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Anfänge der Fotografie : Entstehungsbedingungen eines neuen Mediums PDF

233 Pages·1981·18.134 MB·German
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Entstehungsbedingungen eines neuen Mediums Deutsches riYWYff Kulturgeschichte der Naturwissenschaften und der Technik Zu der Buchreihe «Kulturgeschichte der Naturwissenschaften und der Technik» Technische Objekte sind nicht eindeutig, sondern vieldeutig. Die hu­ manen, ästhetischen, sozial- und geistesgeschichtlichen Bedeutungen zeigen sich nicht in technischer Funktionsbeschreibung. Auch die hi­ storische Abfolge technischer Objekte sagt höchstens etwas über die sozio-ökonomischen Voraussetzungen, die Einbeziehung und Konse­ quenzen der Technik. Diese übergreifenden Bezüge versucht die ge­ meinsam vom Deutschen Museum in München und dem Rowohlt Ta­ schenbuch Verlag herausgegebene neue Buchreihe «Kulturgeschichte der Naturwissenschaften und der Technik» zu beschreiben und zu illu­ strieren. Die Bände richten sich zunächst an Lehrer und Ausbilder, doch sind sie so gestaltet, daß jeder interessierte Laie sie verstehen kann. Es zeigt sich, daß der Weg durch die Geschichte nicht eine zusätzliche Erschwerung und Vermehrung des Lehrstoffes bedeutet, sondern das Verständnis der modernen Naturwissenschaften und Technik erleich­ tert. Heinz Haberkorn Anfänge der Fotografie Entstehungsbedingungen eines neuen Mediums ro ro ro Deutsches Museum Rowohlt Die Buchreihe zur Kulturgeschichte der Naturwissenschaften und der Technik entstand im Rahmen zweier Projekte am Deutschen Museum. Projektmitarbeiter: Günther Gottmann, Bert Heinrich, Friedrich Klemm, Gernot Krankenhagen, Jürgen Teichmann, Jochim Varchmin. Verantwortliche Betreuung des vorliegenden Bandes: Dr. Jochim Varchmin und Bert Heinrich Technikgeschichtlicher Berater: Friedrich Klemm Bildredaktion: Peter Frese und Dorine Paetzold Umschlagfoto: Peter Frese und Sigrid Grünow Die dieser Veröffentlichung zugrunde liegenden Entwicklungsarbeiten wurden mit Mitteln der Stiftung Volkswagenwerk und des Bundesmini­ sters für Bildung und Wissenschaft gefördert. Die Interpretation der Fakten gibt die Meinung des Autors, nicht die des Deutschen Museums wieder. Originalausgabe Umschlagentwurf: Werner Rebhuhn (Fotos: Diorama «Der Fotograf» von Frese/Grunow. Zeitgenössische Fotografie [1871] der Rue de Rivoli - Ausschnitt) Redaktion: Jürgen Volbeding Layout: Edith Lackmann Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, Juli 1981 Copyright (c) 1981 by Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg Satz Times (Linotron 404) Gesamtherstellung Clausen & Bosse, Leck Printed in Germany 980-ISBN 3 499 17703 X Inhalt Vorwort 7 Einleitung 9 Zeittafel 12 Erste fotografische Beobachtungen 23 Voraussetzungen für die Erfindung der Fotografie 24 Wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Bereich der Chemie: Entdeckung der Lichtempfindlichkeit von Silbersalzen 24 Wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Bereich der Physik: Optische Geräte und Hilfsmittel zur Beobachtung und Abbildung von Natur 26 Vorläufer des fotografischen Porträts 36 Die Erfindung des fotografischen Verfahrens 38 ■ Joseph Nicöphore Niepce 38 Louis-J.-M. Daguerre 43 Daguerre und Niepce 45 - Daguerres Entdeckung 46 Die Veröffentlichung der Erfindung 48 Das Verfahren und die Auswertung der Daguerreotypie 52 Parallele Entwicklungen fotografischer Verfahren 61 ‘ William Henry Fox Talbot 62 Carl August von Steinheil und Franz von Kobell 72 Bedingungen für die rasche Verbreitung der Fotografie in Frankreich 81 • ökonomische, politische und gesellschaftliche Situation 81 Naturwissenschaftliche und technische Entwicklungen 83 Geistige Strömungen 85 ~ Die Situation in der Literatur und der bildenden Kunst 87 ‘ Die kulturelle Rolle des Bürgertums 91 Einstellung der bildenden Künstler zur Fotografie 93 Entwicklungen auf den Gebieten der Kameratechnik, der Optik nnd der Chemie 97 Erste Verbesserungen an der Daguerreotypie-Kamera 97 Verbesserung der Optik durch Petzval und Voigtländer 99 Steigerung der Lichtempfindlichkeit der fotografischen Platten 103 Verbesserung der Bildqualität durch Goldtonung 104 Eisenvitriolentwickler von Robert Hunt 105 Verbesserung der Negativ-Positiv-Verfiahren 106 Das Papierverfahren von Le Gray 106 Das nasse Kollodiumverfahren 106 Neue Möglichkeiten der Fotografie 110 Die Künstlerfotografie: Nadar, Le Gray, Carjat, Robinson 110 Nadars Leistungen auf fototechnischem Gebiet 118 Die Kommerzialisierung der Porträtfotografie: Disdiri 120 Gesellschaftliche Situation Im Zweiten Kaiserreich (1852-1870) 129 Die Fotografie als Ausdruck des Zeitgeschmacks 138 Weitere Entwicklungen der Fotografie bis zur Gegenwart 147 Entwicklungen im Bereich des Aufnahmematerials 147 Entwicklungen in den Bereichen der Optik und Kameratechnik 153 Studien im Deutschen Museum 169 Quellen, Ergänzungen und Register 192 Anhänge 192 Wort- und Begriffserklärungen, biografische Daten 205 Literatur 222 Personen- und Sachregister 224 Bildquellen 230 Vorwort Zur Einführung. Den Millionen Besitzern von Fotoapparaten ist die Geschichte der Foto­ grafie eine graue, legendenhafte Vorzeit. Von der Knipskiste bis zum computergesteuerten Wunderwerk benutzen sie die Geräte wie Gebrauchsgegenstände des Alltags, deren Geschichte für die Handhabung unwichtig erscheint. Die Medien und ihre Instrumente wer­ den als gegeben hingenommen. Sie unterliegen höchstens dem industriellen Fortschritt. Mit der Fotografie hat das optische Zeitalter begonnen. Eine ausgebreite­ te Industrie in der Herstellung und Verbreitung von Bildern bestimmt das kreative und soziale Verhalten im Umgang mit der Fototechnik. Immer neue Kameras, neu entwickelte Materialien, ausgedehntere Dienstleistungen bei Entwicklung und Vergrößerung halten den Amateur oftmals davon ab, sich wirklich mit der Fotografie und ihrer Geschichte zu beschäftigen. Mit der zunehmenden Verbreitung von Film und Video wurde der Foto­ grafie sogar das Sterben angesagt. Ganz das Gegenteil ist der Fall. Nicht nur, weil Film, Fernsehen und Video undenkbar sind ohne die Fotografie. Nach wie vor ist die Fototechnik die Mutter aller Bildreproduktionsverfahren. Unser Weltbild, das Bild, das wir uns von der Welt machen, ist geprägt durch die Fotografie. Beileibe nicht nur durch die Bildreproduktion; viel­ mehr durch die gesellschaftliche Bedeutung der Fotografie, ihre massenhafte Verbreitung und die Manipulation der «Meinungsmacher». Vielen erscheint das fotografische Bild eine objektive Wirklichkeitsdar­ stellung zu sein, ein getreues Abbild der Welt. Dabei ist es nichts anderes als eine neue Realität, die des Bildes. «Weniger denn je sagt die Wiedergabe der Realität etwas über die Realität selbst aus.» (B. Brecht) Wir sollten uns also nicht nur vom Reiz insbesondere alter Fotos gefangen nehmen lassen, wir müssen urtSTnit den Hintergründen und Zusammenhängen dieser abgebilde- tenWirklichkeit befassen, auch gerade der, die wir selbst fotografieren. Der technischen und sozialen Geschichte der Fotografie nachzuspüren heißt eine Entwicklung vergegenwärtigen, die uns und unsere Zeit geprägt hat. Schon 1907 hat Alfred Lichtwark (Direktor der Hamburger Kunsthalle) geschrieben: «Es gibt in unserem Zeitalter kein Kunstwerk, das so aufmerk­ sam betrachtet würde wie die Bildnisfotografie des eigenen Selbst, der näch­ sten Verwandten und Freunde, der Geliebten.» Zu leicht sind wir heute noch befangen in dieser Art «folgenloser» Foto­ grafie, die sich ins Private zurückzieht und sich der Macht dieses Produk- 7 tionsmittels nicht bewußt ist. In der fotografischen Technik liegt mehr als nur - auf den Knopf drücken - Film im Fotoladen abgeben - Bilder abholen - den Freunden vorzeigen. Technische und künstlerische Experimentierfreude ist das eine, soziale Kreativität und Engagement ist das andere, was heute noch in der Fotografie möglich ist. Und so hat sich die Fotografie eben auch ent­ wickelt. Die gesellschaftlichen Veränderungen des 19. Jahrhunderts, das Heraufkommen des Industriezeitalters, wachsendes Bewußtsein des Bürger­ tums und des Proletariats haben die Fotografie beeinflußt wie kaum eioan- deres Bildmedium. Erst ein künstlerisches Hilfsmittel, schon bald ein eigen­ ständiges Medium der Berichterstattung und dann eine Waffe im Kampfder Arbeiter für eine bessere und menschenwürdigere Zukunft, dokumentierte die Fotografie-einStück Freiheit von umständlichen, zeitraubenden und öko­ nomisch abhängigen Bildherstellungsverfahren. Die fotografische Technik hat die Emanzipation der eigenen, unabhängigen Produktivität ermöglicht. ' Lernen wir aus der Geschichte, nutzen wir die technischen Möglichkeiten! - Ursprüngliche Absicht dieser vorliegenden Arbeit war, aus der Sozialge­ schichte und Technik der Fotografie eine Didaktik der fototechnischen, visu­ ellen Kommunikation zu begründen. Das Ziel wurde nicht aufgegeben, aber aus Raummangel hier nicht verwirklicht, wenn auch an einigen Stellen ent­ sprechende Hinweise auf kulturpädagogische Aspekte deutlich werden. Vi- suelle Kommunikation als Lernprozeß zu verstehen, mittels Fotografie Lern­ zusammenhänge herzustellen, ist sicher kein untergeordneter Aspekt einer Sozialgeschichte der Fotografie. Prof. Dr. Alex Diel Universität Hamburg, Fachbereich Erziehungswissenschaft Einleitung Das Wort «Fotografie» stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie «Lichtzeichnung» oder «Lichtbild». Ein getreues Abbild nicht nur der Natur, sondern besonders von sich selbst zu schaffen und zu betrachten, ist seit Jahrhunderten, wahrscheinlich Jahrtausenden, einer der elementarsten Wunschträume des Menschen. Das Spiegelbild des Menschen im Wasser oder auf glänzendem Metall, das ja auch ein Lichtbild darstellt, da es auf Reflexion von Licht beruht, taucht in Märchen, Sagen und Werken der Dich­ tung immer wieder als ein von Zauberei, Symbolik und Geheimnis umgebe­ nes Phänomen auf. Magier und Scharlatane haben Spiegel und Lichtrefle­ xion immer wieder benutzt, um ihre geheimnisvollen Kräfte zu demon­ strieren. Für sogenannte naive oder primitive Menschen hat ihr eigenes Spiegelbild noch heute etwas Faszinierendes und Furchterregendes zugleich. Sie be­ trachten es als eine Art zweite Existenz. So konnten Völkerkundler beobach­ ten, daß diese Menschen auf ihr fotografisches Abbild mit Angst und Schrek- ken reagierten, da sie glaubten, ein Teil ihres Lebens sei vernichtet oder in fremden Besitz genommen worden. Obwohl sich Forscher und Gelehrte schon seit Jahrtausenden mit der Op­ tik beschäftigt hatten und seit ungefähr einem Jahrtausend Erkenntnisse über lichtempfindliche Stoffe vorlagen, gelang es erst im Jahre 1839, das durch Lichtreflexion erzeugte Abbild der Natur in einem exakten Bild festzu­ halten. Die Reaktionen auf die Erfindung der Fotografie waren unterschiedlich. Von der Naturwissenschaft wurde sie durchwegs begeistert aufgenommen, die Kunstwelt stand ihr mit geteilter Meinung gegenüber. Ein Teil der Künst­ ler, vor allem der Maler, war begeistert über das neue Verfahren, viele ande­ re sahen sich zu Spott und scharfer Kritik veranlaßt und sprachen diesem technischen Abbild-Verfahren jegliche Fähigkeit ab, individuelle künstleri­ sche Empfindungen zum Ausdruck bringen zu können. Aus kirchlichen Kreisen kam - in dieser durch Wissenschaft, Technik und Industrialisierung geprägten Zeit - sogar der Vergleich mit Teufelswerk, wie es im Leipziger Anzeiger von 1839 zu lesen war: «Flüchtige Spiegelbilder festhalten zu wollen, dies ist nicht bloß ein Ding der Un­ möglichkeit, wie es sich nach gründlicher deutscher Untersuchung herausgestellt hat, sondern schon der Wunsch, dies zu wollen, ist eine Gotteslästerung. Der Mensch ist nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen worden, und Gottes Bild kann durch keine menschliche Maschine festgehalten werden. Gott soll plötzlich seinen urewigen Geset- 9 zen untreu werden und es zulassen, daB ein Franzose in Paris eine Erfindung teuflisch­ ster Art in die Welt setzt.» (Freund, G.: Photographie und Gesellschaft, 1979, S. 82) Heute bestehen für die meisten Menschen der zivilisierten Welt diese Pro­ bleme und Vorbehalte gewiß nicht mehr. Es gibt kaum jemand, auch in den weniger entwickelten Teilen der Welt, der nicht schon mit der Fotografie in Berührung gekommen wäre. Die Probleme, die die Fotografie, der Film und das Fernsehen heute mit sich bringen, sehen ganz anders aus als 1839. In einer hochentwickelten Indu­ striegesellschaft ist der Mensch einer wahren Flut fotografischer Bilder aus­ gesetzt, die es ihm, bedingt durch die scheinbare Objektivität und Realität des Mediums, immer schwerer macht, zwischen Wahrheit und Unwahrheit, Wirklichkeit und Illusion zu unterscheiden. Für die Werbung und für die öffentlichen, meinungsbildenden Massenmedien ist das fotografische Bild das effektivste Mittel zur Information über Politik, Wirtschaft, Kultur, Wis­ senschaft etc. und damit zur Schaffung von Leitbildern, Wert- und Wunsch­ vorstellungen geworden. Auch der Bereich der Amateurfotografie erscheint heute nahezu voll er­ schlossen; kaum ein Familienfest, eine Urlaubsreise, eine nahestehende Per­ son oder ein wichtiger Anlaß, der nicht fotografisch festgehalten wird. Nach der Verkaufsstatistik der bundesdeutschen Fotowirtschaft besaßen im Jahre 1979 77 % aller Haushalte einen Fotoapparat; die Fotoamateure gaben für ihr Hobby 1979 780 Millionen DM aus, sie kauften in diesem Zeitraum knapp 3,5 Millionen Fotoapparate, es wurden rund 2,6 Milliarden Fotos «geschos­ sen», umgerechnet pro Sekunde 82 Bilder (photokina: Preiswerte Video- Farbkameras. In: Süddeutsche Zeitung v. 12. 9.1980). In den Bereichen Wissenschaft, Technik und Kunst ist die Fotografie zu einem wertvollen, nicht mehr wegzudenkenden Hilfs- und Darstellungsmit­ tel geworden. Auf einen Nenner gebracht, muß die Fotografie in Zusammenhang mit Film und Fernsehen als ein wesentlicher kulturbestimmender Faktor unserer Zeit angesehen werden. Die vorliegende Arbeit soll die Entstehungsgeschichte der Fotografie von ihren Anfängen bis zur Phase ihrer Kommerzialisierung und dem Beginn ihrer massenhaften Verbreitung aufzeigen. Dabei werden die zur Erfindung des Verfahrens notwendigen wissenschaftlich-technischen Voraussetzungen beschrieben. Die Fotografie verdankt ihre sich sprunghaft entwickelnde Popularität und massenhafte Verbreitung, die ungefähr um die Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzte, in erster Linie der Möglichkeit, täuschend ähnliche und relativ bil­ lige Porträts herzustellen, die vor allem für das mittlere und kleinere Bürger­ tum erschwinglich waren. Ein besonderes Anliegen der Arbeit besteht darin, am Beispiel der Entste­ hungsgeschichte der Fotografie die bedeutsamen und notwendigen Zusam- 10

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