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Die Grachtenguhls von Amsterdam PDF

79 Pages·2016·0.46 MB·German
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Gruselspannung pur! Die Grachtenguhls von Amsterdam von C.W. Bach Dämonenjäger Mark Hellmann Konstapel Henk Bouwers hielt an und spuckte auf das Pflaster des Leidseplein. »Schäm dich«, sagte sein Kollege Jan Kerk. »Wenn das jetzt ein Tourist fotografiert hat, dann kriegst du Ärger!« »Mir egal«, krächzte Bouwers. »Ich habe Halsschmerzen.« Die beiden uniformierten Beamten der Amsterdamer Stadtpolizei setzten ihre Fußstreife fort. Sie befanden sich an einem der beliebtesten Plätze der holländischen Hauptstadt. Kein Mensch, der Amsterdam besuchte, kam am Leidseplein vorbei. Die funkelnden Lichter der Bars und Cafes zogen die Besucher an wie Motten das Licht. Für Henk Bouwers und Jan Kerk sah die Zukunft weniger strahlend aus, denn sie ahnten nicht, daß sie gleich sterben sollten. Ganz in der Nähe lauerte der Tod auf sie… Mark Hellmann - die Gruselserie, die Maßstäbe setzt! 2 Die uniformierten Polizisten schritten langsam am Cafe Reynders vorbei, wo sich die Künstler und Journalisten trafen. Eine Gruppe japanischer Touristen fotografierte nun wie auf Kommando tatsächlich die beiden Beamten in den dunkelblauen Uniformen. Jan Kerk hoffte, daß sein Kollege nicht schon wieder ausspucken würde. Doch Bouwers beherrschte sich ausnahmsweise. Schob sich ein paar Halspastillen in den Mund und lutschte sie im Eilverfahren. Die Japaner, sie versuchten vergeblich, in fünf Tagen alles Wichtige in Europa zu sehen und vor allem zu filmen, hasteten weiter. Von ihrem Reiseleiter wahrscheinlich Richtung Königliches Palais getrieben. Touristen aus aller Welt drängten sich über den belebten Platz. Zwischen dem Hotel Americain und dem Stadttheater, der Stadsschouwburg. Für die Polizisten, beide waren geborene Amsterdamer, ein alltäglicher Anblick. Nun trennten Bouwers und Kerk nur noch vierzig Meter Luftlinie von ihrem entsetzlichen Ende. Sie ließen den Leidseplein hinter sich und hielten auf die Leidsegracht zu… * »Ach du Scheiße!« sagte Henk Bouwers in seiner unverblümten Art. »Ein aufgebrochenes Auto! Und das kurz vor Schichtende!« Der Wagen war ein älterer Audi mit Kölner Kennzeichen. Er stand ziemlich waghalsig geparkt am Rand der Gracht. Nur dreißig Zentimeter neben dem linken Vorderreifen befand sich die Ufermauer des Kanals. Das Wasser wirkte in der Nacht schwarz und schwer wie Öl, obwohl dann viele der liebevoll restaurierten Grachtenhäuser angestrahlt waren. »Bestimmt wieder einer, der sein Autoradio nicht rechtzeitig ausgebaut hat«, brummte Jan Kerk. Er war schon ein paar Jahre länger im Dienst als sein aufbrausender Kollege. Und wußte, daß Amsterdam einen traurigen Rekord an aufgebrochenen Fahrzeugen hielt. Neuerdings gingen er und seine Kollegen härter gegen die Beschaffungskriminalität vor. Aber noch immer gab es in der holländischen Hauptstadt jede Menge Junkies, die Stoff brauchten und vor allem Geld, um ihn sich kaufen zu können. So raubten sie und stahlen, rücksichtslos und ohne jegliche Hemmschwelle. 3 Konstapel Henk Bouwers ging um die Kühlerhaube herum und leuchtete von vorne in das Fahrzeuginnere. Dabei näherte er seinen rechten Fuß dem Grachtenrand. Nur ein altersschwacher Eisenzaun trennte ihn von dem nassen Element. »Seit Jahren predigen wir den Touristen, daß sie ihre Autoradios ausbauen sollen, bevor sie hierher kommen«, grollte der junge Polizist. »Aber es ist, als ob du… Aaaaahh…!« Bouwers schrie vor Überraschung, nicht vor Entsetzen. Noch nicht. Etwas hatte sein rechtes Fußgelenk gepackt. Etwas, das in der Gracht gelauert hatte. Der Konstapel ließ seine Taschenlampe fallen. Nun spendete nur noch die nächste Straßenlaterne etwas Helligkeit. Und die war halb durch einen Baum verdeckt. Reaktionsschnell packte der Polizist seinen Gummiknüppel. Er vermutete hinter der Attacke einen durchgeknallten Fixer, der sich einen üblen Scherz mit ihm erlaubte. Aber das war kein hirnbenebelter Drogenabhängiger. Das Etwas zog unerbittlich und mit unglaublicher Kraft an seinem Bein! Schmerzhaft schlug der Beamte mit dem linken Knie auf dem Kopfsteinpflaster auf. Dann sauste sein Gummiknüppel nieder. Dreimal drosch er auf eine aufgedunsene weiße Kralle ein, die schon tief in sein Fleisch eingedrungen war. »Hilf mir, Jan!« Jetzt war es das pure Entsetzen, das aus seiner rauhen Stimme sprach. Er prügelte weiter mit seinem Schlagstock auf den Angreifer ein. Aber nicht, weil es etwas brachte. Sondern weil er es nicht ertragen konnte, ohne Gegenwehr von dieser Bestie geholt zu werden. Ein ekelhaftes Monstrum war das. Allein sein höllischer Gestank war schon betäubend. Und der Anblick der schwammigen Haut des ehemals menschlichen Wesens konnte einem den Magen umdrehen. Eine Wasserleiche! dachte Henk Bouwers. Aber wieso lebt der Tote? Mit seiner Einschätzung lag er gar nicht mal so falsch. Leider blieb ihm keine Zeit mehr, sich darüber zu freuen. Die Bestie spannte noch einmal die Muskeln an. Und riß den Fuß des Polizisten einfach ab! Der Konstapel war inzwischen halb wahnsinnig vor Schmerzen. Nun endlich griff Jan Kerk ein. Er hatte schnell noch per Handy einen Notruf an die Zentrale abgesetzt und dringend um Verstärkung gebeten. Zum Glück war das Präsidium an der Elandsgracht nicht weit entfernt. Fragte sich nur, ob die Zeit 4 reichen würde… Jan Kerk zog seine Dienstpistole. Er konnte nicht feuern, ohne seinen jungen Kollegen zu gefährden. Er mußte, einen anderen Schußwinkel finden. Inzwischen zog das Monster schon die Beine des fast ohnmächtigen Bouwers zu sich hinunter. Der Gummiknüppel war den Fingern des Konstapels entfallen. Er war bleich wie der Tod. Das Blut pulsierte aus seinem Fußstumpf. Jan Kerk ging leicht in die Knie. Jetzt hatte er die Kreatur im Visier. Zweimal hintereinander zog er den Stecher durch. Sah, wie die Geschosse in den ekelerregenden weißen Körper einschlugen. Der Kopf mit den heimtückischen toten Augen drehte sich nun grinsend dem älteren Polizisten zu. Kerk erstarrte. Er glaubte, vor Angst den Verstand zu. verlieren. Nicht nur, daß seine Patronen überhaupt keine Wirkung gezeigt hatten. Nun spürte er auch noch, wie ihn eine zweite Gestalt von hinten packte! Der zweite Unheimliche war womöglich noch größer als der erste. Im Gegensatz zu seinem Artgenossen war er aus dem schmutzigen Wasser der Gracht ans Ufer geklettert. Er verbreitete einen ähnlichen Pestgestank um sich herum. Und hatte übermenschliche Kräfte. Jan Kerk kämpfte mit dem Mut der Verzweiflung. Er war im waffenlosen Kampf geschult. Hatte schon oft genug auf dem harten Großstadtpflaster Amsterdams gegen Messerstecher und Schläger gefightet. Aber dieser Gegner war kein Mensch! Ein kräftiger Griff reichte aus, um Kerks Pistolenhand zu brechen. Der Grachtenteufel packte den Polizisten wie eine Puppe. Hob ihn weit über den eigenen Schädel in die laue Nachtbrise. Und ließ ihn dann, mit dem Kopf voran, auf das Pflaster donnern. Jan Kerk war auf der Stelle tot. Er kriegte nicht mehr mit, wie der Todeskampf seines jungen Kollegen nach einer endlos erscheinenden Minute ebenfalls endete. Die beiden weißhäutigen Bestien verschwanden mit einem leisen Gluckern im schwarzen Wasser der Leidsegracht. Nicht ohne ihre Opfer mitzunehmen. Die Monster waren zufrieden mit ihrem Beutezug. Sie ahnten nicht, daß es einen Zeugen für ihren feigen Angriff gegeben hatte. Vincent van Euyen. Mark Hellmanns Freund hatte von einer nahen Brücke aus mit 5 stummem Entsetzen die hinterhältige Bluttat verfolgt. * Trotz seines holländischen Namens war Vincent van Euyen im thüringischen Weimar geboren und aufgewachsen. Am 14. Februar '99 war er dreiundvierzig geworden, zwei Tage nach Flohs neuntem Geburtstag. Seine Vorfahren waren schon vor langer Zeit aus den Niederlanden nach Deutschland ausgewandert. Immerhin wurde bei ihnen zu Hause noch häufig Holländisch gesprochen. Darum beherrschte der Dreiundvierzigjährige mit dem Kugelbauch und dem störrischen blonden Haupthaar diese Sprache fast genauso gut wie Deutsch. Der Fotoreporter hatte wegen der großen Entfernung nicht eingreifen können, hatte dem Polizisten nicht helfen können. Er war zwar keine Kämpfernatur, doch diese Tatsache ignorierte er stets dann, wenn Not am Mann war. Mehrmals hatte er das schon bewiesen und sich für sein Freunde vehement eingesetzt (Siehe die Bände 12 und 38!). Vincent kannte sich in schwarzmagischen Dingen aus. Darum wußte er, daß die Angreifer Ghuls gewesen waren. Und denen mit bloßen Händen gegenüberzutreten, kam einem Selbstmord gleich. Von seinem Platz aus mußte er den Molenpad hinuntergehen, dann nach links abbiegen und wieder nach rechts, um zum Platz des Überfalls zu gelangen. Und das dauerte. Vincent van Euyen war kein Sprinter, kein Wunder bei seinem Übergewicht, doch als er das schrille Winseln einer Polizeisirene hörte, die sich vom Leidseplein her näherte, legte er noch einen Zahn zu. Eigentlich hatte der Weimarer nur ein paar Tage Urlaub im Land seiner Vorfahren machen wollen. Aber irgendwie ließ ihn das dämonische Treiben nie los. Ob das an seiner Freundschaft mit Mark Hellmann lag, der als Kämpfer des Rings ein Auserwählter und Erzfeind der Hölle war? Vincent van Euyen hatte keine Ahnung. Er spürte nur die teuflische Bedrohung, die von diesen Grachtenghuls ausging. Und er wollte seinen Teil dazu beitragen, um sie zu besiegen. Der beleibte Mann keuchte wie ein Walroß. Neben dem Audi hielt inzwischen ein Toyota-Kleinbus mit der Aufschrift POLITIE, aus dem vier bewaffnete Beamte sprangen. Aber es gab nichts zu 6 sehen. Nur ein paar Blutflecken, einen einsamen Gummiknüppel und eine fallen gelassene, herrenlose Pistole. »Verdammt!« schimpft ein älterer Beamter, der sich umschaute. »Was ist hier passiert?« Vincent van Euyen hatte diese Worte gehört. »Ich habe alles beobachtet!« schnaufte er. Die Polizisten warteten ungeduldig, bis er wieder Atem geschöpft hatte. Der Reporter der Weimarer Rundschau konnte sie verstehen. Sie sorgten sich um ihre Kollegen. »Wir sind ganz Ohr, Mijnheer!« Doch als Vincent anfing, die Ghuls und ihren Überraschungsangriff zu beschreiben, verdüsterten sich die Mienen der Uniformierten immer mehr. Einer schnupperte unverhohlen an Vincents Atem. Wollte wohl checken, ob er eine Fahne hatte. Aber Vincent hatte an diesem Abend nur den scharf gerösteten holländischen Kaffee getrunken. Bisher. »Sie wollen uns wohl auf den Arm nehmen!« raunzte ihn der ältere Polizist an. »Das kann Sie teuer zu stehen kommen!« Und sie ließen ihn wirklich in ein Röhrchen pusten. Wie einen Alkoholsünder. Dann mußte er noch seine Ärmel aufkrempeln und die Armbeugen vorzeigen. Ob Einstiche vorhanden waren. Das hier war schließlich Amsterdam. »Er ist sauber«, meinte ein jüngerer Polizist fast enttäuscht. »Nur offensichtlich total verrückt!« Normalerweise war Vincent van Euyen die Ruhe selbst. Aber nun lief sein Gesicht rot an. Er richtete seinen Zeigefinger wie eine Waffe auf das Gesicht des Sprechers. »Es gibt Ghuls, melkmuil (Milchbart!) Es gibt auch Vampire und Blut-Schamanen und andere schwarzmagische Wesen! Wenn sie auch nicht in euren godverdomme Dienstvorschriften vorkommen!« Das Ende vom Lied war, daß die Beamten Vincents Personalien aufnahmen, seine Amsterdamer Hoteladresse notierten und versprachen, ein Protokoll seiner Aussage aufzunehmen. Er könnte ja morgen zum Unterschreiben ins Präsidium kommen. Oder nächste Woche. Oder irgendwann… Sie behandelten ihn wie einen armen Irren. Der Reporter kochte vor Wut, als er sich endlich trollen durfte. Es war schon nach Mitternacht. Er stiefelte geradewegs in eine Bar am Leidseplein. Eine Touristenfalle mit Oben-ohne- Bedienung. Vincent war so sauer, daß er keinen Blick für die 7 schaukelnde Götterspeise links und rechts von ihm hatte. Er bestellte sich ein Heineken-Bier und einen Genever zu astronomischen Preisen. Stürzte den Schnaps herunter und spülte mit dem Pils nach. Dann wischte er sich den Schaum aus dem Schnurrbart und zündete sich seine Pfeife an. Wütend war er auf die Beamten, doch die konnten ihn zum Glück nicht hören. »Ich werde euch schon die Ghuls auf dem Silbertablett servieren, ihr sturen Sesselfurzer! Und wenn es das letzte ist, was ich tue…« * Wie ein Raubfisch bewegte sich der Ghul durch das trübe Grachtenwasser. Kraftvoll und absolut tödlich. Er und seine Artgenossen waren auf Beutezug. Wie fast jede Nacht. Sie waren immer sehr vorsichtig gewesen. Darum war ihr abscheuliches Treiben lange unbemerkt geblieben. Es gab in Amsterdam genug Opfer für sie, nach denen kein Hahn krähte. Ausreißer. Junkies. Illegale Einwanderer. Viele von ihnen trieben sich Tag und Nacht in der Innenstadt herum. Wenn einer von ihnen verschwand, rief garantiert niemand die Polizei. Der Ghul war nicht besonders clever. Daß er und sein Artgenosse in dieser Nacht zwei Ordnungshüter angefallen hatten, machte ihm kein Kopfzerbrechen. Die Gier war einfach zu stark gewesen. Und sie war noch nicht gestillt. Denn als Leichenfresser machten sich diese Dämonen erst über ihre Opfer her, wenn sie schon länger tot waren. Deshalb hatten sie die sterblichen Überreste der Polizisten zu ihrem »Vorratslager« geschafft. Was wohl der Konsul zu ihrer Beute sagen würde? Doch bevor er sich weiter damit befassen konnte, wurde die Aufmerksamkeit des Ghuls abgelenkt. Er witterte wieder lebende Menschen. In seiner unmittelbaren Nähe. Die Bestie unterdrückte ein gieriges Aufstöhnen. So gut wie unsichtbar glitt sie durch das Wasser der Lijnbaansgracht. Auf ein kleines Hausboot zu… * 8 Ein dumpfes Geräusch ertönte. Gefolgt von einem mehr oder weniger lauten Plätschern. Bernd erhob sich fluchend aus seinem Bett. Es war verdammt schmal. Aber an Bord seines Hausbootes mußte jeder Zentimeter Platz ausgenutzt werden. Immerhin konnte er froh sein, überhaupt ein Dach über dem Kopf gefunden zu haben. Der Aussteiger aus Deutschland war nicht der einzige, der sich Amsterdam als neue Heimat ausgesucht hatte. Seit einem halben Jahr lebte der gebürtige Augsburger nun auf dem Boot in der Lijnbaansgracht. »Was machst du?« Sandra zog sich die Bettdecke bis an ihre sommersprossige Nasenspitze. Die junge Frau stammte ebenfalls aus dem östlichen Nachbarstaat der Niederlande. Ebensowenig wie bei ihrem Freund hätte man sagen können, wovon sie eigentlich lebte. Dann und wann schleppte sie einen abenteuerlustigen Touristen ab und »verwöhnte« ihn für ein paar Scheine. Aber auch diese Geldquelle sprudelte nicht regelmäßig. »Ich seh nach, was da los ist!« brummte Bernd und schlüpfte in seine Jeans. »Das sind bestimmt wieder diese verdammten Punker von nebenan…« »Komm doch wieder ins Bett«, säuselte Sandra. »Nachher… Ich will ja nur verhindern, daß die uns wieder das Deck vollkotzen.« Mit diesen Worten stieg er die schmale Holztreppe hinauf, die von dem großen Wohn- und Schlafraum auf das winzige Sonnendeck des Bootes führte. Bernd öffnete die Luke. Für einen Moment fuhr eine Brise des kalten Nordsee-Nachtwindes in die Kabine. Fröstelnd kroch Sandra tiefer unter die Decke. »„Neeeeiiiiiinnnnn!!!« Der Entsetzensschrei hatte kaum noch menschlich geklungen. Schlagartig war das Mädchen hellwach. Sie fuhr hoch, als ob sie sich auf eine Reißzwecke gesetzt hätte. War das die Stimme von Bernd gewesen? Oder von jemand anderem? Wer war da draußen? Oder, besser gefragt: Was war da draußen? Automatisch tasteten die Finger der Deutschen nach dem Baseballschläger, der griffbereit neben dem Kojenbett lag. Ihre »Lebensversicherung« gegen unliebsame nächtliche Besucher. Warum hatte Bernd ihn nicht mitgenommen? Sandra würde es 9 nie erfahren. Die Nackte wälzte sich von der Matratze. Das Wohnboot wurde innen nur von der Nachttischlampe spärlich beleuchtet. Einige dumpfe Geräusche erklangen draußen auf dem kleinen Deck. Immerhin kein zweiter Schrei. Das Mädchen fühlte, wie die Panik in ihr hochkroch. Gleichzeitig versuchte sie sich einzureden, daß es ein gutes Zeichen sei, keine lauten Geräusche mehr zu hören. Aber das war ein Irrtum, ein tödlicher Irrtum. Bernd hatte die Luke nur halb hinter sich geschlossen. Sandra kniff die Augen zusammen und spähte in die Dunkelheit hinaus. Aber sie konnte keine Einzelheiten erkennen. Da draußen bewegte sich etwas. Aber was? Plötzlich wurde die Luke ganz aufgerissen. Ein Gegenstand polterte die drei Stufen hinunter, klatschte dann auf die Planken und rollte bis vor ihre Füße. Sandra kreischte wie eine Wahnsinnige, als sie erkannte, was dort hereingeworfen worden war. Der Kopf ihres Freundes Bernd! Das Gesicht des Toten war von namenlosem Entsetzen verzerrt. Er mußte vor seinem, schrecklichen Ende etwas Furchtbares gesehen haben. Und dieses Furchtbare kam nun die kleine Treppe herunter! Sandra blieb fast das Herz stehen. Sie hatte schon einige Horrorfilme gesehen, aber dieses Wesen übertraf jede Kino- Phantasie. Allein schon der bestialische Gestank konnte einen umhauen. Das Monster mußte mindestens fünf Jahrhunderte in einer feuchten Gruft gelegen haben. Seine Haut war bleich wie die eines Albinos, dazu aufgedunsen und teilweise zerfressen. In seinen Augen glomm das Feuer der Hölle. Mit vorgestreckten Armen torkelte die Kreatur auf Sandra zu. Die Lippen waren zurückgezogen und entblößten ein kräftiges Gebiß. »Der Konsul wird sich freuen…« lallte der untote Killer auf Holländisch. Das Mädchen verstand zwar die Worte, aber nicht ihre Bedeutung. Sie wußte nur eins: Wenn sie nicht enden wollte wie Bernd, mußte sie schleunigst von hier verschwinden. Aber wie? Der Ghul drängte sich derweil zwischen sie und den einzigen Ausgang. Diese Hausboote waren in Gefahrensituationen die reinsten Todesfallen. Keine der Fensterluken war groß genug, um einen 10

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