weiterführung des Themas in diese Richtung hätte jedoch den ohnehin allzu langwierigen Beschäftigungsprozess über einen ungewissen Zeitraum hinaus ausgedehnt. Zur Entstehung und Beendigung dieser Arbeit haben viele maßgeblich beigetragen, denen ich von Herzen danken möchte: Prof. Ulrich Luz für die kritische, geduldige und überaus anregende Begleitung, die bereits die Dissertation und die Assistenzzeit zu einem wahren Vergnügen gemacht haben; Prof. Thomas Schmeller für sein engagiertes, sachkundiges und konstruktives Gutachten; Prof. Theodor G. Bucher für sein äußerst hilfreiches Gutachten zu Fragen der Logik, für viele Emails und längere Sachgespräche, die mir nicht nur die Grenzen meines logischen Wissens deutlich, sondern zugleich auch viel Mut gemacht haben, am Ball der Logik zu bleiben (und Frege zu lesen); PD Dr. Helmut Linneweber-Lammerskitten, dessen Einfüh- rung in die Logik ich sehr genossen habe und der sich zudem Zeit genommen hat, einzelne Paulusstellen logisch mit mir zu besprechen; PD Dr. Michael Groneberg für weiterführende logische Gespräche, die dazu beigetragen haben, die Anzahl der logischen Fehler in dieser Arbeit zu reduzieren (für die restlichen bin ich alleine verantworlich…); Prof. Christine Janowski für systematisch-theologische Anregungen, die mich weiterhin beschäftigen werden; Prof. Matthias Konradt für viele kleinere und größere exegetische Klärungen; Prof. E. Axel Knauf für eine Reihe erfrischend ehrlicher Rand- glossen; Julia Müller-Clemm für unzählige Diskussionen, Korrekturen und für den graphischen Hilfsdienst; Alison Sauer für spontane Hilfe in der Not; Christina Drobe, David Fellenberg und Thomas Dummermuth für ihre gründlichen Korrekturarbeiten; Prof. Jörg Frey für die unkomplizierte Aufnahme in die WUNT-Reihe ebenso wie für eine inhaltliche Stellungnah- me, die mir entscheidend geholfen hat, die anfängliche Publikationsscheu zu überwinden; Dr. Henning Ziebritzki und Frau Tanja Mix für die professionel- le Betreuung im Verlag; schließlich danke ich der Gruppe von Studierenden, die sich im Wintersemester 2003/04 mit dieser exotischen Thematik beschäf- tigt und mir mit ihren Fragen viel zu denken gegeben haben. Kaum in Worte zu fassen, ist der Dank an diejenigen, mit denen ich das Glück habe, das Leben zu teilen: Helga, Esteban und Milena Sara. Moisés Mayordomo Marín Inhaltsverzeichnis Abkürzungen.................................................................................................................................XI Formale Zeichen und Formalisierungen.....................................................................................XII I. Hinführung A. Paulus zwischen obscuritas und claritas.................................................................................1 1. »Fremd und widerspruchsvoll«: Paulinische obscuritas...................................................1 2. »Einfach und klar«: Paulinische claritas............................................................................5 B. »Beständig und gottgewollt«: Vom Nutzen der Logik für die Exegese................................8 1. Theologie und Logik – Szenen einer (geschiedenen) Ehe...............................................8 2. Grundlegende Prinzipien der Logik.................................................................................15 3. Konsequenzen für die Exegese........................................................................................20 4. Exkurs: Zum Status der Frage, ob Paulus logisch geschult war....................................23 II. Antike Logik im Überblick A. Allgemeine Probleme.............................................................................................................27 1. Die Quellenlage.................................................................................................................27 2. Zur Terminologie..............................................................................................................30 3. Die beiden Logiksysteme.................................................................................................33 4. Sprachtheoretische Grundlegung: Die wahrheitsdefinite Aussage................................34 B. Die aristotelische Termlogik..................................................................................................38 1. Weitere sprachtheoretische Überlegungen......................................................................40 a) Die logisch relevanten Modi des Aussagesatzes.......................................................40 b) Die logisch relevanten Formen des Gegensatzes......................................................42 2. Der »Schluss« (sullogismóß)........................................................................................46 3. Logik in der Wissenschaft: Die Analytik (Syllogistik)..................................................50 a) Der syllogistische Schluss..........................................................................................50 b) Die Schlussfiguren......................................................................................................52 c) Exkurs: Die Induktion als »zweite Form« des Wissens...........................................55 4. Logik in der Diskussion: Die Dialektik (Topik).............................................................57 a) Vorüberlegungen.........................................................................................................57 b) Die vier Prädikatsklassen............................................................................................60 c) Die vier Werkzeuge (Top. I 13–18)...........................................................................62 d) Würdigung....................................................................................................................63 5. Logik in der Rede: Das »Enthymem« (Rhetorik)...........................................................63 a) Logik als rhetorisches Überzeugungsmittel..............................................................63 b) Was ist ein Enthymem?..............................................................................................67 c) Die vier Arten des Enthymems..................................................................................69 6. Theophrast und das Erbe der aristotelischen Logik........................................................72 7. Exkurs: Die Schriften des Aristoteles und das »Organon«............................................74 VIII Inhaltsverzeichnis C. Die stoische Aussagenlogik...................................................................................................80 1. Die Logik Chrysipps.........................................................................................................81 a) Weitere sprachphilosophische Überlegungen...........................................................81 b) Die Argumentations- und Schlusslehre.....................................................................84 2. Historische Beziehungen und Auswirkungen stoischer Logik......................................86 III. Analyse paulinischer Texte A. Vorfragen: Textwahl und logische Analyseschritte..............................................................91 B. Widerlegung der Auferstehungsleugnung (1Kor 15,12–19)................................................95 1. Exegetische Vorfragen......................................................................................................96 a) Rhetorik und Gliederung von 1Kor 15......................................................................96 b) Der literarische Kontext (15,1–11)............................................................................99 c) Die Streitfrage...........................................................................................................101 2. Exegetische Anmerkungen.............................................................................................104 3. Logische Analyse............................................................................................................108 a) Auslegungs- und forschungsgeschichtliche Perspektiven......................................108 b) Die Umkehrung der Implikation als Fehlschluss....................................................113 c) Textabgrenzung und Bestimmung logisch relevanter Sätze..................................115 d) Versuch einer termlogischen Analyse.....................................................................117 e) Aussagenlogische Struktur und Prüfung der Gültigkeit.........................................121 f) Fazit............................................................................................................................123 4. Exkurs: Fragen aufgrund der Topik...............................................................................124 5. Exkurs: Weitere Beispiele für »modus tollens« in den Paulusbriefen........................126 C. Unvereinbarkeit von Abrahamssegen und Gesetzesfluch (Gal 3,6–14)............................128 1. Exegetische Vorfragen....................................................................................................129 a) Rhetorik und Gliederung..........................................................................................129 b) Literarischer Kontext................................................................................................131 c) Der Streitpunkt: Das Erbe Abrahams......................................................................133 2. Exegetische Anmerkungen.............................................................................................134 a) Positive Argumentation: Abraham-Exemplum (3,6–9)..........................................134 b) Negative Argumentation: Fluch des Gesetzes (3,10–12).......................................140 c) Die »Lösung« des Kerygmas (3,13f).......................................................................147 3. Logische Analyse............................................................................................................148 a) Formalisierung..........................................................................................................148 b) Analyse logischer Gültigkeit....................................................................................153 c) Gesamtgedankengang...............................................................................................162 d) Fazit............................................................................................................................164 D. Die Folgen der Schuld (Röm 1,18–3,20).............................................................................166 1. Exegetische Vorfragen....................................................................................................166 a) Argumentationsziel von 1,18–3,20..........................................................................167 b) Literarischer Kontext (Röm 1,1–17)........................................................................169 2. Exegetische Anmerkungen.............................................................................................171 a) Röm 1,18–32.............................................................................................................171 b) Röm 2,1–16...............................................................................................................189 c) Röm 2,17–29.............................................................................................................200 d) Röm 3,1–20...............................................................................................................205 Inhaltsverzeichnis IX 3. Logische Analyse............................................................................................................212 a) Basale semantische Felder in Röm 1,18–3,20.........................................................212 b) Formalisierung und Analyse.....................................................................................215 c) Fazit............................................................................................................................228 IV. Schlussbetrachtung A. Argumentiert Paulus logisch?..............................................................................................229 B. Exegetisch-methodischer Ertrag..........................................................................................232 C. Weiterführender Ausblick....................................................................................................235 1. Paulus und rabbinische Logik........................................................................................235 2. Logik und paulinische Rhetorik.....................................................................................238 3. Logik und paulinische Theologie...................................................................................239 Literaturverzeichnis A. Quellen...................................................................................................................................243 B. Nachschlagewerke und NT-Kommentare...........................................................................249 C. Philosophisch-logische und rhetorische Literatur...............................................................251 D. Exegetisch-theologische Literatur........................................................................................258 Register A. Quellen...................................................................................................................................275 B. Autoren und Autorinnen.......................................................................................................294 C. Griechische Begriffe.............................................................................................................300 D. Sachen und Namen...............................................................................................................300

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