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Theodor Storm PDF

87 Pages·1973·6.507 MB·German
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Sammlung Metzler Hartmut Vinçon Theodor Storm REALIEN ZUR LITERATUR ABT.D: LITERATURGESCHICHTE HARTMUT VIN<;:ON Theodor Storm MCMLXXIII J. B. METZLERSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG STUTTGART ISBN 978-3-476-10122-8 ISBN 978-3-476-99018-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-99018-1 M 122 © 1973 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen 1973 bei J. B. Metzlersehe Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel V erlag GmbH in Stuttgart INHALT I. DIE STORM-LEGENDE ........•. 2. MATERIALIEN ZUR STüRM-FORSCHUNG . . • . • . • 8 2.I Bibliographie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.2 Bibliographische Ergänzung der Theodor-Storm- Literatur seit I 967 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.3 Gesamtausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I2 2.4 Übersicht über Storms zu seinen Lebzeiten erschienene Schriften . . . I 3 2.5 Handschriften I7 2.6 Briefe . . . I8 2.7 Biographie 2I 2.8 Zeittafel. . 23 3· LEBEN UND WERK STORMS. 26 3·I Jugendjahre .... 26 3.2 Advokat in Husum. 28 3·3 Frühe Lyrik 30 3·3·I Frühe Prosa 39 3·4 Im Exil ... 42 3. 5 Exilliteratur 45 3.6 Beamter in Husum. 5I 3·7 Storms Poetik der Novelle. 53 3. 7. I Lyrik nach der Rückkehr aus dem Exil. 6I 3.8 Lebensabend in Hadernarsehen . 63 3.8.I Späte Novellen ...... . 64 3·9 Storm als Literaturkritiker. 66 4· SPRACHE UND STIL STORMS • 68 5. ZuR VERBREITUNG DER WERKE STORMS UND zu DEN AuF- GABEN DER GEGENWÄRTIGEN STüRM-FORSCHUNG . 70 REGISTER • . . • • • • . • • . • . . . • • • • • . • . . • • 75 V VoRWORT Hundert Jahre liegt Storms Lebensepoche zurück. Storm hat ein vom Umfang her bescheidenes und inhaltlich beschränktes Werk hinterlassen. Um so mehr muß einem zu denken geben, daß er einer der weitverbreitetsten und meistgelesenen Dichter auch heute noch ist. Diesen Nachruhm zu schätzen, kann nicht gerechtfertigt wer den, es sei denn, man wollte die bürgerliche Reaktion gutheißen, die über ihn bestimmt hat. Als nationaler Autor und als unpolitischer Schriftsteller, als Hei matdichter und Goldschnittpoet wurde er von Chauvinismus, Nationalismus, Faschismus propagandistisch benützt. Durch ent sprechende Auswahl und Interpretation sein Gesamtwerk zu verfäl schen, schreckte die nationale Rechte der deutschen Literaturge schichtsschreibung nicht zurück. Die Pflichtlektüre Storm hatte den Zweck, den deutschen Leser vor anderen Literaten wie etwa Heine zu bewahren. Im Deutschunterricht wurde sie durchgesetzt. Heute allerdings werden für die Ideologie der Herrschenden, um ihre Herrschaft zu halten, differenzierte Methoden und kommuni kative Inhalte verlangt. Eine soziologisch aufgeputzte Germanistik nimmt jedoch keineswegs von selbst den richtigen Klassenstand punkt ein. Ihn Storm gegenüber zu behaupten, kann versucht wer den, um diesen republikanischen Autor des mittleren Bürgertums, der nicht zuletzt gegen Adel, Kirche und Großbourgeoisie schrieb, gegen seine reaktionären Apologeten zu verteidigen, aber auch um die Beschränktheit seiner immanenten Klassenkritik offenzulegen. Der vorliegende Band soll dem aus >didaktischen< Gründen an Storm literaturwissenschaftlich Interessierten eine Einführung geben. VI I. DIE STüRM-LEGENDE Die etablierte Germanistik hat es schwer, sich vor dem Werk Theodor Storms zu behaupten. Betrieb sie seine Apologie, so wurde auf Storms Spuren die Ideologie von Volk, Heimat und Erbe skru pellos verfolgt. Wer sich zum Künstler der Interpretation auf schwang, dem konnte aus der >Würde der Distanz< der Dichter Storm als >Hüter der Eigentlichkeit< oder als >fragwürdiger Heroe von Innerlichkeit und Dekadenz< zum Alibi dienen. Als dritte Va riante der literarhistorischen Geschichtsklitterung in der Epoche des Imperialismus ist die neopositivistische Strömung innerhalb der Germanistik nicht zu vergessen. Es darf daher nicht verwundern, daß die Germanistik als Ausdruck bürgerlicher Ideologie nicht be reit war, sich mit der Geschichte der Storm-Rezeption selbstkritisch auseinanderzusetzen. An der Literaturgeschichtsschreibung über Theodor Storm läßt sich von Anfang an demonstrieren, wie dessen radikaldemokratische Einstellung, die sich an den Erfahrungen der revolutionären Volks bewegung in Schleswig-Holstein konkretisierte, nationalistisch ver fälscht wurde. Mit der Reichsgründung von I 87 I blieb für die Mehr heit des Bürgertums das Jahr I 848 vergessen. Die literaturgeschicht lichen Ideologen der Bourgeoisie, gleichgültig ob sie sich ihrer Rolle als Agenten des nationalen Imperialismus im kulturellen Bereich be wußt waren, fanden sich im Lager des Nationalkonservatismus am besten aufgehoben. Erich Schmidt, der auch am Kleid der Lessing Legende wob, hat als einer der ersten über Storms Produktion be funden: »Was sie kennt und liebt, stellt deutsch-gemütliche Dichtung dar, ohne nach fremdartiger Absonderlichkeit zu trach ten« (»Charakteristiken«, Berlin 1886, Bd. 1. S. 449). Storm fühlte sich von der Würdigung seines Freundes nicht gerade sehr beglückt. Ihm hätte es ferngelegen, alles Fremdartige als absonderlich zu be greifen. Die Einschränkung seines Werkes auf Hof, Heim und Herd und die Stilisierung seiner Person zum Dichter der Gemütlichkeit und der Resignationspoesie lehnte er als biedermännisch und pro vinziell ab. So fällt, was Storm zugedacht war, als Charakteristik auf Schmidt zurück: seine »Personen leben so ganz in der Sphäre des Gemüths, daß man am Ende nicht weiß, ob sie gescheit oder stumpf, gebildet oder ungebildet sind« (ebd. S. 455). In Paul Schützes Bio graphie, >Festgabe zum siebzigsten Geburtstag< des Dichters, wird der Tag gelobt, an welchem Storm »Schleswig-Holstein im Ringe des großen Reiches erblicken durfte<< ( »T heodor Storm. Sein Leben undseineDichtung«,Berlin 1887, S. 130). Spricht Storm im Exil von der »brutalen Machtherrschaft des preußischen Staates«, sieht Schütze dagegen die schöne »Noth der Fremde«, die schließlich zur Idylle wird. Über Storms Verhältnis zu seiner Heimat heißt es: »Wie der Hintergrund der Mundart für seine dichterische Entwicklung, für seine sprachliche Ausbildung wichtig war, so gab ihm die Eigen art der Landschaft, der er entstammte, mit ihrer stark ausgeprägten konservativen Stammesart, eine feste, in sich selbst sichere, oder doch bald auf eigene Füße sich stellende Individualität mit. Diese Landschaft ist eine Grenzlandschaft des Deutschthums, und gerade der hier sich scharf zuspitzende Gegensatz zum Fremden, zum Dänenthum mag den norddeutsch nationalen Zug seines Wesens be stimmt sich haben bilden lassen« (ebd. S. 3 x). Bereits zu Storms Lebzeiten hat die nationale Reaktion Storms Werk zu ihrem Kulturgut erhoben. Als ideologische Stütze des Kai serreichs hat sie wesentlich über das Bild Storms in der deutschen Literaturgeschichtsschreibung bestimmt. »Storms Erzählungsdich tung ist durchaus deutsch. Einem Franzosen, der wissen möchte, was deutsches Wesen sei, könnte man sagen: lies Storms sämmtliche Novellen nach einander; dann weißt du es. Das Leben des deutschen Hauses, gleichviel ob im Schloß, in der Stadt, auf dem Lande, dazu der deutsche Wald, das Meer an Deutschlands Küsten- das sind Storms Schauplätze. Keine seiner Novellen spielt durchweg im Aus lande, wenn sich auch in einigen aus der Heimat Fäden übers Meer hinüberspinnen.« Diese nationalchauvinistisch geprägten Sätze fin den sich in der 1907 erschienenen, damals gängigen »Geschichte der deutschen Literatur von den bis in die Gegenwart« Edu ard Engels (Bd. 2, S. 9 x8 ). Heimgeholt blieb so Storm ins Reich des konterrevolutionären Bürgertums, das alles Fortschrittliche in des sen Werken, seinen Kampf gegen den Feudalismus, aber auch seine Kritik am Bürgertum weglog. In dem während des Ersten Welt kriegs erschienenen >>Gedenkbuch zu des Dichters hundertstem Geburtstage« meinte der Herausgeber: Storms »Gegenwartsbedeu tung ... liegt in der Heimatliebe und Heimattreue, in der seine Per sönlichkeit wurzelt; sie liegt in der deutschnationalen Gesinnung, von der seine Dichtung erfüllt ist; sie liegt in den Kräften tapferer, aufrechter Mannhaftigkeit, die zumal in den späteren Schöpfungen den Pulsschlag seines Wesens ausmachen. Er selbst schon hat mit dem trotzigen Selbstbewußtsein, das seinem Stamme eigen ist, um die gerechte Anerkennung für diesen Teil seines Seins und Schaffens gekämpft.« (Hrg. von Friedrich Düse!, Braunschweig 1916, S. 7f.) 2 In solchen versteckten Durchhalteappellen suchte die nationale Idee zu überwintern. Im selben Band nannte Georg Plotke den Dichter einen »typischen deutschen Heimatkünstler ... , der in seiner feinen Verinnerlichung jedem deutschen Bürgerhaus nahesteht«, und hielt ihn für einen »echten, aufrechten Liberalen« (ebd. S. 75 u. roo). Nicht auf Storm jedoch, sondern auf deutsches Wesen als letzten Ausweg nationalistischer klassenloser Gemeinheit sollte jeder Bür ger eingeschworen werden, wenngleich der aristokratisch gesinnte Albert Köster noch r9r8 zu den antifeudalen Gedichten »Halbe Arbeit« und »Beim Pfänderspiel« äußerte: »Diese bedauerliche Unfreiheit des Urteils schreibt sich bei Storm vielleicht aus alter Stammesart her.« (»Prolegomena zu einer Ausgabe der Werke Storms.« Leipzig r9r8, S. 37). Falsch wäre es gewiß, der in sich wi dersprüchlichen Ideologie des Bürgertums Einheitlichkeit beschei nigen zu wollen. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, wie man um einer vorgeblichen Einheit willen sich bemühte, bei der Verteidigung seiner bürgerlichen Klasseninteressen Differenzen in nerhalb seines eigenen Lagers zu verkleistern. Nach dem Sturz von Adel und Monarchie durch die Novemberrevolution von r9r8 war keineswegs der deutsche Kulturbarbarismus geschlagen, der zuvor noch behauptete, >>ohne den deutschen Militarismus längst vom Erdboden getilgt worden zu sein<< (Manifest deutscher Wissen schaftler und Künstler I 9 r4, zit. n. »Zum Verhältnis von Okonomie, Politik und Literatur im Klassenkampf. Grundlagen einer histo risch-materialistischen Literaturwissenschaft.« Berlin r97r, S. 6o). Julius Bab sprach vom »nordgermanischen Naturgefühl<<, das in der Stormschen Kunst walte, und Eduard von Keyserling erklärte: »Das Erlebnis, welches Theodor Storm uns schenkte, ist ein Stück Erde, auf dem die Menschen und die Natur andachtsvoll und ver sonnen dem Blühen und Vergehen des Daseins nachträumen. Das Leben, das Storm so in unser Leben hineinlegt, erlebt und versteht ein Deutscher nur ganz; wer es aber versteht, der segnet es, wie er die hellsten Tage seiner Jugend segnet.<< (»Gedenkbuch«, S. r23 u. r4). Unter der Hand wird dem konservativen Vertreter des Bürger tums Gesellschaftsgeschichte zur Naturgeschichte, in die man sich einzufühlen hat. So konnte Emil Ermatinger in seinem Werk »Die deutsche Lyrik seit Herder« bezeichnenderweise nur mit pseudoso ziologischer Naturbeschreibung der Lyrik Storms wissenschaftlich zu Leibe rücken: »Gegenüber dem weiten Garten von Kellers Lyrik mutet das lyrische Schaffen Theodor Storms eher wie ein beschei den-bürgerliches Hausgärtchen an. Die Beete, nicht allzu großen Umfangs, sind zierlich abgeteilt und mit sauberem Buchs eingefaßt. Die schmalen Wege reinlich geharkt. Zierliche und schönfarbige 3 Blumen stehen auf klaren Stengeln in Reihen. Eine wohlgeschnittene Gartenlaube ist an der Mauer angebracht, der Nachmittagskaffee wartet darin. Nur ganz im Hintergrund dämmern ein paar geheim nisvolle Gebüsche, in deren Schutz das Unkraut wuchert; wie ein Stück Natur, das man zu vertilgen oder zu beschneiden vergessen, muten sie an.<< (Leipzig/Berlin 192 5> S. 126). Wer solcher Einfühlung widersteht, fordert sicher Ressentiments heraus und dürfte zu jenem der Ausmerzung harrenden Unkraut zählen. Hinter dieser Fühl samkeit steckt nichts als verdrängte Barbarei. Mit dem Zerfall der bürgerlichen Kultur geht der Rückgriff der bürgerlichen Klasse auf angebliche Gralshüter einer >heilen Welt< notwendigerweise einher. »So wirken Storms Dichtungen zum Guten, Gottwohlgefälligen er ziehend in unserer alle Familienbande immer mehr auflösenden Zeit.« (ErnstEsmarch: »Theodor Storms Dichtungen« In: >Monats blätter für deutsche Literatur< 2, 1898, S. 567). Gegen diese Verfäl schungen legen Storms Werke Widerspruch ein. Die politischen Gedichte seiner Lyrik blieben literarhistorisch unerwähnt oder wurden schlicht zu seinen Naturgedichten gerech net. Der historisch-soziale Hintergrund seiner Novellen wurde als schicksalhaft drohende Naturkulisse rekonstruiert, aus der ein kul turelles und blutmäßiges Erbe, einer germanischen Quelle entspru delnd, sich fruchtbar auf den Boden des Deutschtums als der Stätte des deutschen Hauses ergoß. Das deutsche Bürgertum war gewach sen, es kannte keine Siege und Niederlagen, keine Klassenkämpfe. Weder der Aufstieg der industriellen Kapitalbourgeoisie und deren Liaison mit dem Feudalismus noch derdarangeknüpfte Untergang einer alten gesellschaftlichen Klasse, des patrizisch-patriarchalischen Bürgertums, durften als das große Thema der Stormschen Dichtung begriffen werden. Entsprechend wurde auch Theodor Storms Bio graphie vereinheitlicht. So heißt es z. B. in einer deutschen Litera turgeschichte: »Als das Land 18 50 zu Dänemark kommt, muß Storm sein Amt aufgeben« (Paul Fechter: »Dichtung der Deutschen. Eine Geschichte der Literatur unseres Volkes von den Anfängen bis zur Gegenwart.« Berlin 1932, S. 681), während in Wirklichkeit die däni sche Regierung ein Berufsverbot über den Advokaten verhängte. Auf wahrhaft noble Art war so die faschistische Funktionalisierung der Werke Storms vorbereitet. Storm »erhob ... die Natur durch die Geschichte zur tragischen Idee« (Josef Nadler: »Literaturgeschichte des deutschen Volkes. Dichtung und Schrifttum der deutschen Stämme und Landschaften.« Berlin 1938, Bd. 3, S. 459), wohl da durch, daß er »aus der Unverbindlichkeit der bürgerlichen Bildung und der Enge biedermeierlicher Lebensbeschränkung in die Tiefe des Selbst hinabstieg und damit den Anschluß an die gestaltenden 4

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