ebook img

Erfahrungen sozialistischer Gemeinschaftsarbeit am Beispiel der Ausarbeitung der achtbändigen Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung PDF

25 Pages·1967·5.468 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Erfahrungen sozialistischer Gemeinschaftsarbeit am Beispiel der Ausarbeitung der achtbändigen Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung

SITZUNGSBERICHTE DER DEUTSCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN Klasse für Philosophie, Geschichte, Staats-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften Jahrgang 1967 • Nr. 5 PROF. DR. LOTHAR BERTHOLD ERFAHRUNGEN SOZIALISTISCHER GEMEINSCHAFTSARBEIT AM BEISPIEL DER AUSARBEITUNG DER ACHTBÄNDIGEN GESCHICHTE DER DEUTSCHEN ARBEITERBEWEGUNG AKADEMIE-VERLAG•BERLIN 1967 Vorgetragen von LOTHAK BERTHOLD in der Sitzung vom 5. Januar 1967 Zum Druck genehmigt am gleichen Tage, ausgegeben am 6. März 1967 Erschienen im Akademie -Verlag GmbH, 108 Berlin, Leipziger Straße 3—4 Copyright 1967 by Akademie -Verlag GmbH Lizenznummer: 202 • 100/203/67 Gesamtherstellung: VEB Druckhaus „Maxim Gorki", 74 Altenburg Bestellnummer: 2010/67/VI/5 • ES 5 C 4 0,90 Die rasche weitere Entfaltung des sozialistischen Bewußtseins aller Bürger der DDR zur Weiterführung und Vollendung des umfassenden Aufbaus des Sozialismus für die allseitige Stärkung der Deutschen Demokratischen Republik und für die Auseinandersetzung mit dem westdeutschen Imperialis- mus verlangt eine schnell steigende Wirksamkeit gesellschaftswissenschaft- licher Forschung, das heißt in erster Linie eine rasche Verbreitung deren wichtigster Ergebnisse. Es geht um die Effektivität gesellschaftswissen- schaftlicher Forschung, deren Notwendigkeit sich aus folgendem ergibt: erstens wegen der Anforderungen des umfassenden Aufbaus des Sozialismus in unserer Republik und zweitens aus der sich verschärfenden Klassenaus- einandersetzung mit dem westdeutschen Imperialismus. Die technische Re- volution und der umfassende Aufbau des Sozialismus sowie die Auseinander- setzung mit dem westdeutschen Imperialismus stellen hohe Anforderungen an den einzelnen und übertragen ihm eine große Verantwortung. Diesen Anforderungen und vor allem dieser Verantwortung kann der einzelne aber nur durch zunehmende gesellschaftswissenschaftliche Kenntnisse, darunter nicht zuletzt durch Kenntnisse über die Geschichte der deutschen Arbeiter- bewegung, gerecht werden. So ist auch die Bedeutung der marxistischen Gesellschaftswissenschaft im Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands umrissen. In diesem Programm heißt es: „Von großer Bedeutung für die Lösung der Aufgaben des umfassenden Aufbaus des Sozialismus ist die weitere Entfaltung der theoretischen Arbeit auf dem Gebiet der marxistischen Gesellschaftswissenschaft, der Lehre von der Leitung und Entwicklung der Gesellschaft. Es kommt darauf an, in der Vielfalt der Praxis des sozialistischen Aufbaus seine Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und sie auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus theoretisch zu verallgemeinern."* Es ist also wichtig, dem Leser Werke in die Hand zu geben, die die vielseitige theoretische Arbeit sowie die umfangreichen * Revolutionäre deutsche Parteiprogramme, hg. u. eingel. von Lothar Berthold u. Ernst DieM, Berlin 1965, S. 284/285. 1* 4 LOTHAR BEETHOLD Forschungsergebnisse auf den verschiedenen gesellschaftswissenschaftlichen Gebieten zusammenfassen und verallgemeinern wie auch die Lehren der historischen Entwicklung unter Berücksichtigung der Praxis des sozialisti- schen Aufbaus und der Auseinandersetzung mit dem westdeutschen Im- perialismus sichtbar und damit nutzbar machen. Einen besondere Platz bei der Propagierung der marxistischen Gesell- schaftswissenschaft, der Lehre von der Leitung und Entwicklung der Ge- sellschaft, bei der Verbreitung der Erkenntnisse und Lehren der historischen Entwicklung nimmt die „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" in acht Bänden ein. Seit dem Erscheinen des letzten Bandes dieser „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" anläßlich des 20. Jahrestages der Grün- dung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands ist rund ein Jahr ver- gangen. In dieser kurzen Zeit hat das von einem Autorenkollektiv unter der Leitung Walter Ulbrichts erarbeitete und vom Institut für Marxismus- Leninismus beim Zentralkomitee der SED im Dietz Verlag herausgegebene Werk eine weite Verbreitung gefunden. Bis jetzt sind eine erste und zweite Bindequote des Geschichtswerkes von 80000 Exemplaren vergriffen, und von einer in diesem Jahr auszuliefernden dritten Bindequote von 70000 Exemplaren ist ein großer Teil schon vorbestellt. Die „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" erscheint außerdem kapitelweise ohne Bilder und Dokumente als Grundlage für das Parteilehr jähr der Sozialisti- schen Einheitspartei Deutschlands in 800000 Exemplaren, und die Bände 6 bis 8 werden in broschiertem Einzeldruck ohne Bilder und Dokumenten- anhang in einer Auflagenhöhe von 200000 Exemplaren für das Schuljahr der FDJ herausgebracht. Das bedeutet, daß die „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" in acht Bänden bald in einer Auflage von rund einer Million Exemplaren vorliegen wird. Zum ersten Mal in der deutschen Ge- schichte hat ein Werk über die Geschichte der Arbeiterbewegung eine solche Auflagenhöhe erreicht. Die Feststellung beim Erscheinen der „Ge- schichte der deutschen Arbeiterbewegung", daß die Herausgabe dieser acht Bände ein erstrangiges politisches und ideologisches Ereignis im Leben der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und unseres ganzen Volkes ist, hat sich schon jetzt voll bewahrheitet. Fast eine Million Mitglieder der Sozialistischen Einheitspartei Deutsch- lands und parteilose Bürgerinnen und Bürger unserer Republik, vor allen Dingen auch junge Menschen, studieren gegenwärtig im Parteilehr jähr der SED die „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" von den Anfängen an, und zahlreiche Zirkel der FDJ beschäftigen sich mit der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung seit 1945. Schon die ersten Zirkelabende be- weisen, welche große Bedeutung das Studium der Geschichte der deutschen Erfahrungen sozialistischer Gemeinschaftsarbeit 5 Arbeiterbewegung für die sozialistische Bewußtseinsentwicklung der Parteimitglieder der SED und anderer Werktätiger unserer Republik, vor allen Dingen der Jugend, besitzt. In den meisten Zirkeln wird die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung richtig unter dem Gesichtspunkt der aktuellen Lehren für den umfassenden Aufbau des Sozialismus und für unseren heutigen Kampf gegen den Imperialismus und Militarismus in West- deutschland behandelt. Vielen Zirkelleitern und -teilnehmern gelingt es jetzt besser, die entscheidenden Schwerpunkte der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung deutlich herauszuarbeiten. Bereits heute ist festzustellen, daß eine Reihe von Fragen, die man in den vergangenen Jahren im Zusammenhang mit der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung immer wieder diskutierte, sowohl aus der Zeit vor 1945 als auch über die Jahre nach 1945, umfassender und gründlicher beantwortet werden. Das gilt vor allem für Probleme, die sich für den Kampf der revo- lutionären Partei der Arbeiterklasse aus den schwierigen Bedingungen des Klassenkampfes in Deutschland vor allem seit der Jahrhundertwende und besonders seit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution 1917 ergaben. Viele junge Menschen begreifen jetzt den Klassenkampf in seiner ganzen Kompliziertheit besser und verstehen, warum der Weg der Arbeiterklasse zur Macht und der Aufbau des Sozialismus gerade unter den Kampfbedin- gungen in Deutschland kein einfacher, glatter Prozeß sein konnte und kann. Die große Diskussion, die über die Geschichte der deutschen Arbeiterbe- wegung in unserer Republik geführt wird, schärft vielen den Blick für die Notwendigkeiten der Gegenwart und die Perspektiven der künftigen Ent- wicklung. Aus der Kenntnis der geschichtlichen Entwicklung wachsen der Stolz auf unsere Republik, auf die Arbeiterklasse, die Arbeiterpartei und ihre Aufgabe in und für Deutschland sowie die Bereitschaft zu entsprechen- den Taten. Die umfangreiche mehrjährige Arbeit, die mit der Herausgabe der „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" in acht Bänden ver- bunden war, hat sich gelohnt. Mit der Ausarbeitung des Geschichtswerkes wurde in kurzer Zeit eine große Arbeit geleistet. Ein solch umfangreiches Werk konnte natürlich nur das Ergebnis einer wirklich umfassenden sozialistischen Gemeinschafts- arbeit sein. Über die Erfahrungen dieser Arbeit, ihre Entwicklung und ihre Ergebnisse soll hier berichtet werden. Auf die vielen theoretischen und ideologischen Probleme, die im Prozeß der Arbeit selbstverständlich fort- während auftraten, wird in diesem Bericht nicht eingegangen. Mit der „Ge- schichte der deutschen Arbeiterbewegung" wurden zum ersten Mal Prin- zipien sozialistischer Gemeinschaftsarbeit auf dem Gebiet der Gesellschafts- 6 LOTHAB BERTHOLD Wissenschaften in einer so umfassenden Form erprobt. Damit ist der Beweis erbracht, daß nur mit den Mitteln und den Methoden der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit gesellschaftswissenschaftliche Werke dieses Umfangs und dieser Qualität zu bewältigen sind. Was auf dem Gebiet der Natur- wissenschaft und der Technik seit langem bekannt ist und praktiziert wird, ist auch für die Gesellschaftswissenschaften als die richtige Arbeitsmethode de- monstriert worden. Die Ausarbeitung dieses Werkes erforderte eine neue Arbeitsmethodik. Zugrunde lag der Arbeit selbstverständlich der historische Materialismus. Ausgangspunkt wurde das gründliche Studium der Klassiker des Marxismus- Leninismus, der Beschlüsse der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands sowie der Reden und Aufsätze der führenden Vertreter der Partei. Das war natürlich nicht nur ein einmal angenommener Ausgangspunkt, sondern bildete den fortwährenden Beschäftigungsgegenstand bei der Arbeit. Der nächste Schritt bestand in der ausführlichen und gründlichen Ausarbeitung einer wissenschaftlichen Konzeption für das Gesamtwerk, der Ausarbeitung des „Grundrisses der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung". Die „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" in acht Bänden konnte nur deshalb in der außerordentlich kurzen Zeit von dreieinhalb Jahren aus- gearbeitet und herausgegeben werden, weil der dreieinhalb]ährigen anstren- genden Tätigkeit eine über vierjährige Arbeit und Diskussion der Konzep- tion, eben des „Grundrisses der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung", vorangegangen war. Vorbereitung und Ausarbeitung der „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" haben die Erkenntnis bestätigt, daß gesell- schaftswissenschaftliche Arbeit — und erst recht sozialistische Gemein- schaftsarbeit auf diesem Gebiet — nur dann fruchtbar sein kann, wenn sie streng von den Lehren des Marxismus-Leninismus ausgeht, sich von den Beschlüssen der Partei leiten läßt und auf einer wohldurchdachten Kon- zeption beruht. Das muß zuerst mit allem Nachdruck unterstrichen werden. Die Konzeption für das achtbändige Geschichtswerk und die Ausarbeitung dieses Werkes wurden ständig an den neuen Beschlüssen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, an den neuen Erfahrungen im Klassenkampf und an den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen überprüft und, wenn nötig, entsprechend ergänzt und verändert. Dazu trugen auch die Er- fahrungen unserer ausländischen Freunde und die Diskussion mit ihnen bei, die wohl beachtet wurden. Es gab also während der ganzen Zeit der Arbeit kein starres Festhalten am einmal Formulierten, sondern eine fortwährende Überprüfung der historischen Erkenntnis an der politischen Praxis. Diese Arbeitsweise entspricht den Erfahrungen sozialistischer Rationalisierung. Erfahrungen sozialistischer Gemeinschaftsarbeit 7 Auf der Rationalisierungskonferenz hat Walter Ulbricht in seinem Referat „Sozialistische Rationalisierung mit dem Menschen — für den Menschen" einen Wesenszug dieser Rationalisierung so umrissen: „Ein Wesenszug der sozialistischen Rationalisierung besteht darin, die Produktion als Prozeß zu begreifen, diesen Prozeß mit wissenschaftlicher Gründlichkeit kritisch zu überprüfen und die neuesten Erkenntnisse zu nutzen, um ihn nach dem Gesetz der Ökonomie der Zeit optimal zu gestalten, das heißt, alle Stör- und Reibungsverluste auszuschalten."* Dieser Wesenszug sozialistischer Ratio- nalisierung wurde durch diese Arbeitsweise auch auf die gesellschaftswissen- schaftliche Arbeit angewandt. Das muß als andere wichtige Feststellung vorausgeschickt werden. Und eine weitere. Die Arbeit an der achtbändigen „Geschichte der deut- schen Arbeiterbewegung" begann mit einer gründlichen Bestandsaufnahme der vorhandenen historischen Erkenntnisse und des vorhandenen histori- schen Materials (Ergebnisse der Forschung, Archiv- und Bibliotheks- bestände). Hinzu kamen die für die Arbeit notwendigen Erkenntnisse anderer gesellschaftswissenschaftlicher Disziplinen. Diese Vorbereitungen ermöglich- ten es erst, eine Vielzahl von Kräften sehr zielstrebig und straff organisiert zur Ausfüllung der Lücken in der historischen Forschung und bei der Bereit- stellung des historischen Materials einzusetzen. Zahlreiche einzelne wissen- schaftliche Untersuchungen mußten angefertigt werden, um aus der Viel- zahl dieser neuen Erkenntnisse die Verallgemeinerungen zu gewinnen, die erst die Abfassung dieses umfangreichen Geschichtswerkes ermöglichten. Viele Archivstudien, nicht nur in der DDR, waren für diese Untersuchungen notwendig. Unter Konzentration auf eine Reihe vorher festgelegter Schwer- punkte wurde so der notwendige wissenschaftliche Vorlauf geschaffen. Von vornherein war klar, daß dieses Werk nicht nur auf der Erkenntnis der Historiker beruhen durfte, sondern daß Gesellschaftswissenschaftler ganz unterschiedlicher Disziplinen, neben den Historikern vor allen Dingen Philosophen, Ökonomen, Literaturhistoriker, Kunsthistoriker, Wirtschafts- historiker und Soziologen, eigene Beiträge leisten mußten. Ohne ihre zum Teil umfangreichen Arbeiten und ohne ihre unterstützende Diskussion hätte die „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" nicht geschrieben werden können. Das setzte natürlich eine gründliche Kenntnis der Kader und ihrer Arbeitsmöglichkeiten auf den verschiedenen Fachgebieten voraus. In diesen Zusammenhang gehören auch die Erlebnisberichte und Klassenkampf- erfahrungen von Veteranen der Arbeiterbewegimg, durch die die Autoren * Walter Ulbricht, Sozialistische Rationalisierung mit dem Menschen — für den Men- schen, in: Sozialistische Rationalisierung und Standardisierung, Berlin 1966, S. 10. 8 LOTHAB, BERTHOLD weitere Anregungen erhielten und neue Erkenntnisse gewannen. Eine wich- tige Hilfe waren auch die Diskussionen mit Arbeitern und anderen Werk- tätigen. Schon während der Arbeit am Werk wurden bestimmte Ergebnisse durch eine Leserkonferenz der Zeitschrift „Beiträge zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" und auf andere Art der Öffentlichkeit unter- breitet, die zur Mitarbeit aufgefordert worden war. So wurde nicht nur schon während der Arbeit unterrichtet und informiert, sondern auch geprüft und zur Diskussion gestellt. Die Arbeit zwang selbstverständlich fortwährend zur Auseinander- setzung mit Geschichtsfälschungen des Gegners; nur so konnte die „Ge- schichte der deutschen Arbeiterbewegung" in acht Bänden ein wirklich wissenschaftliches Werk werden. Das Geschichtswerk, das einen Gesamtüberblick über die Geschichte der Arbeiterbewegung in Deutschland gibt, wäre nicht zustande gekommen, hätte das Kollektiv der Autoren sich nicht auf zahlreiche Forschungs- ergebnisse der Kommissionen zur Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung und auf umfangreiche Erinnerungen der Teilnehmer am Kampf der deut- schen Arbeiterklasse stützen können. Sozialistische Gemeinschaftsarbeit ist natürlich an eine ganze Reihe von Voraussetzungen geknüpft. Sie setzt ein bestimmtes Niveau gesell- schaftswissenschaftlicher Forschung voraus, sowohl ein bestimmtes Niveau auf theoretischem als auch auf erkenntnistheoretischem Gebiet. Weiter- hin muß eine entsprechende Anzahl bedeutender wissenschaftlicher Mono- graphien vor allem auf dem Gebiet der Geschichte der deutschen Arbeiter- bewegung vorhanden sein. Die Ausarbeitung der „Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" in acht Bänden war zu dem jetzigen Zeitpunkt nicht nur historisch und politisch notwendig, sie wurde eben jetzt auch mög- lich. Diese Möglichkeit ergab sich aus einer ganzen Reihe von Faktoren, a\if deren wichtigste hier hingewiesen werden soll. Sowohl der Sieg der sozialisti- schen Produktionsverhältnisse und der Übergang zum umfassenden Aufbau des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik sowie die Friedenspolitik dieses souveränen sozialistischen deutschen Staates als auch die Restauration des Imperialismus und Militarismus in Westdeutschland und die aggressive Politik des Bonner Staates hatten in der Praxis die Frage nach der Perspektive in Deutschland beantwortet. Für die wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung waren damit der praktische und der theoretische Ausgangspunkt von ent- scheidender Bedeutung gewonnen. Die Sozialistische Einheitspartei Deutsch- Erfahrungen sozialistischer Gemeinschaftsarbeit 9 lands und ihre führenden Vertreter hatten in einer Vielzahl von Beschlüssen, von Reden und Aufsätzen, gestützt auf jahrzehntelange Erfahrungen im Klassenkampf, Grundfragen der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung beantwortet und die Lehren aus dieser Geschichte entwickelt. In der DDR war eine von der Partei erzogene und von den älteren Wissenschaftlern ge- formte Generation jüngerer Historiker herangewachsen, die sowohl die Theorie und Methode des historischen Materialismus beherrschen gelernt als auch wichtige Forschungsergebnisse über eine ganze Anzahl von Grund- problemen der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung vorgelegt hatten. Und schließlich begann sich in der Mitgliedschaft der Sozialistischen Einheits- partei Deutschlands und in der ganzen Bevölkerung der DDR ein neues, ein sozialistisches Geschichtsdenken zu entwickeln. Das alles zusammen bot die entsprechende neue qualitative Grundlage, nun ein umfassendes Werk zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung in sozialistischer Gemein- schaftsarbeit zu schaffen. Bei der Entwicklung der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit spielt die Wahl des Gegenstandes, des Themas für diese Arbeit eine ganz entscheidende Rolle. Sozialistische Gemeinschaftsarbeit bedeutet die Zusammenfassung einzelner Mitarbeiter und ganzer Institutionen zu einem größeren Kreis zur Lösung einer Aufgabe. Die Bedeutung dieser Aufgabe muß die sozialistische Gemeinschaftsarbeit und ihren erheblichen Aufwand rechtfertigen. Die Zu- sammenführung des Kollektivs und die Leitung der Arbeit ist um so erfolg- reicher, je besser die einzelnen Mitarbeiter und die Leiter der für die Lösung der Aufgabe heranzuziehenden Institutionen die gesellschaftliche Bedeutung der Aufgabe und die Notwendigkeit sozialistischer Gemeinschaftsarbeit zu ihrer Lösung begreifen. Von besonderer Bedeutung für jede wissenschaftliche Arbeit und erst recht natürlich für eine wissenschaftliche Arbeit, die sich der Mittel und Methoden der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit bedient, sind eine wohl- durchdachte politische und wissenschaftliche Konzeption. Sie bildet die unabdingbare Voraussetzung für die Planung, Vorbereitung und Durch- führung der eigentlichen wissenschaftlichen und organisatorischen Arbeit. Beginnt man die Arbeit ohne Konzeption, dann besteht die große Gefahr, daß alle einzelnen Arbeiten, die zur Vorbereitung und Ausführung des Ge- samtwerkes notwendig sind, und auch das Gesamtwerk selbst in seinen einzelnen Teilen weder den neuesten historischen Erkenntnissen noch den politischen Notwendigkeiten entsprechen. Bei der Ausarbeitung einer Kon- zeption muß man von der marxistisch-leninistischen Theorie ausgehen und die Perspektive der gesellschaftlichen Entwicklung zur Grundlage nehmen. Beides, die Theorie und die Perspektive, ermöglicht allein eine richtige Ein- 2 Berthold

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.