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Alarm in der Tiefsee PDF

161 Pages·2012·0.61 MB·German
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Aus der Reihe »Utopia-Classics« Band 8 Frederik Pohl und Jack Williamson Alarm in der Tiefsee Gefahr für Krakatau Dome, die Tiefseestadt Jim Eden, Kadett der US-Tiefsee-Akademie, wird überraschend nach Krakatau Dome abkommandiert. Dort, tief innerhalb der Erdrinde unter der Tiefseestadt, läuft ein geheimes Projekt an. Es gilt, Seebeben vorherzusagen und die permanente Bedro- hung der Unterwasserstädte durch seismische Einwirkungen in Grenzen zu halten. Und es geht darum, den Elementen auf die Spur zu kommen, die durch künstlich erzeugte Beben Angst und Schrecken unter den Bewohnern Marinias verbreiten. Nach DUELL IN DER TIEFE und STÄDTE UNTER DEM OZEAN (UTOPIA-CLASSICS-Bände 4 und 6) legen wir hiermit den Abschlußband der TIEFSEE-TRILOGIE der beiden amerikanischen Autoren vor. Frederik Pohl und Jack Williamson Alarm in der Tiefsee Utopia-Classics Band 8 Scan by tigger Freeware ebook, April 2003 ERICH PABEL VERLAG KG RASTATT/BADEN Titel des Originals: UNDERSEA CITY Aus dem Amerikanischen übertragen von Leni Sobez UTOPIA-CLASSICS-Taschenbuch Erich Pabel Verlag KG, Pabelhaus, 7550 Rastatt Copyright © 1958 by Frederik Pohl and Jack Williamson Redaktion G. M. Schelwokat Vertrieb: Erich Pabel Verlag KG Gesamtherstellung Clausen & Bosse, Leck Printed in Germany September 1979 1. Der heiße Draht nach drinnen »Kadett Eden – Ach-TUNG!« Ich hielt am Rand des Tiefwasserbeckens an und knallte die Hacken zusammen. An einem heißen Samstagnachmittag hatte ich mit Bob Eskow Seetennis gespielt, und ich war gerade aus einem der Becken gekommen, um meine Sauerstofflunge nachzustellen. Eskow war noch im Wasser und glitt ruhelos hin und her, als er auf mich wartete. Der scharfe Befehl des Cadet Captains erwischte mich gerade, als ich wieder hineinspringen wollte. »Kadett Eden, rühren!« Ich stellte mich locker hin und drehte mich um. Beim Cadet Captain befand sich der O.O.D. der diensthaben- de Wachoffizier. »Kadett Eden, um genau dreizehn Uhr im Büro des Kommandanten melden!« sagte er. »Weitermachen.« Er erwiderte meine Ehrenbezeigung und ging mit dem Cadet Captain weg. Bob Eskow streckte den Kopf aus dem Wasser, schob seine Maske zurück und beklagte sich: »Herrje, Jim, komm doch endlich wieder ‘rein! Warum trödelst du denn so herum?« Dann sah er den Cadet Captain mit dem O.O.D. und pfiff leise durch die Zähne. »Was wollten denn die?« »Weiß ich nicht. Ich soll mich um dreizehn Uhr beim Kom- mandanten melden, das ist alles.« Eskow kletterte heraus und legte sich neben mir am Rand des Beckens auf den Bauch. »Vielleicht geht es um das, was Danthorpe erwähnte.« »Und was war das?« Eskow schüttelte den Kopf. »Er machte nur ganz vage An- deutungen. Es soll dich und mich und ihn betreffen.« »Das kannst du vergessen«, sagte ich und setzte mich auf. Ich nahm meine Atemmaske ab und prüfte das Ventil der Luftzu- fuhr nach. Da war etwas nicht in Ordnung gewesen. Ich hatte 5 es zwar repariert, doch auf der Akademie und bei der Tiefsee- Flotte lernt man, alles doppelt nachzuprüfen, denn die ganze Tiefsee-Ausrüstung muß unter allen Umständen immer fehler- los arbeiten. Die Tiefsee gibt einem keine zweite Chance. Die Bermuda-Sonne brannte heiß auf meinen Nacken. Unter dieser Sonne waren wir als Kadetten der Tiefsee-Akademie sehr viel marschiert, zahllose Meilen, möchte ich sagen, aber jetzt waren wir die Sonne nicht mehr so recht gewöhnt. Wir waren immer zu lange unter den tödlichen schwarzen Wassern gewesen, Bob Eskow und ich. Die Sonne kam uns jetzt ziem- lich fremd vor. Nicht, daß wir sie nicht gemocht hätten. Trotz aller Entdek- kungen und Erfindungen, die es uns ermöglichten, die Tiefsee zu erobern, gibt es nichts, das dem Duft natürlicher Luft und der Weite des Horizonts gleichkäme. So faszinierend die Kuppelstädte der Tiefsee sind, sie sind uns im Grund fremder als der Mars. In den jeweils ersten Tagen an der Oberfläche kam uns dies besonders deutlich zu Bewußtsein. Bob Eskow stand auf. Er schaute sich um und sah die hell- grünen Bäume und die Dächer mit den roten Ziegeln unter der heißen Sonne am weißen Strand. Und dann schaute er hinaus zu den weißen Schaumkappen der Brandung; und da sagte er genau das, was mir selbst durch den Kopf ging: »Es ist alle Tonga-Perlen der Welt wert, wieder zurück zu sein.« Ich weiß genau, wie es ihm ging. Die Tiefsee geht einem ins Blut. Sie ist so anstrengend und gefährlich, daß man sie nie vergißt. Immer lauert da der schwarze Schatten des Todes. Er wartet auf einen außerhalb des Edenit-Films, der dünner ist als jedes Gewebe, und er wartet darauf, daß man den verkehrten Schalter umlegt oder das falsche Ventil öffnet, so daß er hereinkommen kann. Eine Stadtkuppel kann er zerquetschen wie eine Erdnuß unter einem Lastwagenreifen, oder auch einen Menschen zu dünnen, 6 winzigen Fetzchen zerlegen … »Hört mit euren Tagträumereien auf, ihr zwei!« Wir schauten auf. Ein anderer Kadett näherte sich uns. Kennengelernt hatte ich ihn noch nicht, doch sein Name war mir bekannt: Harley Danthorpe. Bob Eskow hatte ihn vorher erwähnt. Er war schlank und ein wenig kleiner als Bob und trug seine neue scharlachrote Ausgehuniform mit messerscharfen Bügel- falten. Sein Haar war glatt an den Kopf geklatscht. Mir gefiel sein Gesichtsausdruck nicht, als Bob uns be- kanntmachte. Er schien mir zu feixen. »Jim«, sagte Bob, »Harley Danthorpe ist ein Austauschstudent und kommt aus der Tiefsee.« »Und ich gehe auch wieder dorthin zurück«, ergänzte Danthorpe und schnippte ein unsichtbares Stäubchen von seinem Ärmel. »Zusammen mit euch beiden.« Bob und ich schauten einander an. »Wovon redest du da, Danthorpe? Das Herbstsemester geht doch erst an.« Danthorpe schüttelte den Kopf. »Wir werden da nicht hier sein. Die Befehle kommen diesen Nachmittag ‘raus.« Ich schaute ihn scharf an. »Das ist doch ein Witz, oder? Wo- her willst du das denn wissen?« Er zuckte die Schultern. »Ich hab’ einen Draht nach drin- nen.« Da geschah etwas. Es geschah Bob und mir; ich fühlte es, und ich sah es auch in seinen Augen. Ich mochte Danthorpe nicht. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm glauben sollte oder nicht, aber die Gerüchte … Die trockene Hitze der Sonne fühlte sich so gut an wie sonst auch, der Himmel war noch so blau und unendlich wie vorher, und die Inselbrise roch genau so süß. Aber plötzlich war ich wieder bereit, nach unten zu gehen. »Wohin denn?« fragte ich. 7 Er streckte sich und schaute Bob und mich an, dann blickte er hinaus auf die See. »Zur Krakatau-Kuppel«, sagte er. »Zum Krakatau?« wiederholte Bob scharf. »Ja, genau.« Danthorpe nickte und musterte Bob neugierig. Ich tat es auch. Denn plötzlich war, wie mir schien, Bobs Gesicht einen Schein blasser geworden. Ich versuchte, Danthorpes Aufmerksamkeit von dem abzu- lenken, was Bob störte. »Und weshalb ausgerechnet zum Krakatau?« fragte ich. Danthorpe schob die Schultern. »Ich hab’ zwar einen Draht nach innen, aber darüber nicht«, gab er zu. »Ich weiß nur, daß wir gehen.« Krakatau! Ich hätte es ihm gerne geglaubt. In dieser Minute wollte ich das sehnlicher als sonst etwas auf der Welt. Kraka- tau Dome war eine der nähesten Tiefsee-Städte, stand nahe dem Rand des Java-Troges südlich der berühmten vulkani- schen Inseln in der Sunda-Straße, drei Meilen tief unten. Dorthin wollte ich sehr gerne gehen, doch ich konnte einfach nicht daran glauben, daß es möglich sein würde. Über Krakatau Dome wußte ich einiges. Mein Onkel Stewart Eden hatte oft vom Reichtum um diese Stadt herum gespro- chen. Hier gab es im Seeboden große Taschen mit Öl, Uran und dem kostbaren Zinn. Nie hatte ich jedoch etwas darüber gehört, daß die Tiefsee-Flotte dort eine Ausbildungsstätte hatte. Und welch anderen Grund sollte es sonst geben, wenn man drei Kadetten dorthin schickte, da das Jahr doch gerade erst begin- nen sollte? »Was ist denn los, Eskow?« fragte Danthorpe ziemlich ver- ächtlich. »Daß du so besorgt dreinsiehst?« Bob straffte sich und schaute den anderen böse an. »Laß ihn doch in Ruhe«, sagte ich scharf, aber auch mich hatte Bobs Reaktion gestört. Vorher war sein Gesicht vom Aufenthalt in den Tiefen schon blaß gewesen, jetzt war es noch 8 blasser. Danthorpe kniff die Augen zusammen. »Vielleicht hast du Angst vor … Seebeben«, sagte er leise. Ich wußte, Bob litt unter irgendeiner Belastung. Seit dem ersten Tag in der Akademie hatte er sich sehr hart angetrieben, da er ständig Angst hatte, herausgewaschen zu werden. Ich wußte, daß unser Abenteuer im Tonga-Graben seine letzten Reserven aufgebracht hatte, doch dies konnte ich jetzt auch nicht ganz verstehen. Dann schien er sich wieder zu beruhigen und schaute weg. »Vermutlich hast du recht«, sagte er leise. »Vielleicht habe ich Angst vor Seebeben.« »Dann ist aber Krakatau Dome kein Platz für dich! Dort gibt es davon eine ganze Menge.« Danthorpe feixte jetzt offen, als prahle er mit der Tatsache dieser Beben, als seien sie auch etwas sehr Wertvolles, etwas wie das Öl im dortigen Seeboden. »Weißt du, das ist nämlich ganz in der Nähe der großen geolo- gischen Falte, wo die Erdkruste abfällt in den Java-Trog. Hast du je von dem ungeheuren Ausbruch des Krakatau gehört? Das ist schon weit über hundert Jahre her. Da entstanden an der Oberfläche Wellen von dreißig Metern Höhe und mehr. Dieser Ausbruch war eine Folge der Instabilität der Gegend dort.« Ich unterbrach ihn, denn ich war richtig neugierig geworden. »Sag mal, Danthorpe, was ist denn so Wunderbares an Seebe- ben?« Ich konnte nichts anders, ich mußte ein wenig ironisch fragen. Erdbeben sind schon schlimm genug, aber ein Seebe- ben kann noch sehr viel schlimmer sein. Selbst ein kleines Beben kann einen Transporttunnel aufbrechen, oder die irre See ergießt sich in den Schächten einer Mine. Auch das klein- ste Beben kann den hauchdünnen Edenit-Film für eine Sekunde aufbrechen, und das genügt in der Tiefsee, um eine ganze Kuppel zu vernichten. Danthorpe grinste. »Gut? Sie sind ausgezeichnet, Eden! Sie verscheuchen nämlich die ängstlichen Landratten!« Das klang 9 richtig befriedigt. »Für den, der den Draht nach innen hat, bleibt damit viel mehr. Mein Dad, zum Beispiel, verdient in Krakatau Dome eine ganze Menge.« Plötzlich schoß mir ein Gedanke durch den Kopf. »Dein Vater? Danthorpe? Dann muß er also …« Er nickte. »Du hast also schon von ihm gehört«, sagte er stolz. »Er hat sich in der untersten Ebene des Krakatau Dome eingekauft, als die Stadt weiter nichts war als sechs Edenit- Blasen, die aneinandergekoppelt und ein Versprechen für die Zukunft waren. Und auf die Art ist er bis zur Spitze gelangt. Immer, wenn es ein Seebeben gibt, gehen die Preise nach unten. Da kauft er – und wird wieder ein Stück reicher. Er hat einen Sitz an der Börse und ist im Rat. Er lebt schon so lange in den Tiefen, daß ihn die Leute Barnacle Ben heißen …« Bob unterbrach ihn. »Barnacle Ben? Scheint ein guter Name zu sein. Klingt gut für einen Parasiten. Wenn du von richtigen Pionieren reden willst, von den Erfindern und Forschern, die den Seeboden erschlossen, als das Festland hoffnungslos übervölkert war, dann frag’ Jim nach seinem Onkel Stewart. Stewart Eden, der das Edenit erfand!« Danthorpe blieb stehen und musterte mich scharf. »Was? Der alte Stewart Eden ist dein Onkel?« »Ja, das stimmt. Ich will nicht damit angeben. Onkel Stewart sagt, die Familie sei wichtig wegen der Inspiration und der Hilfe, die man von ihr hat, nicht zum Angeben. Aber natürlich bin ich wahnsinnig stolz auf den Mann, der das ganze Tiefsee- Reich überhaupt erst möglich gemacht hat.« »Mein Dad könnte ihn aber glatt auskaufen«, erklärte Danthorpe. »Und er läßt keine Chance aus.« Er wartete darauf, daß ich etwas sagte, doch das sparte ich mir auf. Deshalb wandte er sich an Bob. »Na, Eskow, und was ist mit deiner Familie?« »Was soll schon damit sein?« fragte Bob Eskow abweisend. »Hast du denn keine Familie? Wer sind deine Leute? Was 10

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