ebook img

Andreas Gryphius : Papinian PDF

91 Pages·2007·0.55 MB·German
by  
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Andreas Gryphius : Papinian

Andreas Gryphius : Papinian Großmütiger Rechtsgelehrter Oder Sterbender AEMILIUS PAULUS PAPINIANUS Q. HORATIUS FLACCUS. Lib. III Od. III JUSTUM. ET. TENACEM. PROPOSITI. VIRUM. NON. CIVIUM. ARDOR. PRAVA. JUBENTIUM. NON. VULTUS. INSTANTIS. TYRANNI. MENTE. QUATIT. SOLIDA. NEC. AUSTER. DUX. INQUIETI. TURBIDUS. HADRIAE. NEC. FULMINANTIS. MAGNA. JOVIS. MANUS. SI. FRACTUS. ILLABATUR. ORBIS. IMPAVIDUM. FERIENT. RUINAE. PAETUS THRASEA Ore C. Cornelii Taciti. Lib. XVI. Annal. SPECTA. JUVENIS. ET. OMEN. QUIDEM. DII. PROHIBEANT. CETERUM. IN. EA. TEMPORA. NATUS. ES. QUIBUS. FIRMARE. ANIMUM. EXPEDIT. CONSTANTIBUS. EXEMPLIS. Inhalt deß Trauer-Spils. Aemilius Paulus Papinianus deß Römischen Käysers Severi geheimer Freund / Käysers Bassiani Schwager / seines Brudern Käysers Getae Verwandter / aller dreyer Oberster Reichs-Hofemeister oder Praetorii Praefectus, wird in der höchsten Ehre von Neid / Verleumbdung und Verdacht angetastet / nachmals als Käyser Bassianus seinen Stiff-Bruder Käyser Getam in den Armen der Mutter und Käyserlichen Wittib Juliae ermordet; angehalten den Bruder-Mord bey dem Römischen Rath und Läger zu entschuldigen. Weil er aber dise hochschändliche Unthat zu beschönen / ungeachtet alles Versprechens Eigen- Nutzes / angedräueter Gefahr / Verlusts der Ehre und Güter / ungeachtet aller einrede der Anverwandten / Freunde / und Käysers Bassiani selbst / großmütig verwidert wird er den Tod seines einigen Sohnes anzuschauen / und sein wolverdintes Haubt mit bestürtzung deß gantzen Hofes und der Welt / dem verfluchten Richt-beil zu unterwerfen gezwungen in dem XXXVI. Jahr / zehenden Monat und vierdten Tage seines Alters den XXV. deß Hornungs / als Burgermeister zu Rom gewesen / M. Pompejus Asper und P. Aper, welcher 1 Ambt auff das CCXII. Jahr nach der Geburt unsers Erlösers und Seligmachers einfällt. Kurtzer Begriff der Abhandlungen. I. Papinianus klaget über die wider Jhn entstehende heimlich und offentliche Verfolgung / gründet sich auff die Auffrichti[g]keit seines Gewissens / versichert die Käyserliche Wittib Julien seiner Treue und geneigten Gemütes gegen Jhren Sohn Getam: Widerleget die so Jhm Schuld gegeben / als wenn Er zu sehr Käyser Bassiano anhängig / ermahnet / letzlich seine Ehe-Gemahlin Plautiam zu Geduld und Vorsichti[g]keit bey bevorstehendem Unglück. Seine Hofe-Junckern verwerffen in dem Reyen / das herrliche Leben der Stats-Bedineten / und preisen den glückseligen Zustand der jenigen die jhre Zeit vor sich in stiller Ruhe zubringen. II. Laetus verhetzet Käyser Bassianum mehr und mehr auff Getam, wie denn zu einer sondern Verbitterung Anlaß gibt / daß sich Geta einen Befehl / welchen Bassianus außgefertiget / zu unterschreiben verwidert. Julia suchet vergebens beyde Fürsten zu versöhnen / und wird in Jhrer Gegenwart und Schoß Geta von Bassiano mit einem Dolch erstossen. Julia beweinet den Untergang Jhres Sohnes: Wird aber von Thrasullo Jhrem Sternseher erinnert / daß Sie durch dises wehklagen sich in höchste Gefahr stürtzen / widrigen falls / da Sie Jhre wehmut verborgen halten könne / Gelegenheit disen Tod zu rächen / und abermals den Thron zu besteigen / erlangen werde. Worauff Sie gezwungen Jhre wehmut verbirget / und sich Cleandern, der deß ermordeten Fürsten Leiche abzufodern / und wie Sie sich geberde / zu erforschen / abgefertiget / anzuhören entschleust. Die Gerechti[g]keit gibt den Rasereyen (in den Reyen) macht über den Bruder-Mörder. III. Käyser Bassianus beklaget sein verübetes Verbrechen / und verdammt Laetum, den vornehmsten Anstiffter dieser Ubelthat / zu dem Tode. Höret Cleandern, welcher erzehlet / wie bey abholung der Leichen sich Julie gestellet / und was Sie gebeten. Worauff der Käyser anschafft Jhr Laetum lebend oder tod zu gewehren / und verspricht Getae ein herrlich Begräbnüß. Indessen trachtet Laetus auff mittel und gelegenheit / kraft welcher Er zu dem käyserlichen Thron (als dessen Geta nun nicht mehr habhafft / Bassianus aber wegen deß Bruder- Mordes unfähig/) gelangen möchte. Befohret sich daß Jhm Papinianus in dem Lichte stehen dörffte / wird aber durch sein unverhofftes End-Urtheil erschrecket und der Käyserin überlifert. Papinianus weigert durchauß den Bruder-Mord zu beschönen. Julia vollzeucht jhre Rach an Laeto. Die Reyen erweisen daß kein Laster ungestraft hingehen könne. 2 IV. Dem Käyser Bassian wird von Cleandern vorbracht wasermassen Papinian abgeschlagen die Entschuldigungs-Rede auffzusetzen / welches Er in höchsten Ungenaden empfindet / fordert derowegen Papinianum selbst vor sich / und befindet daß Er auff seiner meynung beständig verharre / derowegen der Käyser auff allerhand frembde und grausame Gedancken fällt / Papiniani Ehegemahl beklaget den vor Augen stehenden Untergang Jhres Hauses / und wird von Papiniano und Jhrem Kinde getröstet. Macrin entsetzet Jhn auff Käyserlichen Befehl seines Ambts / und führet seinen Sohn mit sich nach Hofe. Das Käyserliche Läger erbeut sich Papiniano beyzustehen / und Jhn selbst auff den Thron zu erheben / welchen Vorsatz Er eiferigst verwirfft. In den Reyen wird dem schlummernden Bassiano sein künfftiger Tod vorgestellet. V. Die Käyserin Julia verspricht durch jhren Kämmerer / Papiniano, da Er Jhr beyzustehen sich erklären wolle / Thron und Ehe / aber vergebens. Dessen Vater und Mutter beweinen sein Unglück / Er gehet auff Befehl zu dem Käyser / verharret auff seinem Vorsatz / tröstet seinen derowegen zum Tode verdammten Sohn und stirbet unverzagt. Als Plautia nebenst dem Römischen Frauenzimmer gleich auff dem Wege durch Threnen und Fußfall den Zorn deß Fürsten zu lindern; werden Jhr beyde Leichen entgegen bracht / worüber Sie in höchste Schmertzen und endlich in Ohnmacht sincket. In dem Trauer-Spil werden eingeführet als Redende. Aemilius Paulus Papinianus, Röm. Reichs-Hofemeister. Plautia sein Gemahl. Papiniani Sohn. Papinianus Hostilius, Röm. Raths-Herr / Papiniani Vater. Eugenia Gracilis, Papiniani Mutter. Erster und Zweyter Diner Papiniani. Zwey Haubtleute auß dem Läger. Antoninus Bassianus Caracalla, Röm. Käyser. Antoninus Geta, Röm. Käyser / Bassiani Stiffbruder. Julia, Käysers Severi Wittib / Getae Mutter. Laetus, Käysers Bassiani geheimer Rath. Flavius und Cleander, Käyserliche Bedineten. Macrinus, Papiniani Nachfolger in dem Ambt / Bassiani Nachsaß auff dem Thron. Drey Haubtleute so dem Käyser auffwarten. Thrasullus, der Juliae Sternseher. Das Frauenzimmer der Käyserin. Das Römische Frauenzimmer. Der Käyserin Cämmerer und Cammer-Bedinete. Der Scherge so Papinianum enthaubtet. 3 Als Schweigende. Unterschidene Haubtleut und Diner die beyden Käysern auffwarten. Die Schergen mit den Welle-Beilen. Papiniani Diner. Plautiae Stats-Jungfern. Etliche geflügelte Geister. Die Reyen sind der Hofe-Junckern Papiniani, der Themis und Rasereyen / deß Geistes Severi und der Käyserlichen Hofeleute. Das Trauer-Spil beginnet mit dem Anbruch deß Tages / wehret durch den Tag / und endet sich mit Anfang der Nacht. Der Schaw-Platz bildet ab die Käyserliche Burg / und Papiniani Wohnung. Großmütiger Rechts-Gelehrter Oder Sterbender PAPINIANUS, Trauer-Spiel. Die Erste Abhandelung. Papinianus. Wer über alle steigt / und von der stoltzen Höh Der reichen Ehre schaut wie schlecht der Pöfel geh / Wie unter jhm ein Reich in lichten Flammen krache / Wie dort der Wellen Schaum sich in die Felder mache / Und hier der Himmel Zorn mit Blitz und Knall vermischt In Thürm und Tempel fahr / und was die Nacht erfrischt Der heisse Tag verbrenn'/ und seine Sieges-Zeichen Siht hier und dar verschränckt mit vielmal tausend Leichen; Hat wol (ich geb es nach) viel über die gemein. Ach! aber! ach wie leicht nimmt jhn der Schwindel ein Und blendet unverhofft sein zitterndes Gesichte / Daß er durch gähen Fall wird ehr man denckt zu nichte. Wie leichte bricht der Fels auff dem er stand gefast / Und reist jhn mit sich ab! bald wird der Gipffel Last Dem Abgrund selbst zu schwer / daß Berg und Thal erzittert / 4 Und sich in Staub und Dampff in weite Brüche splittert; Bald saust der rauhe Nord / und steht er dem zu fest So bringt der faule Sud die ungeheure Pest Die man Verläumbdung heist! wehn hat die nicht bekriget? Wehn hat sie / wenn der Neid jhr beyfällt / nicht besiget? Was ists Papinian daß du die Spitz erreicht? Daß keiner dir an Stand / noch Macht/ noch Hoheit gleicht? Daß Läger / Hof und Rath / und Reich / dir anvertrauet? Daß Hauptmann und Soldat bloß auff dein wincken schauet? Daß dich das Römsche Volck der Länder Vater nennt? Daß dich Sud / Ost und West / und raue Scyth' erkennt? Daß du mit Schwägerschafft den Kaysern nah verbunden? Daß dich Sever stets trew / du jhn stets Freund befunden? Daß er in dem er schid / die Kinder dir befahl? Und baut auff deine Brust sein höchstes Ehren-Mahl? Wenn eben diß die Klipp' an der dein Schiff wird brechen! Nun mich die Warheit nicht umb Laster kan besprechen Ist Tugend mein Verweiß / die als sie durch die Nacht Mit hellen Strahlen drang und sich durchläuchtig macht / Viel Nebel hat erweckt die sich in Dünste theilen Und umb und neben mich als Donner-Wolcken eilen Von harten Knallen schwer und schwanger mit der Noth Erhitzt durch rote Glut gestärckt mit Ach und Tod. Welch rasen steckt euch an in Zanck verwirrte Brüder! Ists billich daß ein Mensch selbst wüt' in seine Glieder Und eifer in sein Fleisch? Wie? Oder mag das Reich Das ersten Grund gelegt auff brüderliche Leich / Nicht unter beyden stehn? Ist euch der Länder mänge Die grosse weite See / ja selbst die Welt zu enge? Man theilte ja vorhin / wofern deß Blutes Band Euch nicht mehr zwingen kan / so scheid euch Flut und Sand! Nah / dient es länger nicht / wofern nicht Rom soll zittern Ob einem Jammer-Spiel. Mir ahnts! es wil sich wittern Ich schaw deß Brudern Faust im brüderlichen Haar Die grosse Stadt in noth / die Länder in gefahr / Die Flott in lichtem brand / den hohen Thron zustücket / Und mich durch eines Fall (doch ohne Schuld) erdrücket. Doch klag ich Rom / nicht mich / ich scheue keinen Tod Den mir von langer Hand die Eisen-feste Noth An diese Seiten gab / man ließ vor vielen Zeiten Zu meinem Untergang den Werckzeug zubereiten. Verläumbdung schliff das Beil / das durch den Hals wird gehn Wenn mir der heisse Neid wird über Haupte stehn. Und hierumb hat man längst das Volck auff mich verhetzet/ Und Lügen umbgestreut / und meinen Ruhm verletzet Der nach mir leben wird / man murmelt hir und dar: Man hält mich in Verdacht / und schätzt für wahr und klar Was Argwohn von mir dicht / die Läger sind beflecket / Die Kirchen nicht zu rein / der Rath selbst angestecket / Wer könt es denn nicht sehn daß meine Zeit außrinnt: Wenn jeder / Tag für Tag / mir zu verterben spinnt. 5 Was hab ich denn verwürckt? Unredliche Gemütter! Kommt Kläger! tretet vor! entdeckt wie herb und bitter Auch eure Zunge sey! Ich fliehe die gemein/ (Sprecht jhr) und schliesse mich vor Freund und Frembden ein. Wahr ists daß ich bißher den Umbgang was beschnitten; Seid dem / daß ich mich muß vor Freund und Frembden hütten / Die / was mein offen Hertz freymütig von sich gibt / Das gar nicht schmeicheln kan und Falschheit nie gelibt / Verkehrt und gantz vergällt dem Fürsten zugetragen. Schämt jhr euch nicht mein Wort verkehrt mir nach zu sagen; So stört mein einsam seyn durch eur gereusche nicht. Mein Hof ist dennoch frey / ich halte stets Gericht / Geb' offentlich Verhör / auch wenn der lichte Morgen Den Himmel noch nicht siht / und sich der Tag verborgen. Ich fahre keine Witt'b mit rauen Worten an / Ich helffe wo ich mag / den ich nicht retten kan Laß ich doch sonder Trost nicht von dem Angesichte / Und klage wenn ich nicht /was jemand wüntscht / verrichte. Man gibt mir ferner Schuld daß ich der Götter Ehr Als auß den Augen setz' und nicht der Christen Lehr Mit Flamm' und Schwerdt außreut'. Ists aber wol zu loben Daß man so grimmig wil auff dise Leute toben / Und Leich auff Leichen häufft da niemand recht erkennt Was jhr Verbrechen sey? Wer jetzund Christen nennt Wil stracks daß man zur Qual auch ohn erforschen eile / Da doch das heilge Recht gesetzte Zeit und Weile Beym Blut-gericht' erheischt! man strafft / ich weiß nicht was / Und schir ich weiß nicht wie / welch Recht spricht billich das; Daß man ein erbar Weib der Unzucht übergebe Und in ein offen Haus auß jhrem Zimmer hebe / Umb daß sie Christum liebt. Ist das die Röm'sche Zucht? Ist diß ein neues Recht: So sey diß Recht verflucht! Man wirfft mir weiter vor daß ich der Fürsten rasen Und grimme Zwytracht stärck' und Flammen helff' auffblasen/ Die ich mit meinem Blut zu dämpffen willig bin. Nim grosse Themis nim den Schandfleck von mir hin! Ich der die gantze Zeit auch mit gefahr deß Lebens Den Bassian gehemmt / den Antonin vergebens Zu Freundschafft anermahnt / werd' umb ein Stück verdacht/ Drob sich mein Geist entsetzt. Wer hiß der Läger macht Den Brüdern in gemein den theuren Eid ablegen? Noch gleichwol wolt ich sie zu theilen nechst bewegen! Ihr Götter dieses Reichs! wofern bey solchem Stand Mein Rath auß Boßheit kam so waffnet eure Hand Mit Blitzen wider mich / und last es nicht geschehen Daß ich mein eigen Haus muß ausser Zweytracht sehen! Noch ferner sprengt man auß / als ring' ich nach dem Thron/ Und sucht auß diesem Zwist der Antoninen Kron; Fahrt / rasende fahrt fort / also mir nachzustellen; So wird die Lügen selbst in eurem Mund erhällen. Hat die Aufflag in mir wol jrgends einen Schein? 6 Kommt mit dem Anschlag auch mein Leben überein? Wen hab ich umbgekaufft das Werck mit mir zu wagen? Wem die Verrätherey / den Meyneid vorgetragen? Hab ich das Läger je zu meinem Dienst ersucht? Kan diß mein' Einsamkeit? Kan diß der Freunde Flucht? Sind mir die fernen Reich' und eingetheilten Waffen Mit Pflichten zugethan? So kommt ergrimmte Straffen Und fodert mich zur Pein! ists denn ein eitel wahn Warumb bedenckt man nicht was ich bißher gethan? Gilt ein vergiffter Mund mehr als ein rein Gemüte; So fege frembder Schuld mein unbefleckt Geblüte. Und diß wird nun mein Lohn; daß ich so manche Nacht Entfernt von süsser Ruh / in Sorgen durchgebracht / Daß ich so manchen Tag Staub / Sonn und Frost getragen Daß ich auff See und Land behertzt den Leib zu wagen Mein und der Feinde Blut auff dieser Brust vermischt / Durch meiner Glieder Schweiß der Länder Angst erfrischt/ Der Parthen Macht gestützt / den Nil und Phrat gezwungen/ Den stoltzen Rhein umbpfählt / den Balth ans Joch gedrungen/ Der Römer Recht erklärt / der Fürsten Schatz erfüllt/ Der Läger Trotz gezäumt / der Völcker Sturm gestillt/ Die Stadt in Hungers-Noth mit Ostens Korn gespeiset / Jetzt West / jetzt wüsten Sud / und rauhen Nord durchreiset/ Dort Schantzen hin gesetzt / hir Mauren auffgebaut / Hier Thamm und Wahl gesänckt / und wo dem Frieden graut / Der Britten rauhe Ströhm' und Klippen-reiche Wellen Mit Brücken überlegt / nie vor erkante Quällen Den Arabern entdeckt / mein Leben in Gefahr Für Freyheit deines Raths / O Rom / und dein Altar Schir Tag für Tag gewagt / mir nichts zu schwer geschätzet/ Durch eignen Guts Verlust / gemeines Best' ergetzet / Der Feinde List entdeckt/ und Frembd' in Bündnüß bracht / Verjagt' ins Reich versetzt / und die verschworne Macht In erster Glut erstöckt / was könt ich anders hoffen! Ein Schatten-reicher Baum wird von dem Himmel troffen: Ein Strauch steht unversehrt. Wer die gemeine Noth Zu lindern sich bemüht; sucht nichts als eigenen Tod. Wer sich für alle wagt / wird auch nicht einen finden / Auff dessen rechte Trew er könn in schiffbruch gründen. Papinianus. Der Käyserin Cämmerer. Cämmerer. Glück zu! Papinian. Woher so früh? Cämmerer. Recht auß der Frauen Saal Das werthe Mutter-Hertz das stets in neue Qual 7 Durch diese Zwytracht sinckt / bemüht mich jhn zu grüssen Und wil sich seiner Trew durch mich versichert wissen. Papinian. Wie? Zweiffelt Julie an unverfälschter Gunst! Cämmerer. Die ungewissen Fäll umbhüllt mit trübem Dunst Der Augen falscher Schein / der Klang vergällter Lippen / Der Hertzen Wanckelmut sind leider harte Klippen / An welchen Redli[ch]keit gar offt zu scheitern fährt. Es weiß Papinian was jhren Geist beschwert. Zugleich daß sie auff jhn all jhr Vertrauen setze / Und weil er sicher steht / sich unvergänglich schätze. Doch steckt der Neid den Hof mit so viel Seuchen an Das niemand sonder Furcht. Wo man verläumbden kan: Beut Argwohn stets die Faust / wo Argwohn zugenommen: Hat Schmertz die oberhand und Haß den Thron bekommen. Papinian. Was mischt man so viel Wort' und hält was noth zurück? Zagt Julia auffs new? Entdeckt uns was sie drück. Auffrichtig hab ich stets zu wandeln mich beflissen Nie der Verläumbder Mund (das niemand kan) zu schlissen. Cämmerer. Man gibt jhr ein; es sey was mehr denn unerhört; Daß Printzen / die in Haß / doch einen Mann geehrt/ Daß Geta sich zu letzt werd ohne Beystand finden; Weil er sich läst zu sehr von Bassian verbinden. Viel ists Papinian wenn uns der Käyser libt: Und mit dem letzten Geist die Freundschafft übergibt / Weit mehr / wenn dessen Huld wil gleich als erblich werden / Und wenn deß Fürsten Leib verkehrt in Staub und Erden/ Sein Nachsaß unverfälscht die Neigung unterhält: Das höchst und was anjetzt uns als unglaublich fällt Ist / wenn zwey Hertzen hart umb eine Krone zancken; In beyder Hold zu stehn / von keinem abzuwancken. Papinian. Daß mich Sever erhub / und an die Seite setzt / Und (in dem mancher sich durch rauhen Fall verletzt) Als mit der Faust erhilt; muß ich mit ruhm erkennen Und zwar mein Glück / doch mehr / deß Käysers Urtheil nennen. Das rede nun vor mich. War es der Tugend Lohn? Was klagt jhr an mir an? Hat er der Fürsten Kron Und Leben mir vertraut / als er die Zeit vollendet Und Himmel-auff den Geist / nach so viel Sig gesendet: So hat er einen Schatz / ja last mir anvertraut / Weil er mein Hertz erkennt und gar genaw durchschaut / Hab ich sein hoffen nun / das er geschöpfft / betrogen 8 Und letzten Willen nicht untadelhafft vollzogen: So richte Reich und Welt. Ist denn sein Wuntsch vollbracht: Warumb zeucht Julia die Freundschafft in Verdacht. Wofern ja Bassian auffrichtig mir geneiget: (Sein Aug' entdeckt mir was / ob wol die Lippe schweiget!) Wird hierdurch Geta nichts von Nutz und Schutz entgehn. Ein Freund kan für jhn mehr denn ein verhaster stehn. Denn daß ich seitwerts ab von jhm mich trennen solte / Wenn Antonin durch mich was schädlichs suchen wolte; Kommt meiner Ehr und Eyd und Redlichkeit zu nah. Hier steht Papinian wie jhn das Läger sah; Als er den hohen Schwur den Brüdern abgeleget / Und durch sein Vorbild/ Rath und Stadt und Heer beweget. Man such jhn anders nicht. Wer aber bringt euch bey Daß ich dem ältern mehr durch gunst verbunden sey? Weil ich Ampts halber muß fast täglich mit jhm handeln? Siht man mit Geta mich nicht schier viel öffter wandeln? Bringt meine Wort' hervor! legt alles auff die Wag! Diß ist die Lantze nicht die mich verletzen mag! Cämmerer. Mehr wundert Julien daß man noch nie verspüret; (Wie schwer auch Bassian von etlichen verführet) Ob je Papinian, und wie / sich widersetzt. Papinian. Daß bald der Fürst auff diß / und bald auff den verhetzt: Darff langer Worte nicht. Ob ichs gebillicht habe / Ist leider was man fragt. Deß strengen Himmels Gabe Ist diß was in uns wacht / das ihr Gewissen heist; Das uns von innen warnt / und nagt / und reitzt / und beist. Wenn dieses schon zu schwach die Menschen zu gewinnen; Wird man mit Reden nicht die Geister brechen können. Doch that ich offt was mehr / als mir mein Stand erlaubt / Zu wenig thät der Fürst der mir zu wenig glaubt. Cämmerer. Es hört jhn niemand je deß Fürsten jrrthum schelten. Papinian. Diß hilt man preisens werth / nun läst man michs entgelten! Daß ich dem Pöfel nicht die Ohren füllen kan1 Mit frembder Laster Dunst; gebt ihr vor Laster an. O thörichte der nichts als lästern kan und schänden/ Wenn er vom Trunck erhitzt und mit nicht festen Händen Den Wein zum Hals eingeust; erzittert und erschrickt Wenn der den er verletzt / unzaghafft jhn beschickt / Behertzt in Gegenwart die schmach zu widerlegen. 1 Unter diesen Worten kommet Plautia auff den Schaw-Platz und höret von ferne zu biß sie in folgender Abwechselung unversehens hervor trit. 9 Wer richten kan und soll ob der auff rechten Wegen Dem j[e]der folgen muß sucht selbst deß Fürsten Ohr Und trägt dem Völcklin nicht der grossen Thorheit vor. Cämmerer. Sie eifert daß er nechst die Theilung vorgeschlagen! Papinian. Weil Rom zwey Sonnen nicht auff einen Tag wil tragen. Cämmerer. Verstossen auß der Stadt: Verstossen von dem Reich! Papinian. Zwey Kronen spürt ich dort: Hier furcht' ich eine Leich. Cämmerer. Entfernte kan man leicht durch schlaue Lüste dämpffen. Papinian. Anwesend' unversehns durch strenge Macht bekämpffen. Cämmerer. Was heist von Rom verschickt? In fernes Elend zihn. Papinian. Auff einem Thron dem Haß und steter Furcht entflihn. Cämmerer. Die Freunde können hir die herbe Zwytracht schlichten. Papinian. Und Feinde (leider) hir mehr Haß und Zanck anrichten. Cämmerer. Es war der Fürsten Rath der diesen überwug. Papinian. Weil sich die Mutter selbst zu sehr ins Mittel schlug. Cämmerer. Man könte zwar das Reich / doch nicht die Mutter theilen / Papinian. O könte sie das Reich und dessen Brüche heilen. Plautia. Papinianus. Der Cämmerer. Plautia. Recht auß! nur (leider!) sie ists die den Brand entsteckt. Sie / die die Unruh selbst und Seuch im Reich erweckt / 10

Description:
beyde Fürsten zu versöhnen / und wird in Jhrer Gegenwart und Schoß Geta von. Bassiano mit einem Dolch erstossen. Julia beweinet den Untergang
See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.