ANTON WILHELM AMO LECTURES EDITED BY MATTHIAS KAUFMANN, RICHARD ROTTENBURG AND REINHOLD SACKMANN MARTIN-LUTHER-UNIVERSITÄT HALLE-WITTENBERG HALLE (SAALE) 2016 ANTON WILHELM AMO LECTURES VOLUME 1 EDITED BY MATTHIAS KAUFMANN, RICHARD ROTTENBURG AND REINHOLD SACKMANN MARTIN-LUTHER-UNIVERSITÄT HALLE-WITTENBERG HALLE (SAALE) 2016 Gedruckt mit finanzieller Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt. Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2016 Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale) Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Gren- zen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt auch für Vervielfäl- tigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen. Das Foto auf dem Umschlag zeigt einen Ausschnitt aus dem Eintrag Anton Wilhelm Amos in das Stammbuch eines anonymen Studenten, Jena, 2. März 1746, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB), St. 83, Bl. 110v. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der ThULB Jena und mit freundlicher Unterstützung von Monika Firla (Stuttgart). Umschlaggestaltung: Débora Ledesma-Buchenhorst Satz und Lektorat: Oliver-Pierre Rudolph M.A. Printed in Germany ISBN 978-3-86829-798-0 Druck: DRUCKWERK, Halle (Saale) TRANSLATION AND DISSONANCE INNOVATION PATTERNS IN THE CREATIVE INDUSTRIES BY MICHAEL HUTTER WISSENSCHAFTSZENTRUM BERLIN FÜR SOZIALFORSCHUNG MARTIN-LUTHER-UNIVERSITÄT HALLE-WITTENBERG HALLE (SAALE) 2016 Inhalt Vorwort Matthias Kaufmann, Richard Rottenburg, Reinhold Sackmann | 9 Translation and Dissonance. Innovation Patterns in the Creative Industries Michael Hutter | 13 Über den Verfasser | 43 Vorwort In der Schriftenreihe „Anton Wilhelm Amo Lectures“ des Forschungsschwer- punkts „Gesellschaft und Kultur in Bewegung“ werden seit 2013 an der Martin- Luther-Universität gehaltene Gastvorlesungen bedeutender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler publiziert, die unter diesem Titel von den beiden For- schungsschwerpunkten „Gesellschaft und Kultur in Bewegung“ und „Aufklä- rung, Religion, Wissen“ gemeinsam veranstaltet werden und Anton Wilhelm Amo gewidmet sind. Im Jahr 1727 kam Anton Wilhelm Amo – als Kind im heutigen Ghana ver- sklavt, dann 1707 von der Holländisch-Westindischen Gesellschaft an den Wolfenbüttler Hof Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig und Lüneburg- Wolfenbüttel verschenkt – nach einer umfassenden Ausbildung an die Universi- tät Halle zum Studium der Philosophie und der Rechtswissenschaften. 1729 verfasste Amo die Disputation „De iure Maurorum in Europa“, in der er die Frage erörterte, inwieweit die Freiheit oder Dienstbarkeit der von Christen ge- kauften „Mohren“ in Europa nach dem damals geltenden Recht gerechtfertigt sei. (Diese Schrift gilt als verschollen.) In Wittenberg wurde Amo im Jahr 1734 mit der Inauguraldissertation „De humanae mentis apatheia. Die Apatheia der menschlichen Seele“ zum philoso- phiae ac liberalium artium Magister promoviert und wurde als Magister legens zugelassen. Anders als der im stoischen Umfeld prominent gewordene Terminus „Apatheia“ vermuten lässt, geht es dabei nicht um Gelassenheit oder Gleichmut der Seele. Mit dieser Schrift leistete Amo vielmehr einen eigenständigen Beitrag zur Debatte zu dem, was man im 20. Jahrhundert das Leib-Seele-Problem nann- te, indem er der menschlichen Seele Empfindungen und überhaupt die Fähigkeit des Empfindens aufgrund ihrer Immaterialität radikal abspricht. Wie wir im gleich anzusprechenden Hauptwerk erfahren, befasst sich die Seele mit intentio- nalen Repräsentationen der vom Körper sinnlich erfassten Dinge. In ausdrückli- cher Wendung gegen Descartes, der ja den „Passions de l’âme“ ein ganzes Werk 10 VORWORT gewidmet hatte, betont er, dass die Seele nicht leiden könne, was bei lebendigen Dingen dasselbe wie empfinden sei (pati et sentire in rebus vivis sunt synonyma) und stellt sich in seiner Psychologie somit eher in eine scholastische, wolffiani- sche Tradition (zu den lokalen Kontroversen, die aufgegriffen werden vgl. Edeh 2003, 53f.). Dass er indessen keineswegs ein schlichter Gefolgsmann Wolffs ist, zeigt sich in der wesentlich umfangreicheren Schrift „De arte sobrie et accurate philo- sophandi. Traktat von der Kunst, nüchtern und sorgfältig zu philosophieren“ von 1738 (vgl. u.a. Edeh 2003, 57ff.). Dort entfaltet Amo nach einem Überblick über die traditionellen Felder des Wissens, wie Jurisprudenz, Theologie und Mathe- matik und einer Warnung vor Pedanterie sowohl als Vielwisserei, v.a. soweit es sich um Unnützes handelt (er bezieht sich dabei auf Thomasius), seine Lehre, die der Philosophie die Aufgabe des kontinuierlichen Erkennens der Dinge und der Vervollkommnung des Menschen auf allen Gebieten, von der natürlichen Exis- tenz bis hin zur ewigen Glückseligkeit, zuweist (Partis Generalis Cap. II, Mem- brum II §§ 4-6) und kritisiert diejenigen, die in ihr „heutzutage“ nur einen Ver- standesakt ohne Verbindung zu ihrer pragmatischen Seite sehen. Philosophie ist Weisheit als Tugend und diese beweist ihren Wert in der Handlung (ebd. § 1). Nicht nur durch die Bezugnahme auf Ciceros „De Officiis“ in diesem Kontext zeigt sich eine Nähe zu stoischen Prinzipien (vgl. auch Partis Generalis Cap. V Membrum I § 11, wo als gute Wirkungsweise der Seele die Mäßigung der natür- lichen Instinkte und des sinnlichen Begehrens identifiziert wird). Im umfangrei- cheren speziellen Teil des Werkes erläutert der „schwarze Philosoph in Halle“ seine Auffassung von den Aktivitäten der menschlichen Seele beim Vorgang des Erkennens, von der Begriffsbildung über die Reflexion, bis hin zur Logik mit- samt den Regeln der Syllogistik, der Kritik und Hermeneutik. Er befindet sich dabei trotz einiger deutlicher Abweichungen – etwa seiner religiösen Fundierung der Ethik – im Umfeld der Wolffschen Schule (Edeh 2003, S. 164). Nach einigen Jahren der Lehre als Magister legens der Philosophie und der freien Künste in Halle und Jena sah sich Anton Wilhelm Amo von seinen Gön- nern verlassen (Ludewig war gestorben) und rassistischen Repressalien ausge- setzt, die ihn dazu veranlassten, im Jahr 1747 nach Afrika zurückzukehren. 1747 wird er noch als Bürger Jenas erwähnt, doch dann verschwindet seine Spur, bis auf den Bericht eines schweizer Schiffsarztes, der im Dienst der niederländi- schen Westafrika Companie den „beroemden Heer Anthonius Guilielmus Amo Guinea Afer, Philosophiae Dr. et Artium Liberalium Magister“ 1753 in Axim im
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