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Monarchia b PDF

151 Pages·2010·1.35 MB·German
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DANTE MONARCHIE Es beginnt das Buch M o n a r c h i a des Dante Alagherius aus Florenz DAS ERSTE BUCH ERSTES KAPITEL Für alle Menschen, denen die höhere Natur Liebe zur Wahrheit aufgeprägt hat, scheint dies am wichtigsten zu sein, daß sie in der gleichen Art, wie sie von der Arbeit der Alten reich geworden sind, nun selbst den Späteren vorarbeiten, auf daß die Nachwelt etwas von ihnen habe, wodurch sie reich werde. Weit bleibt darum der von seiner Pflicht entfernt - er zweifle nicht - der eingeweiht in staatliche Lehren nicht daran denkt, für das Staatswesen etwas beizutragen. Der ist nicht ein Baum, der an den Wasserbächen Frucht bringt zu seiner Zeit, sondern eher ein verderblicher Strudel, der stets verschlingt und nie das Verschlungene zurückströmt. Dies nun durchdenke ich häufig bei mir, und damit ich nicht einst der Schuld des vergrabenen Pfundes geziehen werde, begehre ich für den staatlichen Nutzen nicht nur zu schwellen, vielmehr auch Frucht zu bringen und Wahrheiten zu zeigen, an die niemand gerührt hat. Denn welche Frucht trüge der, der eine Behauptung Euklids abermals bewiese? der die von Aristoteles gezeigte Glückseligkeit wiederzuzeigen unternähme? der das Greisenalter, das Cicero verteidigt, zu verteidigen wieder aufgriffe? Keine fürwahr: sondern eher brächte Langeweile ein so widerwärtiger Überfluß. Und da unter den vielen geheimen und nützlichen Wahrheiten die Kenntnis der zeitlichen Monarchie am nützlichsten ist und am meisten verborgen, und weil sie nicht unmittelbar zur Ausbeutung bereit liegt, da noch niemand an sie gerührt hat, besteht der Vorsatz, diese aus ihren Verstecken herauszuschälen: zunächst, damit ich nützliche Wache halte in der Welt, dann auch, damit ich die Palme dieses großen Wettkampfes als erster zu meinem Ruhm verdiene. Ein steiles Werk freilich, eins über Menschenkräfte greife ich an, nicht sowohl auf die eigne Tüchtigkeit vertrauend wie auf das Licht jenes Spenders, »der da allen reichlich gibt und es keinem vorrückt«. ZWEITES KAPITEL Zuerst also gilt es zu sehen, was das ist, was zeitliche Monarchie genannt wird, daß ich es im Umriß bezeichne und dem Denkbild gemäß. Es ist also die zeitliche Monarchie, die man Kaisertum nennt, die Einherrschaft, und zwar über alle in der Zeit oder in und über dem, was von Zeit sein Maß empfängt. Am meisten aber zweifelt man ihrethalben über drei Fragen: zuerst nämlich zweifelt und fragt man, ob sie für das Wohlsein der Welt notwendig sei; zu zweit, ob das römische Volk sich nach Recht das Amt des Monarchen beigelegt habe; und zu dritt, ob die Geltung des Monarchen von Gott unmittelbar abhänge oder von einem Diener oder Statthalter Gottes. Jedoch weil jede Wahrheit, die nicht Anfang und Oberstes, nicht Prinzip ist, aus der Wahrheit eines Prinzips offenbar wird, ist es nötig, bei jeder Untersuchung Kenntnis von dem Prinzip zu besitzen, auf das man zerlegend zurückgehe, um der Sicherheit aller Hauptsätze willen, die man weiter unten annimmt. Und weil die vorliegende Schrift eine Art Untersuchung ist, erscheint es richtig, vor allem nach dem Prinzip zu schürfen, auf dessen Macht das Niedere beruhen soll. Man muß also wissen, daß es Dinge gibt, die wir, als unserm Vermögen gar nicht unterliegend, lediglich betrachten können, bewirken aber nicht, etwa die mathematischen, physischen und göttlichen; doch auch Dinge gibt, die wir, als unserm Vermögen unterliegend, nicht bloß betrachten, sondern auch bewirken können: und bei diesen wählt man nicht die Wirkung um der Betrachtung willen, sondern diese um jener willen, weil ja hier Wirkung das Ziel ist. Da also der vorliegende Gegenstand staatsbildnerisch, ja Quell und Prinzip der richtigen Staatsbildungen ist, und alles Staatliche unserm Vermögen unterliegt, so ist offenbar, daß sich dieser Gegenstand ursprünglich nicht auf Betrachtung, sondern auf Wirkung richtet. Wiederum, da im Bereiche des Wirkens Anfang und Ursache aller Dinge in der Vollendung, im letzten Ziele liegt: denn dies gibt dem handelnden die erste Bewegung - so muß folgen, daß jedes Nachdenken über Dinge, die für ein Ziel da sind, vom Ziele selbst auszugehen hat; denn anders denkt man nach, wie man das Holz verschneide, wenn man ein Haus, anders, wenn man ein Schiff baut. Drum wenn es so etwas gibt: ein Ziel für die umspannende Gemeinschaft des Menschengeschlechts, so wird es hier der Anfang sein; und alles, was weiter unten zu beweisen ist, wird sich dadurch zur Genüge offenbaren. Daß es aber ein Ziel gebe für diese und jene Gemeinschaft, doch nicht für alle gemeinsam Ein Ziel gebe, das zu wähnen ist töricht. DRITTES KAPITEL Jetzt gilt es denn zu sehen, was Zweck und Ziel der ganzen menschlichen Gemeinschaft sei; ist das gesehen, so wird mehr als die Hälfte der Arbeit vollbracht sein, nach einem Worte des Philosophen an Nikomachus. Und es werde zur Erhellung der Frage bedacht, daß in gleicher Weise, wie es ein Ziel gibt, wofür die Natur den Daumen, und ein von ihm verschiedenes, wofür sie die ganze Hand, und wieder ein von beiden verschiedenes, wofür sie den Arm, und ein von allen verschiedenes, wofür sie den ganzen Menschen erschafft - daß es ebenso ein Ziel gibt, wofür sie den einzelnen Menschen, ein andres, wofür sie die Hausgemeinde bestimmt, ein andres, wofür der Nachbarschaft, ein andres auch, wofür der Stadt, und ein andres, wofür dem Reiche, und schließlich ein bestes Ziel gibt, wofür dem Menschengeschlecht überhaupt der ewige Gott durch seine Kunst - das ist die Natur - Dasein schafft. Und nach diesem wird hier gefragt, als nach dem Prinzip der Untersuchung, welches die Richte gibt. Deswegen muß man zuerst wissen, daß Gott und Natur nichts Müßiges tun: sondern was ins Dasein eingeht, ist für irgend eine Tätigkeit da. Nicht ist nämlich letztes Ziel im Sinne des Schöpfers, soweit er Schöpfer ist, irgend ein geschaffenes Wesen, sondern die dem Wesen eigentümliche Tätigkeit: daher denn nicht diese eigentümliche Tätigkeit des Wesens wegen, sondern das Wesen der Tätigkeit wegen sein Dasein besitzt. Es gibt also eine eigentümliche Tätigkeit der menschlichen All-gemeinde, und ihr ist diese Allgemeinde der Menschen in ihrer großen Zahl zugeordnet - eine Tätigkeit fürwahr, an die weder Ein Mensch, noch Ein Haus, noch Eine Nachbarschaft, noch Eine Stadt, noch ein teilhaftes Reich herankommen kann. Deren Wesen aber wird offenbar werden, wenn das Äußerste, was der ganzen Menschheit zu verwirklichen möglich ist, ans Licht tritt. Ich behaupte also, keine Kraft, an der mehrere von Art verschiedene Wesen Teil haben, stelle das Äußerste dar, was deren einem zu verwirklichen möglich ist: denn da ein so beschaffenes Äußerstes das Artbestimmende ist, so würde folgen, daß Eine Wesenheit zu mehreren Arten abgeartet wäre, was unmöglich ist. Nicht ist also die äußerste Kraft im Menschen das Sein selbst, schlechthin aufgefaßt, weil daran, wenn man es so auffaßt, auch die Elemente teilhaben; noch das zusammengesetzte Sein, weil das auch in den Mineralien - noch das beseelte Sein, weil das auch in den Pflanzen zu finden ist; noch das wahrnehmende Sein, weil daran auch die Tiere teilhaben: sondern das durch den möglichen Geist wahrnehmende Sein -dies Sein kommt keinem außer dem Menschen zu, weder über noch unter ihm. Denn wenn es auch andere Wesen gibt, die am Geiste teilhaben, so ist doch ihr Geist kein möglicher wie beim Menschen, weil solche Wesen rein geistige Arten sind und nichts andres; und ihr Sein ist nichts als ein geistiges Verstehen des Seins, das sie sind, und das ohne Unterbrechung: sonst wären sie nicht allewig. Es erhellt also, daß das Äußerste, was dieser Menschheit zu verwirklichen möglich ist, die geistige Möglichkeit oder Kraft ist. Und weil diese Möglichkeit nicht vollständig durch Einen Menschen oder durch irgend eine der oben unterschiedenen Teilgemeinden auf einmal in die Wirklichkeit übergeführt werden kann, so ist nötig, daß eine Vielheit sei im Menschengeschlecht, durch welche sich denn diese ganze Möglichkeit verwirkliche: wie eine Vielheit der erzeugbaren Dinge nötig ist, damit die ganze Möglichkeit des ersten Stoffes beständig in der Verwirklichung sei; sonst müßte man eine für sich bestehende Möglichkeit zugeben, was unmöglich ist. Und mit dieser Meinung stimmt Averroes überein im Kommentar der Bücher über die Seele. Auch ist die geistige Möglichkeit, von der ich rede, nicht bloß für die allumfassenden Urformen oder die Arten da, sondern durch eine gewisse Ausdehnung auch für die teilhaften: daher man zu sagen pflegt, der schauende Geist werde durch Ausdehnung zum tätigen. Dessen Ziel aber ist handeln und schaffen: diese scheide ich, weil die Dinge des Handelns durch die staatsbildende Klugheit, und weil die Dinge des Schaffens durch die Kunst ihr Maß erhalten, während sie doch alle der Schau frönen als dem besten, wozu die erste Güte das menschliche Geschlecht ins Dasein rief. Schon hieraus wird das Wort der Politik verständlich, »die an Geist starken stünden naturgemäß den andern vor«. VIERTES KAPITEL Genügend ist also ausgelegt, es sei das eigentümliche Werk des als Ganzheit begriffenen Menschengeschlechtes, daß es stets die ganze Möglichkeit des möglichen Geistes verwirkliche, vorerst um zu schauen, und in zweiter Linie, durch seine Ausdehnung, um hierfür zu wirken. Und weil es so wie im Teile auch im ganzen ist, und es im teilhaften Menschen geschieht, daß er im Sitzen und Ruhen an Klugheit und Weisheit vollendet wird, so ist deutlich, daß das Menschengeschlecht in der Ruhe und Stille des Friedens für sein eigentümliches Werk - welches fast göttlich ist nach dem Wort: »gemindert hast du ihn kaum minder denn die Engel« - sich am freiesten und leichtesten befindet. Und damit ist offenbar, daß der Allfriede das beste unter den Dingen ist, die sich auf unsre Seligkeit richten. Daher das Wort, das den Hirten von droben erklang: nicht Schätze, nicht Lüste, nicht Ehre, nicht Länge des Lebens, nicht Gesundheit, nicht Stärke, nicht Schönheit, sondern Friede. Es spricht nämlich die himmlische Ritterschaft: »Ruhm in der Höhe dem Gott und Friede auf Erden den Menschen guten Willens.« Daher auch grüßte »Friede mit euch« das Heil der Menschen: es ziemte ja dem höchsten Heiland, den höchsten Heilgruß zu bieten. Und diese Sitte wollten seine Jünger und Paulus in ihren Begrüßungen wahren; wie es allen kund sein kann. Aus diesem also, was ausgelegt ist, geht hervor, wodurch besser, ja wodurch am besten das Menschengeschlecht zu seinem eigentümlichen Werke gelangt; auch ist somit das nächstliegende Mittel ersehen worden, wodurch man in das eingeht, worauf als auf das letzte Ziel all unsre Werke sich richten, das ist der Allfriede: er werde als Prinzip der nun folgenden Gedanken zu Grunde gelegt. Ein solches war

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