Xpert.press DieReihe Xpert.press vermitteltProfessionals indenBereichenSoftwareentwicklung, InternettechnologieundIT-Management aktuell und kompetentrelevantesFachwissenüber TechnologienundProduktezurEntwicklung undAnwendungmodernerInformationstechnologien. Anja Ebersbach · Markus Glaser · Richard Heigl Alexander Warta WIKI Kooperation im Web Zweite Auflage Mit einem Vorwort von Gunter Dueck 123 AnjaEbersbach RichardHeigl Ostengasse10 Ostengasse10 93047Regensburg 93047Regensburg [email protected] [email protected] MarkusGlaser AlexanderWarta Ostengasse18 KorntalerStr.74 93047Regensburg 70439Stuttgart [email protected] [email protected] ISBN978-3-540-35110-8 e-ISBN978-3-540-35111-5 DOI10.1007/978-3-540-35111-5 ISSN1439-5428 BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothek verzeichnet diesePublikation inderDeutschenNationalbibliografie; detailliertebibliografischeDatensindimInternetüberhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. ©2005,2008Springer-VerlagBerlinHeidelberg DiesesWerkisturheberrechtlichgeschützt.DiedadurchbegründetenRechte,insbesonderediederÜber- setzung,desNachdrucks,desVortrags,derEntnahmevonAbbildungenundTabellen,derFunksendung, derMikroverfilmung oderderVervielfältigung aufanderen WegenundderSpeicherung inDatenver- arbeitungsanlagen,bleiben,auchbeinurauszugsweiserVerwertung,vorbehalten.EineVervielfältigung diesesWerkesodervonTeilendiesesWerkesistauchimEinzelfallnurindenGrenzendergesetzlichen BestimmungendesUrheberrechtsgesetzes derBundesrepublikDeutschlandvom9.September1965in derjeweils geltenden Fassungzulässig. Sieistgrundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegendenStrafbestimmungendesUrheberrechtsgesetzes. DieWiedergabevonGebrauchsnamen,Handelsnamen,Warenbezeichnungen usw.indiesemWerkbe- rechtigtauchohnebesondereKennzeichnungnichtzuderAnnahme,dasssolcheNamenimSinneder Warenzeichen-undMarkenschutz-Gesetzgebungalsfreizubetrachtenwarenunddahervonjedermann benutztwerdendürften. Einbandgestaltung:KünkelLopka,Heidelberg Printedonacid-freepaper 987654321 springer.com Vorwort Ein Buch über Wikis! Das braucht der Mensch. Denn mit der Wiki-Technologie können viele Menschen freibe- stimmt gemeinsam arbeiten – sie können sogar ganz große Werke im intellektuellen Bereich errichten. Sehen Sie: Wir bewundern heute noch unsere gewaltigen Kirchenbauten, die jeweils über Jahrhunderte entstanden, immense Arbeitskraft ver- schlangen und oft den kulturellen Stempel aller ihrer Entstehungs- epochen trugen. Jemand muss damit nur beginnen, Stein auf Stein setzen und die Menschen in der Umgebung in Sehnsucht versetzen, ein wenig mitzuhelfen. Wo solche begeisterten Mitmenschen helfen und Material stiften, kann Großes entstehen. Wo sie fernbleiben? Da bleibt eine kleine Ruine zurück oder es braucht den eisernen Willen des Pharaos, eine Armee von Antreibern, den Schweiß eines Volkes und einen Berg von Gold. Auch so entsteht Großes – die Pyramiden: ein klares Konzept, kein Gemisch der Stile, purer Wille. Das sind zwei ganz verschiedene Wege. Der eine: Menschen bauen aus Sehnsucht liebevoll gemeinsam etwas für alle. Der ande- re: Ein Wille managt vielfältige Ressourcen zu einem geplanten Ziel. Wikis sind Werkzeuge, mit denen viele Menschen mit einem Mini- mum an Organisation, Planung, Geld und Zeitvorgaben über verteil- te Computer hinweg oder über das Internet etwas gemeinsam erar- beiten und miteinander kommunizieren können. Wikis sind die Technologie für den ersten Weg der Freiwilligen mit einer gemein- samen Idee. Dieses Buch stellt Ihnen Wikis vor und vermittelt Ihnen genug Rüstzeug, um Ihr eigenes Wiki zu erstellen, Ihre eigene Arbeitsplatt- form. Dieses Buch führt Sie aber auch in die lebhafte Diskussion ein, was man mit Wikis tun kann und wozu man sie lieber nicht „vergewaltigen“ sollte. Es ist die spannende Frage der beiden Treib- federn zu einem großen Werk: Begeisterung und Wille. Vorwort (cid:132)(cid:3) V (cid:132)(cid:3) (cid:132)(cid:3) Lassen Sie es mich anekdotisch verdeutlichen. Ich bekam vor eini- ger Zeit auf meine Bücher hin einen Leserbrief. Jemand schrieb, er habe meinen Namen in das Internetlexikon Wikipedia eingefügt. Er habe nur vorläufig ein paar Daten über mich eingegeben und werde weiter daran arbeiten. Ich war mächtig stolz, dass ich nun in einem Lexikon stehen sollte und schaute sofort im Internet unter „Gunter Dueck“ nach, fand aber nichts. Ich fand seltsame Meldungen, es habe ein Artikel zu meinem Namen existiert, der aber gestrichen wurde. Der besagte Leser war wütend, versuchte es nochmals, der Artikel wurde wiederum gelöscht. Ein weiterer „Mensch“ verfasste Tage später etwas Vernünftiges. Das blieb einige Tage im Internet, verschwand aber wieder wegen angeblichen Verletzungen der Ur- heberrechte. Ich suchte jetzt – wach geworden – nach der Mail- Adresse dessen, der alles löschte. Ich schrieb: „Hey, warum?“ Antwort: „Das Bild verletzt sicher das Copyright, der Text wohl auch. Ich bin einer der Autorisierten, die sich um die Qualität und das Recht kümmern.“ Ich argumentierte: „Das Bild hat meine Tochter Anne im Garten aufgenommen, ich schenke es allen. Und der Text ist vom Rücken meiner Bücher abgeschrieben. Das erlau- be ich.“ Drei Stunden später war „mein“ Eintrag wieder online. Jetzt zittere ich immer, ob der Artikel verunstaltet wird oder ge- löscht. Verstehen Sie mich? Jeder x-Beliebige kann mit mir ma- chen, was er will! Wenn das so ist – stimmt denn das alles, was in Wikipedia steht? Kann ich es als ebenso offizielles Wissen auffas- sen wie das im Duden? Zahlt mir jemand Schadenersatz, wenn ich durch falsche Wikipedia-Einträge eine Wette oder einen wissen- schaftlichen Ruf verliere? Fragen über Fragen an die von selbst wachsende Vielfalt! Sie können es natürlich auch positiv sehen: „Das Wiki lebt!“ Es verändert sich, entsteht, wächst – das Unkraut aber muss gejätet werden, der Garten wird vor Dieben schützt (Lexikon-Vandalismus). Wikipedia ist eines der wirklich riesigen Wiki-Projekte. Zehntau- sende schreiben an einem intellektuellen Monument. Viele Meister laufen herum und finden es heraus, wenn jemand pfuscht. Controller prüfen, ob die Bauvorschriften eingehalten werden. Jeder darf mit- machen, wann und wie er will. Kein Zeitdruck, kaum Vorschriften, keinen Lohn für das Freiwillige – nur tiefe Befriedigung, etwas bei- getragen zu haben. „Ein Stein der Pyramide ist von mir!“, würde ein Wikipedia-Autor vielleicht sagen?! Für alle solche Vorhaben vieler Freiwilliger sind Wikis bestens ge- eignet. Wollen Sie die Eltern der Schüler des Gymnasiums Bam- mental verbinden? Alle Mitglieder eines Sportvereins? Alle Astro- nomen dieser Welt? Alle Linux-Freaks Ihrer Firma? Wollen Sie VI (cid:132)(cid:3) Vorwort (cid:132)(cid:3) (cid:132)(cid:3) etwas in Gemeinschaft mit anderen erstellen? Eine Gemeinschaft unterhalten? Ein Wiki muss her! Aber welches? Das beste! Heute – ich habe gerade nachgeschaut – steht auf der deutschen Hauptseite von Wikipedia: „Wir haben die Software ge- rade auf MediaWiki 1.4 umgestellt. Bitte berichten Sie bei Proble- men hier…“ Dieses Buch stellt Ihnen die Wiki-Technologie eben- falls an Hand der Open Source Software MediaWiki vor, die Sie vom Internet downloaden können. Wenn Sie also für Ihr Projekt auch MediaWiki einsetzen, sind Sie auf der sicheren Seite und es arbeiten viele Freiwillige an den Folgeversionen „Ihrer“ Software, das ist ja klar! Wenn Sie aber wirklich mehr wollen, also – sagen wir – alles, dann wird Ihnen hier auch die High-End-Software TWiki ausführlich vorgestellt. Die kann viel, viel mehr – alles eben, was heute technisch geht – sie bietet ein Füllhorn voller Zusatzfunk- tionen von Präsentieren über Zeichnen bis Rechnen. Und wie das so ist, oben, in den technischen Höhen, wo alles möglich ist – da wer- den Sie ein bisschen mehr Mühe beim Installieren haben, denke ich doch, und geübter in der Bedienung sein müssen. Was ist das beste Wiki? „Der Standard!“, rufen die einen und „Extreme Wiki!“ die anderen. Und wie immer haben beide Recht. Ein Wiki also? Kein Problem mit diesem Buch! Es wird aber auch ernsthaft diskutiert, was ein Wiki derzeit nicht leisten kann und bes- ser nicht zu leisten versuchen sollte. Ein Wiki sollte nicht wirklich für „den zweiten Weg“ vergewaltigt werden. Der zweite Weg wäre, aus einer Gemeinschaftsarbeit spontaner Begeisterter „endlich ein- mal ein richtiges Projekt“ zu machen. Ein Plan muss her! Es wird eingeteilt, wer was wann macht! Wir führen Listen, wer wie viel geleistet hat! Wir kontrollieren den Fortschritt und definieren die Ziele! Wir machen alles effizient und verschwenden kein Geld! Muss es immer die neueste Software sein? Geht es preisgünstiger? Stellen Sie sich vor, ein Unternehmen würde Wikipedia aufbau- en. Dann gäbe es so etwas wie den Willen des Pharao. Es würde ein Plan der notwendigen Wörter erstellt. Die Wörter würden nach Wichtigkeit priorisiert, nach den vorhandenen Fachkräften, nach der Schwierigkeit, neue Einträge zu schreiben. Manager würden fieber- haft nach Quellen suchen, wo etwas abgeschrieben oder wo etwas mehrfach genutzt werden könnte. Sie würden den Lohn für Einträge festsetzen und die Schnelligkeit der Arbeit überwachen. Die einst Freiwilligen würden schauen, wie sie alles schnell hinbekommen – ohne Liebe zum Detail, schnell eben und nach Plan und nach der jeweiligen Entlohnung. Das wäre der Weg des „Projektes“ und der Effizienz. Eine Pyra- mide wird nach Plan und nach Termin gebaut. Sie wird ganz Vorwort (cid:132)(cid:3) VII (cid:132)(cid:3) (cid:132)(cid:3) gleichmäßig und ohne Makel – nichts ist spontan! Nichts ist freiwil- lig. Alles ist der zentrale Wille: Das Projektziel. MediaWiki aber lädt nur Freiwillige zur Mitarbeit ein! Die Wiki- Technologien teilen keine Arbeit ein oder messen die Leistungen. Sie bestrafen keine Minderleistungen oder Fehler. Sie organisieren keine Abläufe. Wenn Sie also ein Wiki für sich bauen, sollten Sie wissen, was ein Wiki kann und was es nicht können wird. Es kann aus vielem Freiwilligem Schönes, Gemeinsames oder Großes schaf- fen. Es kann aber nicht wirklich als Werkzeug eingesetzt werden, einen fremden Willen effizient durchzusetzen. Die Autoren dieses Buches bieten eine frische Einführung. Sie scheuen keine Diskussion über die Pro’s und Con’s der Wikis. Sie diskutieren die heutige Argumentationslage in vielen liebevollen Details. Das Buch hat vom Stil her etwas Einladendes – es ist sehr sachlich geschrieben, aber auch irgendwie anziehend. Ich habe mir beim Lesen die Autoren wie die herzensmotiviertesten aller Wiki- Fütterer vorgestellt. Sie schreiben: Ein Buch über Wikis! Und in ihnen ist ganz gewiss: Das braucht der Mensch. Gunter Dueck VIII (cid:132)(cid:3) Vorwort (cid:132)(cid:3) (cid:132)(cid:3) Vorwort, das zweite – diesmal praktisch ins Blaue Zur zweiten Auflage ein zweites Vorwort – denn ich bin jetzt viel klüger in der Sache geworden. Das kam so: Als Wikipedia-Fan habe ich bei der IBM immer wieder gesagt, wir müssten so etwas intern haben. IBM hat Millionen von Seiten im Intranet, worin wir im Prinzip alles finden könnten. Aber als Ein- stieg einfach einen Lexikoneintrag mit ein paar Links? Das wäre etwas. Und alle sagten: „Ja, ja.“ Ende 2006 sprach mich ein Execu- tive der IBM an, er finde die Idee gar nicht so schlecht. „Geben Sie mir etwas Geld zum Programmieren?“, erwiderte ich und bekam die Antwort: „Wenn ich wüsste, ob es wirklich in der IBM von den Leuten gewollt wird, vielleicht.“ – „Es wird gewollt.“ – „Können Sie es beweisen?“ Ich schrieb also einen Artikel im IBM Intranet mit dem Titel Ich hätt’ so gern ein Wikipedia und bat darin um Feed- back. Huuih, es war der erste Tag in meinem Leben, wo ich so viele Mails bekam, dass ich nur pauschal dankte, aber nicht antworten konnte – so viel Begeisterung überflutete meine Mailbox. „Na, bekomme ich nun ein bisschen Geld für ein Projekt?“ – „Und wie wollen Sie das hinbekommen? Kann ich einen Plan se- hen?“ Ich heiße in der IBM Wild Duck oder Wild Dueck, so wie Quer- kopf. Meine Projekte sind gut, haben aber keinen Plan, weil mich das stört. Ich mag lieber nach Visionen arbeiten und nicht nach Plä- nen! Das habe ich ja schon indirekt im ersten Vorwort geschrieben. Ich will anfangen! Nur mit großer Vision anfangen! Und dann kommen schon andere hinzu und helfen mit. Ich bin ganz bestimmt kein Pharao und befehle das Anschleppen von Steinen für die Pyra- mide. So macht man keine Wikipedia! Lesen Sie doch alle mein Vorwort, das zweite – diesmal praktisch ins Blaue (cid:132)(cid:3) IX (cid:132)(cid:3) (cid:132)(cid:3) erstes Vorwort! … Ich bekam also die Projektmittel zum Beginnen. Aber wer soll mir das MediaWiki installieren? Ich hatte natürlich nicht vergessen, dass ich zu diesem Buch ein Vorwort geschrieben hatte. Da dachte ich bei mir, ich rufe jetzt ein- fach bei den Autoren des Buches an. Mit ein bisschen Glück würden sie noch am Schlussstrich ihrer Promotion arbeiten und ich „stelle sie gleich bei IBM ein“. Oder sie gründen eine Firma und wir bauen gemeinsam eine IBM Wikipedia und liefern anschließend Wikipe- dias professionell an alle Firmen und bauen in dieser Weise ein gan- zes Web 2.0 Business in Deutschland auf. Ich rief also an… Sie hatten schon eine Firma Hallo Welt! ge- gründet, die als Business Web 2.0 an alle liefert. Wir setzten uns im Wohnzimmer meines Hauses in Waldhilsbach ein erstes Mal für ein Vorgehen zusammen – sprühten vor Ideen und begannen bald den Aufbau. Wie? Genauso so wie „man das machen muss“. Auf einen Aufruf im IBM Intranet hin meldeten sich ca. dreißig freiwillige IBMer und boten an, in ihrer Freizeit mitzuhelfen. Einmal in der Woche besprachen wir alles in einer Telefonkonferenz. Wer mag wann was tun? Wir verteilten Aufgaben. Ein Herrscher, Mana- ger oder Pharao sagt, bis wann etwas von wem zu tun IST. Im Web 2.0 wird gefragt, wann wer etwas tun mag. (Ich wiederhole das nur noch einmal ganz penetrant, es geht hier um dieses andere Arbeits- Modell 2.0, verstehen Sie? Ehrenamtliche Arbeit folgt anderen Ge- setzen als ein gemanagtes Projekt.) Wir dachten uns gemeinsam einen schönen Namen für die Enzyklopädie von Big Blue IBM aus. Die Abstimmung ergab den Namen Bluepedia. Bluepedia wurde März/April 2007 installiert, wir begannen als klei- nes Team, die ersten beispielhaften Einträge abzufassen. Nebenbei erzählten wir allen erreichbaren KollegInnen in IBM, dass wir an einem absolut geheimen Wikipedia-Projekt arbeiten. Wir ernteten Kommentare. „Wir haben schon so etwas an 100 verschiedenen Stellen und nun noch einmal? Ich habe schon vor zwei Jahren so etwas angeregt und auch schon eine Seite geschrieben! Was soll das? Darf da jeder was reinschreiben, sogar kompletten Mist. Ist das nicht gefährlich? Wie ist die Kontrolle? Wie ist der Plan? Wer macht das? Warum in Deutsch und nicht in Englisch? Waaaas? Beide Sprachen? Warum? Das ist Verschwendung! Muss man nicht in der IBM USA fragen, wie die zu dem Englischen stehen? Dürfen Frei- willige einfach etwas im Intranet machen? Wer hat die Erlaubnis gegeben?“ – Und ich fragte zurück; „Wenn es das schon hundert Mal gibt, warum darf ich nicht?“ Wer eine Neuerung einführen will, wird vom Immunsystem des Unternehmens erfasst. Die weißen X (cid:132)(cid:3) Vorwort, das zweite – diesmal praktisch ins Blaue (cid:132)(cid:3) (cid:132)(cid:3)