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Apollonia von Alexandria PDF

311 Pages·2003·57.57 MB·German
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Aus dem Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg Vorstand: Prof. Dr.med. Dr.phil. Gundolf Keil Die historische Entwicklung des Apollonia-Kults unter besonderer Berücksichtigung des sog. ‚kleinen Andachtsbildes’ Inaugural - Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg vorgelegt von Dr. med. Dieter Pack aus Münster Würzburg, April 2003 Referent: Priv.-Doz. Dr. Dr. Dr. D. Groß Korreferent: Prof. Dr. F. Witt Dekan: Prof. Dr. S. Silbernagl Tag der mündlichen Prüfung: 31.10.2003 Der Promovend ist Zahnarzt Meinem Großvater, Dr. Alfred Ley, Zahnarzt in Neheim und Münster, gewidmet. Er war ein frommer, gottesfürchtiger Mann, engagierte sich für die Armen im Vinzenz-Verein und trug den Himmel bei der Fronleichnams-Prozession. Nur an der Prozession zur hl. Apollonia in Neheim nahm er nicht teil. „Das“, so pflegte er zu sagen, „ist die böse Konkurrenz!“ Gliederung Seite Einleitung 1 1. Martyrium und Legende der heiligen Apollonia 4 2. Die historische Entwicklung des Apollonia-Kults 6 2.1 Heiligenverehrung 6 2.2 Patrozinien und regionale Verbreitung des Apollonia-Kults 7 2.3 Krankheitspatrozinium 8 2.4 Der Kult der hl. Apollonia vor 1530 10 2.5 Der Kult der hl. Apollonia von 1530 bis 1792 12 2.6 Der Kult der hl. Apollonia von 1792 bis 1914 16 2.7 Der Kult der hl. Apollonia seit 1914 20 2.8 Der Einfluss der Entwicklung der Zahnheilkunde auf den Apollonia-Kult 21 3. Ikonographie der hl. Apollonia 21 3.1 Attribute der hl. Apollonia 24 3.2 Typus der Apollonia-Darstellungen 25 3.3. Apollonia mit anderen Heiligen 28 4. Definition, Entstehung und Geschichte des Kleinen Andachtsbildes 31 5. Miniaturen in Handschriften, Inkunabeln und Frühdrucken 34 6. Hochdruck 39 6.1 Holzschnitt 43 6.2 Holzschnitte aus der Zeit bis 1530 44 6.3 Metallschnitte in Stundenbüchern bis 1530 47 6.4 Holzschnitte von 1530 bis 1792 50 6.5 Holzschnitte im 19. und 20. Jahrhundert 50 6.6 Holzstich 52 7. Tiefdruck 53 7.1 manuelle Stichverfahren 53 7.1.1 Kupferstich 53 7.1.2 Stahlstich 70 7.1.3 Schabtechnik (Mezzotinto) 71 7.2 Ätzverfahren 73 7.2.1 Kupferradierung 73 7.2.2 Aquatinta-Manier 76 7.2.3 Punktiermanier 77 8. Flachdruck 79 8.1 Lithographie 79 8.2 Fotodruck, Offsetdruck 83 9. Prägedrucke und Stanzspitzenbilder, Blumenklappbild 85 10. Spitzenbilder 89 10.1 Spickelbilder 89 10.2 Pergament- und Papierschnitt 90 10.3 Nadelstichbilder 93 10.4 Klosterarbeiten 94 11. Kolorierung und Individualisierung 96 12. Gebete, Gedichte, Legenden und Bibelverse zur Apollonia 102 12.1 Texte in Handschriften, Inkunabeln und Frühdrucken bis 1530 102 12.2 Texte auf Andachtsbildern von 1530 bis 1792 107 12.3 Texte auf Andachtsbildern von 1792 bis 1914 116 12.4 Gebetszettel, Litaneien und Ablässe von 1792 bis 1914 122 12.5 Texte auf Andachtsbildern seit 1914 130 13. Besondere Funktionen der Andachtsbildchen 132 13.1 Hausschmuck, Haussegen Kasten, Truhen, Amulette 132 13.2 Zur Erinnerung und zum Andenken 133 13.3 Bruderschaften 136 13.4 Sterbebildchen 140 13.5 Wallfahrt und Prozession 144 13.5.1 Hinweise auf Reliquien bei Andachtsbildchen 147 13.5.2 Wallfahrtsmedaillen 147 13.5.3 Wallfahrtsfähnchen 150 13.6 Reliquienverehrung 152 13.6.1 Hinweise auf Reliquienverehrung bei Andachsbildchen 154 13.6.2 Reliquienmedaillons, Reliquienkapseln 155 14. Zusammenfassung 162 15. Verzeichnis der Abbildungen 166 16. Bildtafeln 198 17. Tabellen 280 18. Literaturverzeichnis 285 Danksagung Lebenslauf Einleitung Das ‚Kleine Andachtsbild’1 der hl. Apollonia, der Patronin der Zahnleidenden und der Zahnärzte, ist als verbreitete und volkstümliche Bildkunst eine überreiche Informa- tionsquelle über religiöse Bräuche und Gewohnheiten im Zusammenhang mit dem Zahnschmerz. Durch fünf Jahrhunderte hindurch hatten diese kleine Bilder, im Volks- mund auch ‚Heiligenbildchen’ genannt, ihre Besitzer begleitet, lagen in den täglich benutzten Gebet- und Gesangbüchern und erinnerten an Wallfahrten, hohe Kirchenfeste, religiöse oder familiäre Ereignisse und an die besonders verehrte Schutzheilige und Namenspatronin2: die hl. Apollonia. Man schaute das Bild an, wenn man von Zahn- oder Kopfschmerz geplagt wurde, in der Hoffnung, dass die Beschwerden dann nach- ließen oder wenigstens leichter zu ertragen waren. Das Kleine Andachtsbild der hl. Apollonia ermöglicht einen Einblick in eine Epoche des religiösen Lebens, die unwiederbringlich vorbei ist, weil es – wie alle ‚Heiligenbildchen’ - seit dem zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) aus dem Erscheinungsbild der katholischen Kirche praktisch verschwunden ist. Bis dahin war die Messe oft still und der Priester betete, von der Gemeinde abgewandt, in einer Für sie unverständlichen Sprache. Da blieb genug Zeit, sich mit Hilfe der Andachtsbilder der Erinnerung an geistliche Wendepunkte in seinem Leben zu überlassen. Mit dem zweiten Vatikanum kam die Umkehr: Der Altar wurde aus der Apsis in die Mitte gerückt, der Priester wandte sich der Gemeinde zu, betete in der Muttersprache und bezog die Gemeinde in das liturgische Gebet mit ein. Heute stehen den Gemeinden kircheneigene Gebetbücher zur Verfügung, nur wenige Gläubige besitzen noch ein eigenes Gebetbuch; es ist keine Verwendung und kein Platz mehr für die persönlichen Andachtsbildchen, sie werden heute kaum noch hergestellt, selbst die Sterbebildchen werden immer seltener. Die Geschichte des Andachtbildes der hl. Apollonia ist gleichzeitig ein Stück Medizingeschichte, Kulturgeschichte und Geschichte der Drucktechnik. „Mit dem Heiligenbild fürs Volk beginnt die Geschichte der Druckgraphik in Mitteleuropa, und ihr Ausklang im gerahmten Schlafzimmerbild endet ebenfalls mit dem religiösen 1 der Begriff ‚Andachtsbild’ hat sich seit dem 1930 publizierten, grundlegenden Werk von SPAMER (1930) durchgesetzt. 2 OSTEN (1988), S. 2. 1 Sujet“3. Das Bild diente als Blickfang, es sollte Andacht erwecken, Bilder transportieren und Ideen und Ideologien wirkungsvoll unterschwellig über die Sinne eindringen lassen4. Im Volksglauben hatte es aber auch die magische Bedeutung eines Talismans. Betrachtet man Andachtsbilder nur unter dem Aspekt ihrer Funktion und Frömmig- keitspraxis, verkürzt man sie auf ihren instrumentalen Charakter. Ihr Wesen erfasst man aber auch nicht, wenn man sie nur unter kunsthistorischen Stil- und Genre- bestimmungen betrachtet5. An den Andachtsbildchen der hl. Apollonia, ihrer Zahl und ihrer Entstehungsart lassen sich Aufblühen und Niedergang der Heiligenverehrung nachvollziehen. Heilige waren einer wechselnden Beliebtheit unterworfen; den jewei- ligen Nöten und Gefahren entsprechend wurden immer neue und andere Heilige bevor- zugt6; die hl. Apollonia, die das Zahnschmerzpatronat innehatte, wurde jedoch durch alle Jahrhunderte hindurch verehrt. Andachtsbilder sind Darstellungen für das einfache Kirchenvolk. Den Gläubigen mussten die Bildchen gefallen, damit sie ihr weniges Geld dafür hergaben. Mode und wechselnder Geschmack machten auch vor den Andachtsbildchen nicht Halt. Aus den Inhalten können Rückschlüsse auf die Frömmigkeit und die Mentalität der katholischen Bevölkerung gezogen und Veränderungen oder Kontinuitäten der Inhalte nachvollzogen werden. Die Kirche steuerte mit dem Imprimatur, das in der Regel nur für den gedruck- ten Text galt, die von ihr propagierten Bildinhalte. Auch diese Steuerungsfunktion gilt es aufzuspüren. Die Untersuchung hat das Ziel, Andachtsbilder der heiligen Apollonia als Quelle hinsichtlich der Veränderungen des Apollonia-Kultes auszuwerten. Wegen der Gesamt- zahl von mehr als 250 Exponaten mit 200 unterschiedlichen Abbildungen über einen Zeitraum von 500 Jahren hinweg kann ein recht guter Überblick über die historische Entwicklung des Apollonia-Kultes und über die Darstellung der Heiligen von der Patro- nin der Zahnleidenden bis zur Berufspatronin der Zahnärzte gegeben werden. Aus der Ikonographie und den Bildinhalten vieler Andachtsbilder einer einzigen Heiligen kann man Rückschlüsse ziehen auf kollektive Haltungen und religiöse Vor- stellungen sowie deren eventuellen Wandel herausarbeiten. 3 BRÜCKNER (1996), S. 7. 4 BRÜCKNER (1973), S. 13. 5 BRAUNECK (1978), S. 9-10. 6 KÖTTING (1988a), S. 79. 2 Aus den Texten, die recte und verso die Andachtsbilder füllen, können Rück- schlüsse auf die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten der Objekte gezogen werden. Wie die Menschen mit dem Zahnschmerz vor der Zeit einer rationalen Schmerz- beseitigung und einer wissenschaftlich fundierten Zahnheilkunde umgingen, davon zeu- gen Gebete, Medaillen, Reliquienmedaillons und auch ein ‚Schluckbild’. Unter zahn- medizinischem Aspekt werden die hier abgebildeten Extraktionsinstrumente und die Lage der extrahierten Zähne in der Zange betrachtet. Anhand der Künstlersignaturen, Druckeradressen, Imprimaturen und Texte wird die Verbreitung der Andachtsbildchen und damit die Verehrung der hl. Apollonia in den verschiedenen Regionen untersucht. Dabei werden vergessene Kultstätten, Bruder- schaften, Prozessionen und Wallfahrtsorte zur Apollonia wieder entdeckt. Die geschichtliche Entwicklung des Apollonia-Kultes wird in vier Zeiträume ein- geteilt. Der erste Abschnitt reicht bis zum Ende der Hochrenaissance um 1530. Der zweite Zeitabschnitt beginnt mit dem Konzil von Trient (1545-1563), umfasst die Gegenreformation mit Barock und Rokoko und endet mit den gesellschaftlichen Um- wälzungen der Französischen Revolution 1792. Der dritte Abschnitt bezieht sich auf die Zeit von 1792 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914, der vierte Teil betrifft die Neuzeit. 3 1. Martyrium und Legende der heiligen Apollonia Der Martertod der Apollonia ereignete sich nach heutigem Kenntnisstand im Jahr 249 n.Chr. unter der Regierung des aus Syrien stammenden Kaisers Philippus Arabs (244-249). Fünfzig Jahre später erwähnt der altchristliche Kirchenhistoriker Eusebius (ca. 260-340) aus Caesarea in seiner Kirchengeschichte (Historia ecclesiastica IV, 41.7)7 einen Brief des Bischofs Dionysius von Alexandria (Episkopat ca. 246-265) an den Bischof Fabius von Antiochia, in dem von einer vom Pöbel Alexandriens hervor- gerufenen Christenverfolgung8 berichtet wird. Zu den Opfern zählte u.a. auch Apollonia, von der es in dem Brief heißt: „Damals stand die an Jahren vorgerückte Jungfrau Apollonia in hohem Rufe. Auch diese ergriffen sie und brachen ihr durch Schläge auf die Kinnbacken alle Zähne heraus. Hierauf errichteten ihre Verfolger vor der Stadt einen Scheiterhaufen und drohten ihr, sie lebendig zu verbrennen, wenn sie nicht mit ihnen die gottlosen Worte aussprechen würde. Sie aber sprang, auf ihre Bitten etwas losgelassen, von selbst in das Feuer und verbrannte“9. Christen, die das für sie bereitete Martyrium selbst auf sich nahmen, wurden vom frühen Christentum ebenso gewertet wie die übrigen Märtyrer10. Die Kirchenlehrer Augustinus (De civitate Dei I, 26) und Ambrosius (De virginibus 3,32), der als neue Variante die Enthauptung Apollonias brachte, nahmen den Tod Apollonias als Beispiel, um ganz allgemein zu folgern, dass heilige Jungfrauen, um der Schändung zu entgehen, Selbstmord durch Ertrinken bzw. durch den Sprung in die Tiefe verüben dürften, der dann als Martyrium galt11. Nach späteren Legendenfassungen war Apollonia eine Königstochter, die auf Befehl des Vaters gemartert wurde. Eine andere Fassung berichtet, Apollonia sei eine Schwester des hl. Laurentius, später nach Ägypten ausgewandert, habe dort unter Decius das Martyrium erlitten und sei auf dem Berg Tabor oder auch Sinai begraben12. 7 HOFFMANN-AXTHELM (1973), S. 116. 8 AURENHAMMER (1967), Bd. I, S. 211-214. 9 KÜNSTLE (1926), S. 90. 10 AURENHAMMER (1967), Bd. I, S. 212. 11 HOFFMANN-AXTHELM (1973), S. 116. 12 AURENHAMMER (1967), Bd. I, S. 212. 4

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Die historische Entwicklung des Apollonia-Kults unter besonderer Berücksichtigung des sog. ‚kleinen Andachtsbildes'. Inaugural - Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der. Bayerischen Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg vorgelegt von. Dr. med. Dieter Pa
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