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ANT-XXII/3 PDF

246 Pages·2006·20.75 MB·German
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ANT-XXII/3 2 January 2005 - 6 April 2005 Cape Town - Punta Arenas Fahrtleiter / Chief Scientist: Dr. E. Fahrbach Koordinator / Coordinator: Prof. Dr. P. Lemke 2 CONTENTS 1. EXPEDITION ANT-XXII/3: Fahrtverlauf und Zusammenfassung 4 EXPEDITION ANT-XXII/3: cruise narrative and summary 13 2. Weather conditions 21 3. Sea ice conditions 25 4. Large scale processes and decadal variations in the Weddell Sea (Weddell Sea Convection Control, WECCON 2005) 27 5. Distribution of carbon dioxide in the Weddell gyre 63 6. Air-sea CO fluxes in the Southern Ocean with CARIOCA 2 buoys 66 7. Dissolved barium distribution in the Antarctic Circumpolar Current and the Weddell Gyre 67 8. Automatic detection of marine mammals in the vicinity of RV POLARSTERN 68 9. Introduction to ANDEEP: 77 Antarctic benthic DEEP-sea biodiversity - colonization history and recent community patterns (ANDEEP III) 9.1 Meiobenthos 85 9.2 Macrobenthos 107 9.3 Megabenthos 160 9.4 Depositional Environments 192 10. Bathymetry 212 11. Acknowledgements 216 APPENDIX 217 A.1 Participating Institutions 218 A.2 Cruise Participants 222 A.3 Ship's Crew 224 A.4 Station list 226 3 1. EXPEDITION ANT-XXII/3: FAHRTVERLAUF UND ZUSAMMENFASSUNG Eberhard Fahrbach AWI Bremerhaven Am 22. Januar 2005 um 13:00 Uhr lief FS Polarstern von Kapstadt zur Antarktisreise ANT-XXII/3 aus. An Bord waren 57 Fahrtteilnehmer/innen aus 30 Instituten in 10 Ländern. Zunächst führte der Kurs bis 34°11’S 14°33’E nach Westen. Dort wurde der erste Provor-Float ausgesetzt und FS Polarstern drehte nach Südwesten. Von nun an bis 53°00.3’S 00°02.1’E folgte der Kurs der Laufbahn des Jason-Satelliten. Mit 80 Expendable Bathythermographs (XBT), die im Abstand von jeweils zwei Stunden geworfen wurden und die Wassertemperatur in den oberen 700 m der Wassersäule messen, dem Thermosalinographen, der Temperatur und Salzgehalt quasi kontinuierlich im Bugstrahlerschacht (6 m) und am Kastenkiel (11 m) misst, und dem Acoustic Doppler Current Profiler (ADCP), der die Meeresströmung vom fahrenden Schiff aus erfasst, fanden ozeanographische Messungen auf der Kurslinie statt, auf der der Jason-Satellit mit einem Altimeter die Auslenkung der Meeresoberfläche misst. Entlang der Kurs-Linie wurden im Rahmen des GOODHOPE-Projekts 9 weitere Provor-Floats (vertikal profilierende Driftkörper) ausgelegt. Ein weiterer Drifter wurde im Rahmen des französischen CARIOCA-Programms ausgebracht. Ferner wurden 2 Bodendruckmesser mit nach oben schauendem Echolot (PIES) aufge- nommen und 3 wieder neu ausgelegt. Die Arbeiten des Tiefsee-Biologieprogramms ANDEEP III begannen am 25. Januar bei 41°08’S 09°55’E und einer Wassertiefe von 4725 m im Kapbecken mit einer sedimentprofilierenden Kamera (SPI), 3 Großkasten- greifern (GKG), 3 Multicorern (MUC), dem Epibenthosschlitten (EBS) und dem Agassiz-Trawl (AGT). Eine zweite Station erfolgte südwestlich des Meteor-Rückens mit der gleichen Gerätepalette am 28. Januar bei 47°40.0’S 04°15’E in 4560 m Wassertiefe. Das Bathymetrie-Programm fand aufgrund der Auflagen des Umwelt- bundesamts nur in sehr eingeschränkter Form statt. Auf der Anreise und der Abreise konnte ein Teil des geplanten deutschen Bathymetrie-Programms ausgeführt werden. Es musste bei 60°S beendet werden. Südlich davon wurde aufgrund der Auflagen des Umweltbundesamts nur noch das russische Programm ausgeführt. Bei 53°S erreichte FS Polarstern den Meridian von Greenwich. Von da an führte der Kurs direkt nach Süden und das ozeanographische Hauptprogramm im Rahmen von WECCON (WEddell Sea Convection CONtrol) wurde mit Messungen mit der CTD- Sonde (conductivity, temperature, depth = Leitfähigkeit, Temperatur, Tiefe) und der Aufnahme und Wiederauslegung von Verankerungen durchgeführt. Auf diesem Schnitt wurden 43 CTD-Messungen in 30 sm Abstand ausgeführt. Über stark verän- derlicher Topographie wurde der Stationsabstand verringert. Zusätzlich zu den CTD- Messungen wurden Wasserproben genommen, um die Konzentration von gelösten Nährstoffen, Sauerstoff, FCKWs, Barium und CO zu messen. Die FCKW-Proben 2 wurden eingeschweißt und werden im Bremer Institut für Umweltphysik gemessen. Einen wesentlichen Anteil des Programms der physikalischen Ozeanographie stellte die Aufnahme und Auslegung von Verankerungen dar. Auf dem Greenwich-Meridian wurden 8 Verankerungen aufgenommen und 9 ausgelegt. Eine Verankerung konnte 4 1. EXPEDITION ANT-XXII/3: FAHRTVERLAUF UND ZUSAMMENFASSUNG nicht wieder gefunden werden. Bei den Verankerungsarbeiten hat sich das schiffsei- gene POSIDONIA-System vielfach bewährt. Die genaue Verfolgung des Absinkens bei der Auslegung und des Aufsteigens bei der Aufnahme stellen einen erheblichen Gewinn an Sicherheit für die Wiederaufnahme und Genauigkeit bei der räumlichen Zuordnung der Daten dar. Die Verankerungen enthalten Strömungs-, Temperatur- und Leitfähigkeitsmessgeräte, Schallquellen zur Ortung von Driftkörpern und Eis- echolote (upward looking sonar, ULS) zur Messung der Eisdicke. Auf dem Meridian von Greenwich wurden 22 APEX- (Profiling Autonomous Lagrangian Circulation Ex- plorers) und NEMO-(Navigating European Marine Observer) Driftkörper (Floats) aus- gebracht. Zur Quantifizierung des Süßwassereintrags durch Eisberge wurden im südlichen Weddellmeer 5 Eisberge mit Satellitensendern ausgestattet, die mit dem Hubschrauber auf Eisbergen abgesetzt wurden. - - - - - - - - - - Abb. 1.1: Karte des Fahrtgebiets und Fahrtroute der FS Polarstern-Reise ANT-XXII/3 vom 22. Januar bis zum 6. April 2005 Fig. 1.1: Map of the area of observations and cruise track during RV Polarstern leg ANT-XXII/3 from 22 January to 6 April 2005 5 ANT-XXII/3 Am 9. Februar wurden bei 67°S die Arbeiten auf dem Meridian von Greenwich unter- brochen, um zur Neumayer-Station abzulaufen. Am 25. Januar war das deutsche Polarflugzeug POLAR 4 auf dem Rückflug nach Deutschland bei einer harten Lan- dung an der britischen Station Rothera zu Bruch gegangen und konnte den Flug nicht mehr fortsetzen. Dadurch wurde es notwendig, das Expeditionsprogramm der FS Polarstern zu ändern. Dabei war zu berücksichtigen, dass der Umweg über Rothera ohne zu große Einschnitte für das wissenschaftliche Programm erfolgen sollte. Als erste Möglichkeit der Zeitersparnis wurde die Versorgung der Neumayer- Station um einige Tage nach hinten verschoben. Dies brachte einen erheblichen Zeitgewinn mit sich, da das verkürzte Hin- und Zurücklaufen doppelt einging. Ferner wurde die Bergung einer Verankerung östlich der Maudkuppe aus dem Programm genommen. Auf dem Weg zur Neumayer-Station wurde am 10. Februar bei 69°30’S 5°23’W eine Amphipodenfalle ausgebracht und in der Nähe ein Hol mit dem Agassiz-Trawl ausgeführt. Am 11. Januar erreichte FS Polarstern bei strahlendem Sonnenschein – nach Auflö- sung des morgendlichen Seerauchs - die Atkabucht. Schnell war ein passender An- legeplatz an der Rampe gefunden. In unmittelbarer Nachbarschaft fand auch das südafrikanische Versorgungsschiff SA Agulhas einen geeigneten Platz, um Versor- gungsgüter und Fahrzeuge von der 227 km entfernten südafrikanischen Station SANAE zu laden. Die Versorgungsaufgaben der FS Polarstern konnten zügig durchgeführt und noch am Abend abgeschlossen werden. Etwa 150 Kubikmeter Treibstoff wurde in Tankcontainer für die Station gefüllt. Eine Schneefräse,16 Container und mehrere Schlitten mit 120 Tonnen Gewicht wurden geladen. Ein Fahrtteilnehmer des SANAP ging von Bord, um in SANAE zu überwintern. Während der Beladung hatten die Fahrtteilnehmer die Gelegenheit, die Neumayer-Station zu besuchen. Das wunderbare Wetter brachte viele dazu, den 8 km langen Weg, zumindest in einer Richtung, zu Fuß zurück zu legen. Die Helikopter waren im Einsatz, um Geräte und Personen zu transportieren. Sie waren besonders hilfreich, um die Arbeiten an einer Außenstation in der Nähe der Schelfeiskante durchzuführen. Hier soll in Zukunft mit einem Hydrophon den Geräuschen aus dem Meer gelauscht werden, wobei diese direkt nach Bremerhaven übertragen werden sollen. In der jetzt erreichten Vorstufe werden allerdings erst der automatische Betrieb und die Datenübertragung getestet, die besonders im Winter eine Herausforderung darstellen. Wenn sich das System als zuverlässig erwiesen hat, wird ein Loch durch das Schelfeis gebohrt und das Hydrophon in das Meerwasser darunter versenkt. Am frühen Abend waren die Lade- und Pumparbeiten abgeschlossen, und Besat- zung und Wissenschaft konnte den sonnigen Abend auf dem Eis mit einer kleinen Feier zu Verabschiedung der Überwinterer genießen. Zu unseren Gästen von der Neumayer-Station gesellten sich noch Besatzungsmitglieder der SA Agulhas hinzu. Sie mussten mit dem Helikopter abgeholt und wieder zurück gebracht werden, da die SA Agulhas nach Abschluss ihrer Ladearbeiten den Eisrand verlassen hatte und nun im freien Wasser der Bucht lag. Weitere Gäste waren die Besatzung der DC3 und eine Gruppe finnischer Forscher, die mit einem Flugzeug der ALCI eingetroffen war. Zusammen mit den deutschen Teilnehmern der Sommerkampagne und den noch an 6 1. EXPEDITION ANT-XXII/3: FAHRTVERLAUF UND ZUSAMMENFASSUNG der Station befindlichen Überwinterern des Vorjahrs sollten alle über die russische Novolazarewskaya-Station nach Kapstadt fliegen. Für den 12. Februar war die Treibstoffübernahme von der SA Agulhas geplant, die den zusätzlichen Verbrauch für den Umweg über Rothera sicherstellen sollte. Doch das Wetter hatte sich geändert. Der Wind trieb so viel Eis vor die Rampe, dass hier das Tankmanöver nicht wie geplant möglich war. FS Polarstern fand im Süden der Bucht einen anscheinend akzeptablen Platz an der Eiskante. Doch auch hier stellte sich heraus, dass die angetriebenen Eisschollen die Betankung nicht erlaubten. Ein weiterer Versuch erfolgte im Osten der Bucht mit Unterstützung durch die Hub- schrauber. Hier schien die Schelfeiskante zuerst dazu geeignet, beide Schiffe paral- lel zueinander mit der Nase an das Eis zu legen, um so eine sichere Lage zu ge- währleisten. Ein Abbruch an der Kante machte aber deutlich, dass auch dies keine sichere Position war. Schließlich erfolgte die Betankung im offenen Wasser. FS Polarstern fuhr in langsamer Fahrt voraus, die SA Agulhas hinterher. Zuerst wurde eine Leinenverbindung hergestellt, dann ein Schlauch gelegt und schließlich ge- pumpt. Am späten Abend war die Aktion beendet und FS Polarstern hatte 170 Tonnen Treibstoff erhalten. Mit Hornsignalen verabschiedeten sich die beiden Schiffe. FS Polarstern lief in Richtung Nordosten ab. Am 13. Februar wurde die Amphipodenfalle, die bei der Anreise ausgelegt worden war, wieder aufgenommen. Der Schnitt auf dem Meridian von Greenwich wurde am 14. Februar bei 67°30’S mit einer weiteren ANDEEP-Station fortgesetzt, die bis zum 16. Februar dauerte. Mit CTDs, dem Aussetzen von Floats und dem Austausch von Verankerungen erfolgte die Fortsetzung nach Süden. Bei 69°15’S fand am 18. Februar die letzte Station auf dem Greenwich-Meridian-Schnitt in Sichtweite des Fimbul-Schelfeises statt. Bei 69°01’S waren wir das erste Mal auf eine geschlossene Meereisfläche getroffen. Nach Abschluss der ersten Phase des Programms auf dem Meridian von Greenwich lief FS Polarstern nach Westen in Richtung Atkabucht ab. Bei etwa 70°32’S 9°2’W sollten zwei Fischfallen und eine Amphipodenfalle geborgen werden, die vor einem Jahr wegen der Eisverhältnisse nicht aufgenommen werden konnten. Trotz guter Verhältnisse konnte nur eine Fischfalle gefunden werden. Aufgrund des Zustands der geborgenen Falle muss angenommen werden, dass die anderen beiden Fallen durch Korrosion verloren gegangen sind. Der Bergungsversuch einer Verankerung mit Sinkstofffallen bei 70°57’S 10°33’W am 19. Februar war ebenfalls nicht erfolg- reich. Hier liegt es nahe, dass diese Verankerung das Opfer eines der zahlreichen Eisberge wurde. Die zweite Phase der physikalischen und biologischen Arbeiten zwischen Kapp Norvegia und der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel begann am 20. Februar bei 71°18’S 13°57’W. Hier lag der Schwerpunkt der tiefseebiologischen Arbeiten mit 9 großen Stationen im Rahmen von ANDEEP III. Vier dieser Stationen fanden am Kontinentalabhang vor Kapp Norvegia in 1040, 2170, 3090 und 4410 m Wassertiefe statt. Dieser Schnitt war am 24. Februar beendet. Die Arbeiten der physikalischen Ozeanographie gingen mit 54 CTD-Stationen in etwa 30 sm Abstand und der Ausle- gung von 3 Verankerungen und 18 Floats weiter. Bei 68°04’S 20°28’W in 4933 m, 66°37’S 27°10’W in 4892 m, 65°34’S 36°31’W in 4802 m und 65°00’S 43°02’W in 7 ANT-XXII/3 4701 m Tiefe fand jeweils eine weitere ANDEEP-Station statt. Am 11. März er- reichten wir bei 64°30’S 45°15’W das erste Mal auf der Reise ausgedehnte Meereis- felder, die zeitweise zu einer merklichen Reduzierung der Fahrtgeschwindigkeit führten. Sie waren Teil einer Eiszunge, die sich über dem Kontinentalabhang vom südlichen Weddellmeer bis in das Powellbecken erstreckte. Zwar nahm die Eisbe- deckung zum Schelf hin deutlich ab, war aber stärker als in den Satellitenbildern wiedergegeben. Bei 63°41’S 50°44’W erfolgte am 14. März eine weitere ANDEEP- Station. Der westlichste Punkt auf dem Schnitt durch das Weddellmeer wurde am 16. März bei 63°04’S 54°37’W und 440 m Wassertiefe erreicht. Die verhältnismäßig geringe Eisbedeckung und das sehr ruhige Wetter hatten es er- möglicht, die Arbeiten auf dem Weddellmeer-Schnitt so zügig durchzuführen, dass noch genügend Zeit verblieb, um die als Option geplanten Arbeiten im Powellbecken auszuführen. Sie bestanden aus einen CTD-Schnitt von 63°04’S 54°37’W bis 61°39’S 46°33’W mit 20 Profilen und drei ANDEEP-Stationen in 3405, 2000 und 1180 m Tiefe auf der östlichen Seite des Beckens. Bis 62°02’S 48°45’W mussten die Ausläufer der Eiszunge aus dem Weddellmeer durchquert werden. Auch dieser Ab- schnitt der Reise konnte unter optimalen Wetterbedingungen zügig durchgeführt werden. Am 21. März waren die Arbeiten im Powellbecken abgeschlossen und FS Polarstern lief in die Bransfieldstraße ab. Einen Teil der Strecke mussten wir gegen Westwind der Stärke 8 und den entsprechenden Seegang anfahren. Allerdings beruhigte sich das Wetter bis zu unserer Ankunft in der Maxwellbucht am 23. März wieder. Am Ufer des angrenzenden Potter Coves liegt die argentinische Jubany-Station, der das deutsche Dallmann-Labor angeschlossen ist. Obwohl wir deutlich früher als erwartet angekommen waren, waren dort die Vorbereitungen so weit voran geschritten, dass wir die günstigen Wetterbedingungen nutzen und sofort mit den Helikopterflügen zur Beladung beginnen konnten. Neben den Transporten vom Dallmann-Labor waren auch Transporte von der von Uruguay betriebenen Station Base Cientifica Antárctica Artigas und der russischen Station Bellingshausen zur FS Polarstern notwendig. Ganz zum Schluss brachten wir noch Teilnehmer der Sommerkampagne nach Bellingshausen, wo sie warteten, bis ihr Flug nach Hause abging. Zwei weitere Fahrtteilnehmer, ein argentinischer Bobachter und ein Logistiker des AWI, die uns für den Rest der Reise begleiteten, kamen an Bord. Während dieser Transportaufgaben war es möglich, durch Besuche der Fahrtteil- nehmer an mehreren Stationen und von Bewohnern der Jubany- und der Artigas- Stationen an Bord die freundschaftlichen Beziehungen zu pflegen. Überall wurden wir herzlich empfangen. Während der Nacht und einer Schlechtwetterphase am Vormittag nutzten wir die Zeit, um in der Bransfieldstraße eine weitere ANDEEP- Station in 1995 m Tiefe zu beginnen. Sie wurde nach dem Abschluss der Versor- gungsarbeiten fortgesetzt. In der Nacht zum 24. März liefen wir in Richtung der britischen Station Rothera ab. Am 24. März passierten wir Deception-Insel, doch die Insel verbarg sich hinter einer Nebelwand. Die Akustikgruppe nutzte die lange Dampfstrecke, um den Streamer zu schleppen und Walgeräusche aufzunehmen. Die Wetterbedingungen während der Dampfstrecke waren nicht sehr viel versprechend, und wir bereiteten uns auf eine längere Wartezeit vor. Am 25. März erreichten wir die Marguerite-Bucht und lagen 8 1. EXPEDITION ANT-XXII/3: FAHRTVERLAUF UND ZUSAMMENFASSUNG vor Rothera Point. Das Wetter hatte sich erstaunlich verbessert. Nachdem schon eine Gruppe britischer Fahrtteilnehmer im Laufe des Tages voraus geflogen war, um lebende Muscheln von Jubany nach Rothera zu bringen, erfolgte das erste offizielle Zusammentreffen mit unseren britischen Partnern am Abend auf der FS Polarstern. Wir hatten den Kapitän der RSS Ernest Shackleton, die vor Rothera an der Pier lag, und den Stationsleiter zu einem Besuch eingeladen. Auch hier war sofort ein freund- schaftliches Verhältnis aufgebaut, und die Aktionen des folgenden Tages konnten ausführlich geplant und vorbereitet werden, bis der Helikopter unsere Gäste bei Ein- bruch der Dunkelheit wieder zurück brachte. Dann kam schließlich am 26. März der große Tag, auf den unsere ganze Fahrtplanung ausgerichtet werden musste, näm- lich die Übernahme der POLAR 4. Sie wurde dadurch erschwert, dass die Wasser- tiefe an der Pier für FS Polarstern nicht ausreichend ist und wir das Flugzeug mit Hilfe der RSS Ernest Shackleton übernehmen mussten. Wieder verwöhnte uns das Wetter, kein Wind und Sonnenschein schufen optimale Bedingungen. Die RSS Ernest Shackleton lud die Tragfläche und den Flugzeugrumpf an der Pier. Dann legten sich FS Polarstern und RSS Ernest Shackleton 0,85 sm von der Pier im offenen Wasser parallel nebeneinander. Die Flugzeugteile konnten in 22 Minuten mit unserem 15-to-Kran auf dem Helikopterdeck der FS Polarstern abgestellt werden. Während der Übernahme waren die Fahrtteilnehmer bereits an Land und genossen die britische Gastfreundschaft, die wir am Nachmittag mit einer Einladung auf die FS Polarstern zu Bier und Würstchen erwiderten. Am 26. März um 19:00 Uhr liefen wir mit einem weiteren Fahrtteilnehmer, einem Techniker der DLR, der zur Beladung nach Rothera gekommen war, an Bord ab. Die Polartaufe und das Osterfest ver- brachten wir vom schlechten Wetter geschützt in der Gerlache-Straße auf dem Weg zu den letzten Stationen dieser Reise. Vom 29. bis zum 31. März fanden bei 63°19’S 64°37’W in 2080 m und bei 62°31’S 64°39’W in 3802 m Tiefe zwei weitere ANDEEP-Stationen statt. Sie waren westlich der Drakestraße und des Hero-Bruchzone im Pazifik gelegen und konnten inte- ressantes Vergleichsmaterial liefern. Den Abschluss der Arbeiten bildete ein CTD- Schnitt durch die östliche Drakestraße entlang des Shackleton-Bruchzone von 60°53’S 53°50’W nach 55°04’S 65°04’W, der am 4. April abgeschlossen war. Während der gesamten Reise wurden hydroakustische Messungen und Infrarot-Be- obachtungen ausgeführt, die zur Weiterentwicklung eines Systems beitragen, das es erlaubt, Warmblüter zu orten. Damit soll ermöglicht werden, in Zukunft die Auflagen des Umweltbundesamts zu erfüllen und unterschiedliche hydroakustische Messver- fahren von FS Polarstern aus einzusetzen. Die wissenschaftlichen Arbeiten wurden durch Programme zur Öffentlichkeitsarbeit begleitet, zu dem auch ein Expeditionsmaler gehört, der die Stimmung jeden Tages mit einem Ölbild festhielt. Ferner wurde der Verlauf der Reise auf der AWI-Web-site eXpeditions site file/ext/www-bhv/Polar/Polarstern/ANT-XXII-3/ExpeditionSummary, der CeDAMar-site www.cedamar.org und bei Senckenberg dokumentiert. Am 6. April 2005 lief FS Polarstern um 08:00 Uhr in Punta Arenas ein. 9 ANT-XXII/3 Die Arbeiten der Tiefsee-Biologie sind in das ANDEEP-III-Projekt (ANtarctic benthic DEEP-sea biodiversity: colonization history and recent community patterns) einge- bunden, das ein internationales Projekt zur Erforschung der Biologie von Tiefseeor- ganismen im Scotia- und Weddellmeer darstellt. Das ANDEEP-Projekt wurde ins Leben gerufen, um das Ökosystem Tiefsee im Südlichen Ozean zu charakterisieren. Die Hauptziele sind, den Einfluss der Habitatvielfalt des Meeresbodens auf die biolo- gische Vielfalt zu untersuchen und festzustellen, ob und in welchem Maße das Scotia- und das Weddellmeer Ursprungsgebiete für das Benthos angrenzender Tief- wassergebiete sind. Im Verlaufe von ANDEEP I und II im Sommer 2002 waren bereits mehrere Gebiete im Atlantischen Sektor beprobt worden. In ANDEEP III wurde die Probennahme fortgesetzt und so ein unvergleichbarer Datensatz geschaffen. Die Tiefsee des Scotia- und des Weddellmeeres gehört zu den am wenigsten unter- suchten Gewässern der Weltozeane, und wir wissen nahezu nichts über die dort am und im Boden lebenden Tiere. Erste Ergebnisse von ANDEEP I und II haben Eindrücke über die Artenzusammensetzung und mögliche Wege der Evolution der Tiefseefauna des Südlichen Ozeans vermittelt. ANDEEP III hat unsere bisher gewonnenen Erkenntnisse vertieft, und zwar in einem erweiterten Untersuchungsgebiet, das außer dem Becken des Weddellmeers das Powellbecken, die Bransfieldstraße, die südwestliche Drakestraße und auch das Kapbecken umfasste. ANDEEP ist eines von zwei Projekten, die den ursprünglichen deutschen Beitrag zu CeDAMar (Census of the Biodiversity of Abyssal Marine Life) leisten. CeDAMar ist ein für zehn Jahre ausgelegtes Projekt, das der Erforschung benthischer Lebensge- meinschaften in den Becken des Atlantiks von Pol zu Pol gewidmet ist und gehört zu dem weltweiten Programm CoML (Census of Marine Life), das 2000 gegründet wurde und bis 2010 dauern soll. Bislang sind Wissenschaftler aus mehr als 70 Natio- nen beteiligt, die mit standardisierten Methoden Proben nehmen und eine globale Datenbank zusammenstellen, die als frei zugängliche Referenz für spätere Untersu- chungen dienen soll. Mit CeDAMar soll versucht werden, Taxonomie und Systematik wieder als zentrale Disziplinen der Biologie zu etablieren. Artbeschreibungen gehö- ren zu den zentralen Aufgaben, die CeDAMar sich gestellt hat. Um ein möglichst vollständiges Bild über die bodenlebenden Organismen zu erhalten wurden verschiedene Geräte standardisiert eingesetzt. Die CTD für Messungen der Temperatur, des Salzgehalts, der Dichte und der Nährstoffe des Wassers, in dem diese Tiere leben. Mit einer Sedimentprofilkamera (SPI) wurden Organismen und ihre Lebensspuren auf dem Meeresboden anhand von Fotos identifiziert. Ihre Grabspuren und die Korngrößen und Qualität des Sedimentes wurden aufgezeichnet. Die Eindringtiefe des Sauerstoffes in das Sediment wurde gemessen, um zu zeigen, bis in welche Tiefen im Sediment grabende Organismen überhaupt zu erwarten sind. Ein Gerätepark bestehend aus Multicorer, Großkastengreifer, Epibenthosschlitten und Agassiz-Trawl wurde eingesetzt, um Organismen ganz ver- schiedener Größenklassen zu sammeln und zu bearbeiten, von den kleinsten Formen, die im Sandlückensystem leben bis hin zu den großen Tieren, die man auf den Unterwasserfotos erkennen kann. 10

Description:
Dissolved barium distribution in the Antarctic Circumpolar. Current and the Weddell . gung von 3 Verankerungen und 18 Floats weiter. Bei 68°04'S
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